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Praktikum im Schmelzpott der Vielfalt

19.03.2015 - Artikel

Frederik, Anwärter im mittleren Auswärtigen Dienst, berichtet im Blog von seinem Auslandspraktikum an der Deutschen Botschaft Dhaka in Bangladesch.

Frederik von den RSA14, den Anwärtern im mittleren Auswärtigen Dienst, hat es zum Auslandspraktikum nach Dhaka verschlagen. „Arm, aber sehr bunt und vielfältig“, so ist sein Fazit nach fast vier Monaten in der 16-Millionen-Stadt. Im Blog berichtet er von seinen Eindrücken:

Frederik auf einer Rikscha
Frederik auf einer Rikscha© AA

„Rikscha? Boss! Rikscha?“ – Langsam fährt der Rikschafahrer am Straßenrand, seine Frage trotz meines freundlichen Verneinens immer wiederholend. Vor, hinter und neben ihm andere Rikschafahrer, Autos und dreirädrige Motorräder, so genannte CNGs, manchmal auch ein Arbeits-Elefant. Gehupe, Geklingel, Rufen. Die Suche nach Fahrgästen. Zwischen dem von der Straße dringenden Lärm noch das Gekreische von Kreissägen, das Hämmern und Bohren von einer der zahllosen Baustellen in Dhaka.

Eindrücke. Eindrücke von Dhaka: mit fast 16 Millionen Einwohnern eine der am schnellsten wachsenden, sogenannten Megacities der Welt und Hauptstadt von Bangladesch, das zu den am dichtesten besiedelten Staaten gehört.

Hierher hat es mich zum neunmonatigen Auslandspraktikum verschlagen. Zugegeben: Ein Ort, um den mich wenige beneidet haben. Und rein äußerlich betrachtet ist das verständlich: Ruhe findet man hier nicht, auch tolle Freizeitmöglichkeiten oder Parks sind rar. Die Armut blickt einem an jeder Straßenecke an, und die Hitze macht einem bereits jetzt, im März, zunehmend zu schaffen.

Eine Stadt voller Widersprüche

Eine Stadt und ein Land, das ganz anders als Deutschland ist und voller Widersprüche: Selbst in den wohlhabenderen Stadtvierteln wie Gulshan, in dem sich die deutsche Botschaft befindet, sieht man größte Armut neben unglaublichem Luxus; Reiche, die sich durch die Stadt chauffieren lassen neben häufig von Krankheit und Verletzungen gezeichneten Bettlern. Ruinenhafte Häuser, die dennoch bewohnt sind, neben Prachtbauten, die riesige Wohnungen beherbergen. Limousinen neben bunt bemalten Rikschas. Kinder, die in gepflegter Schuluniform auf dem Weg zur Schule sind, neben Jungen und Mädchen in abgetragener Kleidung, die arbeiten oder betteln müssen, um ihre Familie mit über Wasser zu halten. Und irgendwo dazwischen sind auch Arbeitselefanten im Einsatz.

Wer hier mit offenen Augen durchgeht; wer sich nicht an deutsche Annehmlichkeiten klammert – der wird belohnt mit einer Menge interessanter Erfahrungen und Eindrücke. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und Fremden gegenüber aufgeschlossen.

Es ist, so empfinde ich es, ein ganzes Stück mehr „wahrer Auswärtiger Dienst“ als mir ein Praktikum an einem vermeintlichen „Traumort“ dieser Welt je vermitteln könnte.

Die Empfangskultur der Botschaft macht es Neuankömmlingen sehr einfach: Sofort wird man eingeladen zu gemeinsamen Essen, Spieleabende oder Ausflüge. Niemand wird alleine gelassen.

Mitten drin und aktiv dabei

Ich übernehme hier klassische Tätigkeiten des mittleren Dienstes wie Aktenverwaltung, die Erledigung des Postein- und Ausgangs in der Registratur oder das Erfassen von Kassenanordnungen in der Zahlstelle. Auch unterstützende Tätigkeiten für den Kanzler, den Chef der Verwaltung, zum Beispiel bei den Gehaltszahlungen an lokal beschäftigte Kollegen, gehören dazu. Zwischendurch gibt es besondere Tätigkeiten und Projekte wie die Organisation einer Fotoausstellung. Das ist eines der tollen Dinge am Praktikum hier in Dhaka: Mehr noch als bei der späteren Tätigkeit verschwimmen die Grenzen zwischen den Laufbahnen. Neben den klassischen, eher laufbahnbezogenen Arbeiten bekomme ich gute Einblicke in die anderen Arbeitsbereiche einer Auslandsvertretung und die Gelegenheit, aktiv mitzumachen. Ein Vorteil ist dabei sicherlich auch, dass Dhaka eine kleinere Botschaft ist, wo jeder gebraucht und eingebunden wird. All' das hat mein Praktikum schon im ersten Drittel ausgesprochen abwechslungsreich und interessant gemacht und einen Eindruck von der Vielfalt meiner späteren Tätigkeiten gegeben.

Bangladesch: Viel mehr als bittere Armut

Bangladesch ist mehr als einstürzende Fabrikgebäude und bittere Armut. Viel mehr – im positiven Sinne. Ein Praktikum hier macht Lust auf die Arbeit nach der Ausbildung. Einen Grund, „den Kopf in den Sand zu stecken“, wenn die Praktikumsplätze verkündet werden und man derjenige ist, den es nach Dhaka verschlägt, gibt es jedenfalls nicht.

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