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Deutsch-Französischer Menschenrechtspreis: Das sind die Preisträgerinnen und Preisträger 2016

01.12.2016 - Artikel

Außenminister Steinmeier und sein französischer Amtskollege Jean-Marc Ayrault haben am Donnerstag (01.12.) im Auswärtigen Amt 16 Menschenrechtsverteidiger ausgezeichnet. Wir stellen die Preisträger und Preisträgerinnen vor.

Außenminister Steinmeier lobte in seiner Rede Mut und Mitgefühl der Preisträger.
Außenminister Steinmeier lobte in seiner Rede Mut und Mitgefühl der Preisträger.© Ronny Hartmann/photothek.de

Von China bis nach Brasilien, von Tschad bis nach Kanada: Aus der ganzen Welt sind die Frauen und Männer angereist, die am Donnerstag (01.12.) im Weltsaal des Auswärtigen Amts in Berlin mit dem Deutsch-Französischen Preis für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit ausgezeichnet worden sind. „Eines eint sie alle: Ihr Mut, Ihr Mitgefühl und Ihre Beharrlichkeit im Einsatz für andere“, sagte Außenminister Steinmeier in seiner Dankesrede an die Preisträger. Mit stehenden Ovationen feierte das Publikum die Preisträger. Ihre Geschichten und ihr unermüdliches Engagement beeindrucken:

Eva Abu Halaweh, Jordanien, (*1974), Gründungsmitglied und seit 2003 Vorsitzende der Mizan Law Group for Human Rights — einer Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, in ihrem Heimatland Jordanien die Demokratie und Menschenrechte zu fördern. Davor war Abu Halaweh Rechtsberaterin beim UNHCR.

Pietro Bartolo, Italien, (*1956), Gynäkologe, bereits seit 1991 engagiert er sich, selbst aus Lampedusa stammend, für die Einführung einer medizinischen Erstuntersuchung für Flüchtlinge – insbesondere für Frauen und Kinder. Der Regisseur Gianfranco Rosi setzte ihm mit seinem Dokumentarfilm „Fuocoammare“ ein filmisches Denkmal und gewann damit bei der Berlinale 2016 den Goldenen Bären.

Die Preisträgerinnen und Preisträger mit den Außenministern Steinmeier und Ayrault.
Die Preisträgerinnen und Preisträger mit den Außenministern Steinmeier und Ayrault.© Ronny Hartmann/photothek.de

Sarah Belal, Pakistan, (*1978), Mitbegründerin sowie Leiterin der NRO Justice Project Pakistan, die sich seit 2009 gegen die Todesstrafe engagiert. Sarah Belal stellte seitdem eine anwaltliche Verteidigung mehrerer zum Tode Verurteilter sicher, bei denen ernsthafte Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Todesurteils bestanden. Sarah Belal gehört einem internationalen Netzwerk von Juristen an, die sich in besonderer Weise für Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen einsetzen.

Valentina Cherevatenko, Russland, (*1956), steht seit 1993 der Organisation „Frauen vom Don“ vor, die Mitbürgern in Konfliktgebieten hilft. 2005 wurde Frau Cherevatenko aufgrund ihres langjährigen Engagements für den Friedensnobelpreis nominiert und 2011 mit dem Preis der Moskauer Helsinki-Gruppe geehrt. Gegen sie läuft seit Sommer 2016 ein Strafverfahren: Ihr wird vorgeworfen, bei einem ihrer Projekte mit der Heinrich-Böll-Stiftung kooperiert zu haben – und die „Frauen vom Don“ trotzdem nicht freiwillig als „ausländischer Agent“ registriert zu haben.

Aleh Hulak, Weißrussland, (*1967) ist Leiter der 1995 gegründeten Menschenrechts-NRO „Belarussisches Helsinki Komitee“ (BLRHK), die als wichtigste registrierte Menschenrechtsorganisation des Landes gilt. Das BLRHK, das auch Partner des Europarates ist, ist auf den verschiedensten Feldern aktiv: Es berät und betreut unter anderem Menschenrechtsverteidiger und bemüht sich um die Verbesserung von Haftbedingungen.

Sunitha Krishnan wurde für ihr Engagement gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution geehrt.
Sunitha Krishnan wurde für ihr Engagement gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution geehrt.© Ronny Hartmann/photothek.de

Beverly K. Jacobs, Kanada, (*1962) frühere Präsidentin der „Native Women’s Association of Canada“ (NWAC), erreichte, dass die kanadische Regierung zehn Millionen Dollar zur Verfügung stellte, um 500 Fälle vermisster und ermordeter indigener Frauen zu untersuchen. Sie setzt sich für die Durchsetzung von Rechten Indigener ein - besonders von Frauen und Mädchen. Im Jahr 2004 verfasste sie für Amnesty International den Bericht „Gestohlene Schwestern“.

Sunitha Krishnan, Indien, (*1972), Gründerin des Vereins Prajwala. Der Verein engagiert sich gegen Menschenhandel, kümmert sich um Opfer von Zwangsprostitution und deren Resozialisierung. Prajwala betreibt Frauen- und Kinderhäuser und führt Schulungen für Polizei und Justiz sowie Aufklärungskampagnen durch. Mehr als 12.000 Personen konnten so bisher aus der Zwangsprostitution befreit werden.

Mary Lawlor, Irland, (*1952), gründete 2001 die NRO Front Line Defenders (FLD), die zu den renommiertesten Organisationen, die sich für den Schutz und die Sicherheit von Menschenrechtsverteidigern einsetzt. Von 1988 – 2000 war sie Präsidentin und Leiterin der irischen Sektion von Amnesty International. Im Oktober 2016 hat Frau Lawlor ihre Position als Direktorin von FLD abgegeben, arbeitet aber weiter im Vorstand der Organisation. Frau Lawlor ist derzeit beigeordnete Professorin am Trinity College Dublin.

Jacqueline Moudeïna, Tschad, (*1957), schloss sich aus dem Exil der Menschenrechtsorganisation „Association tchadienne pour la Promotion et la Défense des Droits de l’Homme“ an. Nach der Rückkehr in ihr Heimatland arbeitete sie, als eine der ersten Frauen im Tschad, als Anwältin und setzte sich für die Opfer des Habré-Regimes ein. Durch ihre Arbeit leistete sie einen wichtigen Beitrag dafür, dass Habré 2013 in Senegal verhaftet, vor Gericht gestellt und 2016 wegen Kriegsverbrechen, Folter und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

Die Preisträgerin Jacqueline Moudeïna mit den Außenministern Steinmeier und Ayrault.
Die Preisträgerin Jacqueline Moudeïna mit den Außenministern Steinmeier und Ayrault.© Ronny Hartmann/photothek.de

Maximilienne Ngo Mbe, Kamerun, (*1972), Gründungsmitglied der NROReseau des Defenseurs de Droits Humains en Afrique Centrale“ (REDHAC), ist eine der bekanntesten Menschenrechtsaktivistinnen Kameruns. Hauptziel der Organisation ist, die Achtung der Menschenrechte in Zentralafrika voranzutreiben. Seit 2010 ist Maximilienne Ngo Mbe Generalsekretärin von REDHAC. Dort engagiert sie sich für den Ausbau eines Netzwerks von Menschenrechtsverteidigern.

Maria da Penha, Brasilien, (*1945). Nach brutalen Misshandlungen und mehreren Mordversuchen durch ihren Ehemann ist sie seit 1983 querschnittsgelähmt. Sie kämpfte fortan 20 Jahre, unter anderem vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (IACHR), für die Anerkennung häuslicher Gewalt als Verbrechen, die bislang in Brasilien nicht unter Strafe stand. 2006 verabschiedete das brasilianische Parlament ein Gesetz, das als „Gesetz Maria da Penha“ bekannt wurde.

Tahmina Rahman, Bangladesch, (*1962), Regionaldirektorin der Menschenrechtsorganisation „Artikel 19“, engagiert sich für das Recht auf freie Meinungsäußerung in Bangladesch – besonders auch für Journalisten im Internet und für Blogger. Nach den Morden an Bloggern in Bangladesch 2015 und 2016 unterstützte sie Aktivisten, die im Land oftmals auf sogenannten „Todeslisten“ lokaler Terrororganisationen stehen.

Thun Saray, Kambodscha, (*1951), Präsident der Menschenrechtsorganisation „Cambodian Human Rights and Development Association“ (ADHOC), die er selbst im Dezember 1991 mitgegründet hat. Er war Opfer des Khmer-Rouge-Regimes und aufgrund seiner Arbeit zeitweise in Haft. ADHOC unterstützt unter anderem Gemeinden oder Einzelpersonen bei Landkonflikten mit privaten, lokalen, aber auch ausländischen Investoren.

Montserrat Solano Carboni, Costa Rica, (*1976) wurde 2014 vom costa-ricanischen Parlament zur Ombudsfrau (Defensora de los Habitantes) gewählt. Auf internationaler Ebene hat sie sich bei der Mitarbeit in der Internationalen Kommission gegen die Straffreiheit in Guatemala, bei Feldbesuchen in der Demokratischen Republik Kongo und in der Ukraine zu ihrer Zeit als Vertreterin der internationalen Menschenrechtsföderation am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag engagiert. Zusätzlich wurde Frau Solano Carboni zur ständigen Vertreterin der Internationalen Stiftung für Menschenrechte vor dem IStGH gewählt und übte diese Tätigkeit bis zu ihrer Wahl zur Ombudsfrau 2014 aus.

Wang Qiaoling, China, (*1972), Juristin, ist innerhalb nur eines Jahres zu einer der herausragendsten Menschenrechtsaktivisten des Landes geworden. Sie ist de-facto „Sprecherin“ der Familienmitglieder der von der „709-Verhaftungswelle“- betroffenen Menschenrechtsanwälte in China. Darunter befindet sich auch Wang Qiaolings Ehemann, Li Heping, einer der bekanntesten Menschenrechtsanwälte des Landes.

Raed al-Saleh, Syrien, (*1984) nimmt stellvertretend den Sonderpreis für die syrischen Weißhelme entgegen. Die seit 2013 bestehende Organisation des syrischen Zivilschutzes ist eine Gruppe von ca. 3.000 Freiwilligen, die bei der Wiederinstandsetzung lokaler Infrastruktur helfen. Die Weißhelme starteten mit zwölf Mitgliedern; mittlerweile ist die Organisation in 115 Orten in allen von der syrischen Opposition gehaltenen Gebieten aktiv. Die Weißhelme sind unbewaffnet und in ihrer humanitären Arbeit strikt neutral.

Zum Weiterlesen:

Rede von Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei der Preisverleihung

Pressemitteilung: Außenminister Steinmeier und Außenminister Ayrault anlässlich der Verleihung des Deutsch-Französischen Preises für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit

„Verfolgten beistehen“ (Gemeinsamer Namensartikel von Frank-Walter Steinmeier und Jean-Marc Ayrault, erschienen am 01.12.2016)

„Ein Preis für Verteidiger der Menschenrechte: Deutschland und Frankreich verleihen neue Medaille“ (Artikel vom 28.11.2016)

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