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Rede von Europa-Staatsminister Michael Roth zur Eröffnung der Ausstellung „#Luther goes USA“ im Lichthof des Auswärtigen Amts

29.09.2016 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

Sehr geehrte Damen und Herren,

„Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ Das denkt sich wohl auch die Luther-Skulptur aus rotem Kunststoff, die nun schon seit einigen Jahren mein Berliner Büro ziert – zunächst im Deutschen Bundestag und nun seit fast drei Jahren auch hier im Auswärtigen Amt.

Daran merken Sie schon: Dieser Luther verfolgt mich schon länger. Und egal, wohin ich komme in Europa und der Welt: Fast überall sind dieser Martin Luther und seine Schriften bestens bekannt. Er ist sozusagen einer unseren größten Exportschlager „made in Germany“ – und das nun schon seit fast 500 Jahren.

Als Martin Luther 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug, brachte er damit einen Stein ins Rollen, der erst Deutschland, dann Europa und schließlich die ganze Welt verändern sollte.

Doch die Reformation war nicht bloß das Werk eines einzigen Mannes. Auch in anderen Ländern gab es eigene reformatorische Bewegungen: Man denke nur an Huldrych Zwingli und Johannes Calvin in der Schweiz, an Mikael Agricola in Finnland oder an Jan Hus in Tschechien.

Die Reformation ist eben eine echte Weltbürgerin! Sie hat die Gesellschaften in Deutschland und Europa, aber auch darüber hinaus, nachhaltig geprägt. Das gilt nicht zuletzt für die Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Aufklärung und der Freiheitsgedanke verbinden uns mit den USA wie mit keinem anderen Land außerhalb Europas. In einer Welt, die angesichts von Krisen und Konflikten in Unordnung geraten ist, müssen wir uns auch den zentralen Fragen der Reformation neu widmen: Religion und Ordnung, Glaube und Frieden, Freiheit und Verantwortung.

Martin Luther rüttelte an der Ordnung des 16. Jahrhunderts. Er setzte der weltlichen und geistigen Macht Grenzen. Er betonte die Gewissensfreiheit, die Urteilskraft sowie die Eigenverantwortung des Einzelnen. Die Reformation hat daher auch einen wesentlichen Anteil an den Entwicklungen hin zur Aufklärung und zur Demokratie von heute.

Dabei hatte Luther ein entscheidendes Hilfsmittel: Den Buchdruck. Eine Medienrevolution, die half, Flugblätter und Schriften in Windeseile nicht nur in Deutschland zu verbreiten. Mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche und seinem Einsatz für die Gründung von Schulen machte Martin Luther die Reformation auch zu einer einzigartigen Bildungsoffensive. Er wollte die Menschen befähigen, ihr Gewissen und ihren Verstand zu entwickeln, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.

500 Jahre Reformation sind ein guter Anlass zum Feiern und das Erbe der Reformation zu pflegen. Das Auswärtige Amt unterstützt gerne die beiden Ausstellungsprojekte „Here I stand…“ und „Renaissance and Reformation: German Art in the Age of Dürer and Cranach“ in den USA. Die beiden Ausstellungen zeigen Stücke, die bislang noch nie in den USA zu sehen waren. Beide Projekte wollen wir Ihnen heute Abend unter dem Motto „Luther goes USA“ näher bringen und in der neuen Lichthof-Ausstellung vorstellen.

Die Ausstellung „Here I stand…“ wurde im Rahmen eines Previews vergangenen Freitag in New York von Bundesminister Frank-Walter Steinmeier vorab eröffnet. Der Minister hat auch die Schirmherrschaft über beide Ausstellungsprojekte übernommen.

Nun wäre es etwas aufwändig gewesen, die Ausstellungen vor der Abreise in die USA noch rasch hier im Auswärtigen Amt zu zeigen…! Daher zeigen wir hier im Lichthof die Poster-Ausstellung „#Here I stand…“, die eine Ableitung der eigentlichen Ausstellung ist.

Sie zeigt in modernen Infografiken Hintergrundinformationen zu Martin Luther und der Zeit der Reformation. Artefakte, die in Luthers Wohnhäusern gefunden worden sind, wurden aufwändig dreidimensional gescannt und plastisch nachgedruckt. Dieses Verfahren wird Ihnen in den Vitrinen näher gebracht.

Mit diesen modernen Ansätzen übertragen wir die damalige Medienrevolution, den Buchdruck, auf die heutige Zeit. Denn auch Luther war seiner Zeit immer einen Schritt voraus. Heute würde er wohl mit Begeisterung twittern! „Im Anfang war das Wort“ hieß es damals. Heute würde Luther vielleicht munter Hashtags in sein Smartphone tippen. Und ganz sicher würde ich seine Beiträge mit großer Freude re-tweeten.

Der Clou: Weltweit kann die Ausstellung bestellt und dann selber ausgestellt werden – und das in deutscher und englischer Sprache. Ein fantastischer Service für Botschaften, Schulen und Auslandsgemeinden. Besonders freue ich mich, dass auch eine Kirchengemeinde aus meiner Heimatstadt Bad Hersfeld dieses tolle Angebot aufgegriffen hat.

Daneben möchte ich Ihnen heute auch das zweite, eher kunsthistorische Ausstellungs-projekt „Renaissance and Reformation: German Art in the Age of Dürer and Cranach“ vorstellen.

Diese Ausstellung wird im Los Angeles County Museum of Art in Los Angeles zu sehen sein. Es zeigt großartige Gemälde von Ludger tom Ring, Hans Brosamer, Albrecht Dürer, Lucas Cranach, aber auch Holzskulpturen von Tilman Riemenschneider vor.

Wir verdanken dieses Projekt der Kooperation der Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München. Auch dieses Projekt wird vom Auswärtigen Amt gefördert.

Ich freue mich, die leitenden Vertreter der beiden Ausstellungen, Prof. Dr. Harald Meller, Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt und Direktor des Landesmuseums, und Dr. Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München, begrüßen zu können!

Und nun: Viel Vergnügen beim Erkunden der Ausstellung! Und schauen Sie doch später mal bei Twitter nach. Unter dem Hashtag #HereIStand werde ich sicher noch einen Tweet absetzen…

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