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Rede von Außenminister Frank-Walter Steinmeier beim Abendmahlgottesdienst zur Eröffnung der 13. Tagung der Dritten Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg – schlesische Oberlausitz in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

12.11.2014 - Rede

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Damen und Herren,

war das nicht ein wundervoller Sonntag, dieser 9. November. Fröhlich, fast feierlich war die Stimmung der Hunderttausenden rund ums Brandenburger Tor. Die Menschen – und nicht nur die in Berlin - haben ihn gefeiert, den Mauerfall vor 25 Jahren. Manche ausgelassen, manche nachdenklich, aber alle haben wir uns zurück erinnert an mutige Menschen, die in Dresden, Leipzig, Ost-Berlin und anderswo auf die Straße gegangen sind für ein freies und vereintes Deutschland. Wir haben uns erinnert an die Euphorie und überschäumende Freude in einer Nacht, als Träume wahr wurden. Und mit ein bisschen Wehmut haben wir uns erinnert an dieses Gefühl, dass das, was damals passierte, und was die Menschen in Ostdeutschland forderten und taten, richtig war – so ganz ohne Einschränkungen. Dass sie auf der richtigen Seite der Geschichte standen - eindeutig und gut!

In der Politik sind solche Momente selten – und nicht nur da! In der komplizierten Wirklichkeit, in der wir leben, haben wir uns an das große „Aber“ gewöhnt; gelernt, damit zu leben, dass alles immer irgendwie relativ ist. Ich kenne das aus der Außenpolitik: sieht man die Welt mit den Augen der anderen, sieht man häufig eine ganz andere Welt! Der Seitenblick auf die aktuelle Ukraine-Krise reicht aus: Dass Russland mit der Annexion der Krim Völkerrecht gebrochen hat, hat bei uns nicht nur Unverständnis, sondern berechtigte Empörung hervorgerufen. Hören wir allerdings Michael Gorbatschow zu, scheint der Grund für Empörung nur und ausschließlich auf russischer Seite zu liegen! Oder nehmen wir den Bürgerkrieg in Syrien. Die Bilder, die uns jeden Tag erreichen, sind unerträglich! Fast 4 Jahre Bürgerkrieg, über 200.000 Tote, mehr als 7 Millionen Vertriebene – kaum auszuhalten! Und der Ruf: „Tut endlich was“ ist allgegenwärtig und verständlich! Und jeder weiß: mit Essenspaketen allein ändern wir nichts! Aber wenn wir eingreifen, dann auf welcher Seite, wenn in einem Konflikt so viele Seiten und unterschiedliche Spieler mit Eigeninteressen unterwegs sind?

Wir alle wollen das Richtige tun, aber es ist häufig so unglaublich schwer, zu erkennen, was richtig ist. Und was ich für die Außenpolitik beschreibe, kennen Sie aus Ihren beruflichen Tätigkeiten, in der Seelsorge, der Kirchengemeinde, aus ihren familiären und freundschaftlichen Beziehungen sicher ebenso.

Wie anders ist dagegen unser heutiger Predigttext! „Ehrt jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehrt den König“ – das sind doch einmal klare Ansagen, die da aus dem 1. Petrusbrief zu uns sprechen.

So klar, und so einfach, dass sie uns fast stutzig machen. Der Petrusbrief lässt keinen Raum für ein „Ja, aber“. Er formuliert deutlich und absolut vier Imperative, nach denen wir unser Leben ausrichten sollen. Vier Prinzipien, die das Verhältnis der frühen Christen zu ihren Mitmenschen sowie zu den politischen und geistlichen Autoritäten bestimmen sollten. Vier Anweisungen, wie man „das Richtige tut“: „Ehrt jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehrt den König“.

Knapper, lakonischer geht’s kaum. Keine Girlanden, kein Ornament. Alles Überflüssige ist weggelassen. Das vielleicht macht die starke Wirkung dieser Sätze aus – gerade in ihrer Einfachheit und Klarheit. Und es macht neugierig, nachzuforschen, was uns diese Sätze in unserer heutigen so komplexen Welt noch zu sagen haben. Und ich bedanke mich herzlich für die Einladung und hoffe, dass wir gemeinsam Antworten auf Fragen finden, die Petrus noch nicht haben konnte.

Gleich zu Beginn setzt Petrus einen Fanfarenstoß, der bis in unsere Zeit nachhallt: „Ehrt jedermann!“

Ich finde: die Delegierten der 48 Staaten, die am 10. Dezember 1948 im Palais de Chaillot in Paris der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zustimmten, hätten es nicht besser formulieren können. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“, beschließen sie – und übersetzen damit Petrus’ Aufforderung in unsere heutige politische Sprache.

Jeder Mensch ist gleich: Egal, wo er geboren wurde, wie viel er besitzt, und auch, woran er glaubt. Die universale Menschenwürde kennt keine Schranken. Das ist nicht selbstverständlich für eine junge Glaubensgemeinschaft wie das Christentum zur Zeit des Petrusbriefs, als doch Abgrenzung zur Sicherung der eigenen Identität verständlich gewesen wäre. Aber bereits im Entstehen der christlichen Gemeinden, kurz nach dem Tode Christi am Kreuz, ruft Petrus seinen Anhängern zu: Ehrt jedermann! Gibt es eigentlich ein „stärkeres“ Bekenntnis zu Nächstenliebe und Toleranz?

2000 Jahre nach Entstehen des Petrusbrief und 66 Jahre nach Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist dieses Bekenntnis noch immer keine Selbstverständlichkeit. Gerade in diesen Wochen sind wir Zeuge, wie im Irak und in Syrien Terroristen dieses Bekenntnis mit Füßen treten - mit unvorstellbarer Brutalität -, weil in ihren Augen beileibe nicht jedermann, geschweige denn jede Frau, die gleiche Würde und die gleichen Rechte besitzen. Nur die eigene Anhängerschaft, nur die Rechtgläubigen - aus ihrer Sicht - haben es verdient, „geehrt“ zu werden, für den Rest gilt die Alternative „Sklaverei oder Tod“. Die Terroristen des Islamischen Staates missbrauchen den Namen ihres Gottes, um auszugrenzen, Leid zuzufügen und zu morden – genau das Gegenteil also von dem universalen Horizont, der aus dem Petrusbrief spricht.

Und wenn sich diese Absage an Toleranz und Menschenwürde wenigstens auf ein paar vereinzelte Terroristen beschränken würde, irgendwo in Syrien, irgendwo im Irak! Dann könnten wir vielleicht sagen: Okay, das ist schlimm, die müssen bekämpft werden, aber mit uns hat das nichts zu tun. Hier bei uns, da gelten die Menschenrechte, und niemand wäre bereit sie preiszugeben.

Aber ist das die ganze Wahrheit? Was wir doch sehen, und was mich zutiefst beunruhigt, ist, dass es dem Islamischen Staat gelingt, junge Menschen in ihren Bann zu ziehen, die mitten unter uns aufgewachsen, Kinder unserer Gesellschaft sind. Denen, die gehen, geht es höchstwahrscheinlich nicht um die konkreten Konflikte und ihre Hintergründe in Syrien und im Irak, vielleicht nicht einmal um den Islam. Was für sie anscheinend attraktiv ist, ist gerade der Bruch mit unserer westlichen Zivilisation, mit unseren Werten, gerade auch den christlichen! Es ist die Absage an Menschenwürde und Toleranz. „Ehrt jedermann“ – das gilt nicht für uns! Das ist ihre Botschaft!

Und genau das ist die Herausforderung, die der IS an uns alle stellt. Seine Barbarei richtet sich gegen uns alle, gegen alles, wofür wir stehen und woran wir glauben. Und deshalb bin ich davon überzeugt, und werbe dafür, in meiner Partei, im Deutschen Bundestag und in der Öffentlichkeit, dass wir uns dem entgegenstellen. Dass wir den Islamischen Staat nicht einfach machen lassen. Dass wir uns nicht darauf beschränken, uns durch lautstarke Empörung ein gutes Gewissen zu verschaffen! Dass wir das Leid der Menschen lindern helfen, mit der Lieferung von Hilfsgütern und durch die Aufnahme von Flüchtlingen, wie wir sie gerade vor wenigen Wochen auf einer großen internationalen Konferenz hier in Berlin in meinem Ministerium beraten haben. Aber auch – so schwierig diese Entscheidung ist – durch Ausrüstung derjenigen, die sich mit letzter Not und Einsatz ihres Lebens dem Vormarsch der Barbarei entgegenstellen. „Ehrt jedermann“ – dieser Imperativ aus dem Petrusbrief bedeutet für mich auch, dass wir ihn durchsetzen gegen die, die Menschenwürde und Nächstenliebe mit Füßen treten. Und deshalb glaube ich, dürfen wir dem Abschlachten nicht nur zusehen.

Der zweite Imperativ lautet: „Liebt die Brüder!“. Ist das nicht eigentlich ein Widerspruch zu dem, was wir gerade gesagt haben? Jeder Mensch ist gleich, aber die Brüder sind gleicher? Bevorzugung des eigenen Stammes, der eigenen Glaubensgemeinschaft, die wir lieben sollen, während alle anderen nur ,geehrt‘ werden müssen? Was ist gemeint mit dieser zweiten Handlungsaufforderung?

Ich glaube, dass es im Petrusbrief selbst zunächst einmal darum ging, den Zusammenhalt der jungen Christengemeinden zu beschwören, ihre Verbundenheit in und gegenüber Christus. Heute lese ich daraus vor allem die Aufforderung, die Not hier bei uns, vor der eigenen Haustür, nicht zu übersehen. Vielleicht wäre es zu viel verlangt, jeden einzelnen Menschen überall auf der Welt zu lieben, für ihn verantwortlich zu sein und sich verantwortlich zu fühlen. Aber was um mich herum passiert, darum soll ich mich kümmern! Als ich vor knapp einem Jahr meinen Amtseid als Außenminister abgelegt habe, habe ich geschworen, meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen, seinen Nutzen zu mehren und Schaden von ihm abzuwenden. Das ist die vornehmliche Aufgabe einer Bundesregierung. Nicht alles Leid in der Welt überwinden, aber zunächst einmal dafür arbeiten, dass wir das Leben der hier lebenden Menschen – von denen die hier geboren und denen, die zu uns gekommen sind – gestalten helfen, mit Möglichkeiten und Chancen gerade für die, die der Hilfe bedürfen. Deswegen ist diese Eidesformel weder egoistisch noch nationalistisch, sie ist schlicht realistisch: Jeder tut das, was in seiner Macht steht. Und in diesem Sinne verstehe ich auch die Aufforderung, die Brüder zu lieben. Mach die Augen auf! Guck Dich um, was um Dich herum passiert, wer Deine Hilfe braucht und vor allen Dingen, wo Du mit anpacken kannst!

So verstanden sind es keine Gegensätze, der universale Horizont des „Ehrt jedermann!“ und die Verantwortung für den Nächsten, die aus der Aufforderung „Liebt Eure Brüder!“ spricht. Sie gehören zusammen, im Petrusbrief wie in der Politik.

Es ist wichtig, gerade jetzt daran zu erinnern, in der Erinnerung an den Mauerfall vor 25 Jahren. Wir sind seitdem ein anderes Land geworden: Wiedervereint, wirtschaftlich stark, fest verankert in der Europäischen Union, friedfertig und angesehen in der Welt – und jetzt auch noch Fußballweltmeister!

All das ist natürlich Grund zur Freude. Nur fürchte ich, dass Manche einen falschen Schluss daraus ziehen, nicht nur in der Außenpolitik: Viele möchten einfach in Ruhe gelassen werden; wollen nichts wissen von sozialer Not in Griechenland, von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer und vom Sterben im Nahen und Mittleren Osten. „Sollen sich doch andere darum kümmern!“ So als sei Deutschland irgendwie eine glückliche Insel, umtost aber gut geschützt vor den Wogen der Welt. Und je mehr wir unsere Füße trocken halten von diesem tosenden Ozean desto besser!

Nur: die ferne Welt, mit der wir nichts zu tun haben, um die sich andere kümmern sollen, gibt es nicht mehr. Die Welt ist zum Dorf geworden, sagen manche. Wir sind näher aneinander gerückt. Unüberbrückbare Entfernungen gibt es kaum noch. Das hat seine guten Seiten: wir sind im Urlaub in China, Neuseeland, Alaska und vielleicht Feuerland. Und Exportweltmeister sind wir auch; deutsche Unternehmen und Produkte sind auf allen Märkten weltweit zu Hause. Aber diese neue Nähe schafft auch Belastung. Internet und YouTube sorgen dafür, dass es nahezu keine unbekannten Konflikte mehr gibt. Bilder von Tod, Elend, Mord und Vertreibung kommen uns ungefiltert ins Haus. Wer sich vor den Fernsehnachrichten schützt, wird in den sozialen Medien damit bedrängt. Aber in Wahrheit ist es ja auch so: ob über Flüchtlings- und Migrationsströme, Foreign Fighters oder einbrechende Wirtschaftszahlen – wir leben eben nicht auf einer Insel – jeder dieser Konflikte von Ukraine bis Irak und Syrien berührt und trifft uns.

Oder in der Sprache des Petrusbrief: Der Blick auf die Brüder allein reicht nicht. Das alles geht uns etwas an! Und wir stehen in der Pflicht, erst recht in der Verantwortung, dass Friede und Würde des Menschen nicht allein eine Verheißung für den kleineren Teil der Welt bleibt. Die UNO wird im nächsten Jahr 70 Jahre alt. Wir müssen dafür arbeiten, dass die Charta der Vereinten Nation ein Versprechen für alle bleibt.

„Fürchtet Gott, ehrt den König“, heißt es im Petrusbrief weiter. Und damit sind wir beim Verhältnis der Christen zur Obrigkeit, zur staatlichen wie zur geistlichen. Dazu ist in einem Jahr, das für uns Protestanten unter dem Motto „Reformation und Politik“ steht, schon einiges gesagt worden – auch ich habe das verschiedentlich getan.

Wenn Petrus Gottesfurcht einfordert, so meint er damit gewiss keine Angst, sondern vielmehr Ehrfurcht und Gottvertrauen, die Anerkennung von Gottes Herrschaft. Das allein ist nicht revolutionär – spannend wird diese Aufforderung dadurch, dass sie gemeinsam ausgesprochen wird mit der Aufforderung, auch die staatliche Autorität zu respektieren. Weder soll sich die Kirche weltliche Macht aneignen – noch soll sich der Staat anmaßen, die Rolle der Kirche gleich mit zu erfüllen. Staat und Kirche, beide haben ihnen eigene Aufgaben, und ihnen eigene Daseinsberechtigungen, in der noch nicht erlösten Welt. Das ist zentral. Nicht umsonst taucht diese Stelle aus dem Petrusbrief auch im Barmer Bekenntnis wieder auf, als es darum geht, die Exzesse der Vermischung von Staat und Kirche, das Versagen der Deutschen Christen und die in Adolf Hitler projizierten Heilserwartungen aufzuarbeiten und zurückzuweisen. „Fürchtet Gott, ehrt den König“: Dieses Nebeneinander von weltlicher und kirchlicher Macht ist gottgewollt, aber sie sind nicht das Gleiche. Niemand verlangt von uns Christen Hingabe gegenüber dem König, niemand muss seine Bundesregierung lieben (nicht mal den Außenminister) –aber übersetzt auf Verhältnisse heute, in denen wir versuchen, nicht das Recht des Stärkeren, sondern die Stärke des Rechts durchzusetzen: dazu zählt auch Regeln zu beachten oder Steuern zu zahlen. Dafür braucht es keine Hingabe oder Liebe. Dafür reicht Anerkennung.

„Fürchtet Gott, ehrt den König“ – für uns Protestanten heißt das aber noch mehr. Denn es war Luther, der uns – auch unter Berufung auf Bibelstellen wie diese – dazu aufgerufen hat, unsere Verantwortung im Hier und Jetzt, anzunehmen und ernst zu nehmen. Seine Botschaft ist eindeutig: Mischt Euch ein! Nehmt eure Verantwortung vor Gott und vor der Welt ernst!

Er bricht mit der Lehre, dass der Mensch sich im Laufe seines Lebens zuallererst um das eigene Seelenheil bekümmern müsse: Durch Wohltaten, Buße, den Kauf von Ablassbriefen.

Darin steckt eine ungeheure Befreiung: Wir müssen uns nicht um uns selbst sorgen, weil Gott das tut. Und diese Freiheit kann niemand infrage stellen, keine Gesellschaft, keine Obrigkeit. Weil sie nicht von Menschen abhängt, sondern allein von Gott. Befreiung heißt aber eben nicht, dass wir alle nun vollkommen frei sind, zu tun und zu lassen, wozu wir schon immer Lust hatten; Freiheit zum Müßiggang und Faulenzertum. So einfach lässt uns Martin Luther nicht davon. Ganz im Gegenteil: Weil wir uns nicht mehr um uns selbst kümmern müssen, können – er würde vielleicht sagen – müssen wir uns um andere kümmern! Unsere Freiheit bezeugen wir dadurch, dass wir Verantwortung übernehmen für die Welt und die Menschen, die in ihr leben.

Aber auch hier wieder: Fürchtet Gott, ehrt den König. Bei aller Befähigung des Einzelnen bleibt klar: Nicht wir Menschen, nur Gott kann diese Welt retten.

Für mich als Politiker ist genau das der entscheidende Knackpunkt. Das macht mir Mut, gerade auch in Situationen, die ausweglos erscheinen. Weil ich weiß, dass ich es wagen kann – und weil ich gleichzeitig weiß, dass ich nicht für alle Ungerechtigkeiten dieser Welt zuständig bin. Der Theologe Hans Scholl hat geschrieben – und das trifft sich gut mit meinem eigenen Erleben: Reformatorische Politik ist nicht einfach ungeduldig revolutionär. Reformatorische Politik heißt schlicht: Das Ziel fest vor Augen, aber auf dem Weg dahin – mit Rückschlägen und Umwegen – nicht die Kraft und die Geduld verlieren!

Und wo passt diese Beschreibung besser, als in der Außenpolitik, wo es oft darum geht, dass wir uns auch im Zustand totaler Aussichtslosigkeit um kleinste Fortschritte bemühen! Ein paar Tage Waffenruhe, ein Waffenstillstand wenn‘s gut geht, Reden, um den Abbruch des Gesprächs überhaupt zu vermeiden und trotzdem immer wieder Rückschläge, wie jetzt in der Ukraine. Aber deshalb aufgeben und laufen lassen? Riskieren, dass aus einem Konflikt wieder eine neue Spaltung Europas wird? Ich glaube, das wäre nicht verantwortbar.

Meine Generation hat das Glück gehabt, dass sie die erste war, die keinen Krieg erlebt hat. Gerade wir haben die Pflicht, Europa den Rückfall in überwundene Gegensätze zu ersparen. Ob uns das gelingt, ist nicht sicher. Aber Enttäuschungen und Rückschläge sind kein Argument. Mit Rückschlägen umzugehen und die Kraft aufzubringen, weiterzumachen, darum geht es doch und vielleicht ist auch das Teil unserer christlichen Verantwortung.

Deshalb Barmen: Das Ziel fest vor Augen, aber auf dem Weg dahin nicht die Kraft und die Geduld verlieren! Das ist die Botschaft an uns alle.

Wir können das Reich Gottes nicht auf Erden bauen. Aber jeder von uns kann mithelfen, den Weg dahin zu ebnen. Jeder von uns kann versuchen, die vier Imperative im Petrusbrief zu befolgen: Ehrt jedermann, liebt die Brüder, fürchtet Gott, ehrt den König!

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