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„Nach der neuen Runde der Republikaner-Vorwahlen“ (Interview mit Harald Leibrecht)

04.04.2012 - Interview

Der Koordinator für die deutsch-amerkanische Zusammenarbeit, Harald Leibrecht, im Interview zum Thema „Nach der neuen Runde der Republikaner-Vorwahlen“. Gesendet auf SWR2 am 04.04.2012

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Mitt Romney ist wieder mal als Favorit hervorgegangen, auch aus den gestrigen Vorwahlen der amerikanischen Republikaner. Und doch, seine Gegenkandidaten erwecken den Eindruck, als sei das Rennen darum, wer am Ende Präsident Obama herausfordern wird, noch denkbar offen. Für wie wahrscheinlich halten denn Sie, dass sich das Blatt am Ende noch gegen Romney wenden könnte?

Leibrecht: Ich glaube, das Blatt wird sich nicht mehr gegen Romney wenden. Im Moment liegt er ja klar vorne. Er hat jetzt über die Hälfte der Delegiertenstimmen zusammen, die er Ende August beim Parteitag der Republikaner benötigt, um nominiert zu werden. Aber natürlich ist es in Amerika immer denkbar, dass andere Kandidaten noch auf diesem Parteitag vielleicht mit aufs Schild gehoben werden. Aber wie es aussieht, wird Romney wohl diese Nominierung für sich gewinnen.

Was ist denn das relative Erfolgsgeheimnis von Romney im Vergleich zu den anderen nach Ihrer Beobachtung. Warum schneidet er aufs Ganze gesehen offensichtlich besser ab bei diesen Vorwahlen?

Leibrecht: Also ein richtiges Erfolgsgeheimnis als solches sehe ich nirgends. Er ist nicht sehr charismatisch oder ein umjubelter Kandidat. Ganz im Gegenteil. Aber er ist für viele Republikaner , ich würde es mal nennen, der ungeliebte Vernunftkandidat, der wählbar ist, aber der es trotzdem schwer hat, alle Lager der Republikaner auf seine Seite zu bekommen - vor allem was auch die sehr Konservativen betrifft, auch die Tea-Party. Da ist er nicht der Wunschkandidat. Auf der anderen Seite ist man der Meinung, dass die anderen Kandidaten hier noch schlechter abschneiden oder zu sehr polarisieren. Insofern glaube ich, dass Romney der Kandidat sein wird, der letztendlich das Rennen macht für die Republikaner.

Keiner der drei anderen scheint ja aufgeben zu wollen. Selbst der völlig abgeschlagene liberale Außenseiter Ron Paul nicht. Sie selbst sind ja nun gebürtiger Amerikaner mit doppelter Staatsbürgerschaft sogar. Was ist da los bei den Republikanern? Spielt das Ego der einzelnen Bewerber heute eine viel größere Rolle als früher oder wie erklären Sie das?

Leibrecht: Ein gewisses Ego gehört hier sicherlich auch mit zum Geschäft. Aber es ist auch so, dass diese ganzen Vorwahlkämpfe ja auch sehr viel Geld kosten. Es gibt hier Sponsoren, es gibt Menschen, die sehr viel hier Geld geben in den Wahlkampf. Und ihnen gegenüber muss man natürlich als Kandidat rechtfertigen, dass man bis zuletzt die Chance ergreift und kämpft um jede Delegiertenstimme. Aber letztendlich ist das Rennen wohl doch schon gelaufen. Aber es gibt natürlich, wenn wir den Ron Paul auch nehmen, Kandidaten, die auch selber sehr viel Geld haben, sehr viel Kapital hier einsetzen können. Aber so ein bisschen das eigene Ego spielt hier sicherlich auch eine Rolle.

Aber dieser lang andauernde innerparteiliche Kampf, der bindet ja Kräfte, die eigentlich für den Wahlkampf gegen den amtierenden demokratischen Präsidenten gebraucht werden. Muss da nicht die Parteiraison irgendwann siegen oder ist das eine viel zu europäische Betrachtungsweise?

Leibrecht: Ja, also wir müssen natürlich sehen, dass es in Europa anders läuft wie in Amerika oder umgekehrt. Es ist ja eigentlich eine sehr demokratische Vorgehensweise, dass die Partei sich einen Kandidaten in einem Vorwahlkampf erst einmal kürt. Und natürlich geht es da auch mal richtig zur Sache und es fallen auch mal harte Töne. Das kann eine Partei auch sehr spalten, vor allem in diesem Fall, dieses Mal.

Und Sie rechnen damit, dass die Drei durchhalten bis Ende August zum Nominierungsparteitag?

Leibrecht: Ich glaube nicht. Ich meine, Newt Gingrich, dem geht im Moment schon wieder mal das Geld aus. Das ist kürzlich schon mal passiert. Also, ich glaube, dass sein Wahlkampf bald vorbei sein wird, auch bei den anderen Kandidaten. Na ja, Rick Santorum läuft ja noch ganz gut mit im Rennen. Er ist zwar schon etwas abgeschlagen. Aber letztendlich glaube ich, dass er noch versucht, auf jeden Fall bis zum Wahlparteitag durchzuhalten.

Wie sicher kann sich Präsident Obama denn sein, angesichts der inneren Verwerfungen bei den Republikaner, dass er im November von dieser lang andauernden Uneinigkeit profitiert und wiedergewählt wird?

Leibrecht: Also, im Moment profitiert er tatsächlich davon. Vor einigen Monaten lag Obama ja durchaus noch abgeschlagen oder in einer schlechten Startposition für den anstehenden Wahlkampf, für die Wahl im November. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Natürlich auch deshalb, weil das republikanische Lager gespalten ist. Davon profitiert Obama, aber auch von verbesserten Wirtschaftszahlen und zurückgehenden Arbeitslosenzahlen.

Wenn Sie mal auf den unwahrscheinlichen Fall aus heutiger Sicht gucken, dass Romney oder ein anderer Republikaner Obama ablöst, was würde sich dann transatlantisch ändern?

Leibrecht: Transatlantisch zunächst mal wenig. Wir haben ja sehr enge Bindungen zu Amerika - unser wichtigster Partner- aber die Außenpolitik der Amerikaner ist schon vorgezeichnet. Sie wollen ja vom Irak die Truppen abziehen, aber auch von Afghanistan. Es gibt eine neue Asien-Pazifik-Politik. Das wird der nächste Präsident - wer immer es dann auch wird - sicherlich weiter fortführen. Und jeder zukünftige Präsident wird an einer sehr engen transatlantischen Zusammenarbeit mit Europa, mit Deutschland, interessiert sein. Und das ist natürlich ganz in unserem Interesse.

Fragen: Rudolf Geissler. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des SWR2

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