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Ägypten: „Wahlen nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben“

12.10.2011 - Interview

Außenminister Westerwelle zeigt sich tief besorgt über die religiös motivierte Gewalt in Ägypten und fordert von der Militärführung, den Übergang zu einer gewählten Regierung verantwortungsvoll zu organisieren (Interview).

Außenminister Westerwelle zeigte sich tief besorgt über die religiös motivierte Gewalt in Ägypten und forderte von der Militärführung, den Übergang zu einer gewählten Regierung verantwortungsvoll zu organisieren (Interview).

Schlimme Jagdszenen in Kairo, Christen werden verfolgt und getötet. Haben Sie sich den „arabischen Frühling“ so vorgestellt?

Ich bin tief besorgt über diese religiös motivierte Gewalt. Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Christen müssen wie Muslime und Menschen anderen Glaubens ohne Angst beten können. Der Weg zu Freiheit und Demokratie führt auch über religiöse Toleranz.

Wie groß ist die Gefahr, dass religiöse Scharfmacher die Oberhand gewinnen?

Der ,arabische Frühling‘ hat mit der Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Mitbestimmung begonnen. Nachdem die bisherigen Herrscher vertrieben wurden, muss ein wirklicher Übergang zur Demokratie stattfinden.

Macht es überhaupt Sinn, in Ägypten so schnell wie möglich zu wählen?

Das müssen die Ägypter selbst entscheiden. Den verbliebenen Kräften des alten Regimes darf es aber nicht gelingen, die Wahlen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben. Von der Militärführung erwarten wir, den Übergang zu einer gewählten Regierung verantwortungsvoll zu organisieren.

Was kann der Westen tun, um die demokratischen Kräfte zu unterstützen?

Wir müssen den Übergang zu Demokratie stützen, so gut wir können. Wir haben bereits Angebote gemacht zur Unterstützung der Justiz, im Bildungsbereich, für die Organisation von Wahlen. Entscheidend ist, dass die Menschen Chancen für ihre persönliche Entwicklung sehen und für sich und für ihre Familien eine echte wirtschaftliche und soziale Perspektive bekommen. Auch da wollen wir helfen. Deshalb müssen wir unsere europäischen Märkte auch für Produkte aus Nordafrika weiter öffnen.

Fragen: Rolf Kleine. Übernahme mit freundlicher Genehmigung der Bild.

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