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Interview: Bundesaußenminister Guido Westerwelle in der B. Z. am Sonntag zum Tag der Einheit, zu Afghanistan und den Friedensperspektiven im Nahen Osten
Auszüge des Interviews von Bundesaußenminister Guido Westerwelle mit der B. Z. am Sonntag vom 3. 10. 2010
Entsinnen Sie sich noch, wie das heute vor 20 Jahren war?
Schon bei der Rede von Hans-Dietrich Genscher in der Prager Botschaft vor Flüchtlingen aus der DDR standen mir Tränen in den Augen. Als die Wiedervereinigung dann vollendet wurde, waren wir atemlos vor Glück. Ich wurde 1961 geboren. In dem Jahr wurde die Mauer als Instrument der Unterdrückung gebaut. Bevor ich 30 war, haben mutige Männer und Frauen die Mauer vom Osten her eingedrückt. Ein Triumph der Freiheit, mit dem ich ganz persönliche Erinnerungen verbinde.
Welche?
Als 13jähriger fuhr ich mit meinem Vater nach Berlin. Ich stand auf einer Plattform nahe dem Reichstag, sah Mauer, Stacheldraht und Todesstreifen. Mein Vater erklärte mir, dass darunter Minen lägen, um Menschen zu töten, die zu ihren Verwandten wollen. So fing ich an, über die Einheit nachzudenken. Dabei wurde ich bald auf die große publizistische Persönlichkeit Axel Springer aufmerksam. Er ist eine Ermutigung in unseren Zeiten, das als richtig Erkannte zu verfolgen und sich nicht vom Weg abbringen zu lassen.
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Zum Außenminister: Wann und wie kann die Bundeswehr aus Afghanistan abziehen?
Ein genaues Datum kann ich Ihnen dafür nicht nennen. Wir wollen aber die Perspektive für einen Abzug noch in dieser Legislaturperiode erarbeiten. Dazu gehört, dass die Afghanen die Verantwortung für die Sicherheit bis 2014 übernehmen. Mit der Übergabe in einzelnen Regionen werden wir schon nächstes Jahr beginnen. Das habe ich in der zurückliegende Woche noch einmal mit meiner Kollegin Clinton in Washington besprochen, genau wie die Probleme in Nahost.
Wann steigen dort endlich die Friedenschancen?
Das sind wichtige Stunden und Tage für Nahost. An diesem Sonntag berät das israelische Kabinett, genau wie Palästinenser und arabische Staaten in den nächsten Tagen. Ich appelliere an alle in der Region, jetzt nicht den historischen Fehler zu begehen, die Friedensgespräche abzubrechen. Wir wollen die Zweistaatenlösung mit Israel in sicheren Grenzen in friedlicher Nachbarschaft mit einem eigenen lebensfähigen palästinensischen Staat. Das Einfrieren der Siedlungsaktivitäten wäre dazu ein wichtiger Beitrag.
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