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Ansprache von Staatsministerin Pieper zur Eröffnung von „Deutschland in Kasachstan 2010“ in Astana
-- Es gilt das gesprochene Wort --
Sehr geehrter Herr Minister Sultanow,
Exzellenzen,
meine Damen und Herren!
Жаңа Жылдарыңыз құтты болсын! Frohes Neues Jahr!
Ich freue mich sehr, dass wir heute gemeinsam die Eröffnung von „Deutschland in Kasachstan 2010“ mit einem Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen feiern.
Weniger als zwei Monate ist es her, dass ich in Berlin im Haus der Kulturen der Welt den Abschlussabend des „Kasachstan-Jahres in Deutschland“ miterleben durfte. Außenminister Saudabajew hat damals gesagt: „In Kasachstan gibt es einen Brauch, dass man Freunden, wenn man zu Gast ist, einen Geschenkbeutel mitbringt: In unserem Beutel heute sind schöne Lieder.“
Ich hoffe, dass das, was wir nun bei unserem Gegenbesuch nach Kasachstan mitbringen, genauso viel Freude bereitet.
Der Austausch von Gedanken und Ideen, der Dialog, die Sprache sind die Grundlage fruchtbarer kultureller Beziehungen für ein friedliches Miteinander aller Menschen. Der große kasachische Dichter Abai versinnbildlicht dieses Ideal. Er verknüpfte die kulturellen Wurzeln seiner Heimat mit Universalität und Offenheit. Ein Seelenverwandter, den er auf seiner Suche fand, war der Deutsche Johann Wolfgang von Goethe. Dieser geistige Faden, über ferne Steppen und Wälder hinweg gesponnen, war der Anfang des Netzes zwischen unseren Ländern, das wir heute gemeinsam immer enger zu weben versuchen.
Im September 2008 haben Bundespräsident Köhler und Staatspräsident Nasarbajew die Initiative ergriffen, jeweils ein ganzes Jahr der Kultur des anderen Staates zu widmen. Beide Präsidenten haben auch die gemeinsame Schirmherrschaft übernommen.
„Deutschland in Kasachstan“ wurde von vielen Menschen – Kasachen und Deutschen – partnerschaftlich vorbereitet. Zahlreiche Organisationen aus Deutschland – allen voran das Goethe-Institut – tragen maßgeblich zum Programm bei. Ihnen allen möchte ich im Namen der Bundesregierung für Ihren gemeinsamen Einsatz danken.
Denn wir wissen: eine lebendige Beziehung zwischen Staaten bedarf nicht nur des Austausches zwischen Regierungen, sondern vor allem auch zwischen den Menschen. Deshalb hoffe ich, dass die vielen Veranstaltungen, die in diesem Jahr ein Stück Deutschland nach Kasachstan bringen, interessante Begegnungen werden, die zu Gesprächen und Diskussionen anregen. Ich bin überzeugt, dass auf diese Weise über die schon bestehenden Kontakte hinaus Kasachen und Deutsche ins Gespräch kommen, dass für immer mehr Menschen ein Dialog beginnt, der gemeinsame Ideen, weitere gemeinsame Vorhaben entstehen lässt.
Meine Damen und Herren,
Kasachstan ist ein junges, dynamisches Land – mit einem wirtschaftlichen Potenzial so groß wie seine geographische Ausdehnung, die ich vorgestern im Zug von Almaty nach Astana selbst erfahren durfte. Es ist ein Land, das trotz nicht leichter Startbedingungen seit seiner Unabhängigkeit beeindruckende Fortschritte gemacht hat – dank mutiger Entscheidungen. Die Hauptstadt, in der wir heute feiern, ist das beste Beispiel dafür. Durch seine ausgewogene Außenpolitik hat sich Kasachstan in kurzer Zeit großes internationales Ansehen erworben. Mit seinem Regierungsprogramm „Weg nach Europa“ hat es die Hand der Zusammenarbeit ausgestreckt – eine Hand, die wir gern ergreifen.
„Deutschland in Kasachstan“ - das ist aber nicht nur Programm, es ist auch seit langem schon Wirklichkeit. Bundespräsident Köhler hat bei der Eröffnung des Kasachstan-Jahres die vielen Deutschen erwähnt, die sich während der stalinistischen Diktatur nur dank der Hilfe ihrer kasachischen Nachbarn retten konnten. Viele von ihnen leben inzwischen in Deutschland, andere sind in Kasachstan geblieben. Sie haben die kasachische Gastfreundschaft erfahren. Und deswegen fühlen auch wir uns, wenn wir hierher kommen, nicht als Gäste, sondern fast wie zu Hause – auch bei -24 °C.
Deutschland und Kasachstan haben einiges gemeinsam: Beide Länder liegen im Herzen einer Region und haben viele Nachbarn. Deutsche und Kasachen teilen die Erfahrung der Diktatur und der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformation. In beiden Ländern trifft sich Altes und Neues: Tradition und Moderne, kulturelles Erbe und die Einflüsse der Globalisierung.
Unsere politischen Beziehungen sind seit der Geburt der Republik Kasachstan eng und haben sich in den letzten Jahren noch vertieft. Ich erinnere nur an den Besuch des Bundespräsidenten in Kasachstan 2008 und an den Gegenbesuch des kasachischen Präsidenten im letzten Jahr. Für unsere Wirtschaft ist Kasachstan der wichtigste Partner in der Region.
Meine Damen und Herren,
Auf unsere Initiative hin hat die Europäische Union 2007 eine Zentralasienstrategie verabschiedet. Sie setzt Schwerpunkte und Ziele für unsere Beziehungen mit allen Ländern der Region. Die Strategie entspringt nicht zuletzt der europäischen Erfahrung, dass regionale Zusammenarbeit und Integration Frieden und Wohlstand bringen – trotz aller Hürden, die auf diesem Weg zu überwinden sind. Ganz bewusst werden einige der Programmpunkte von „Deutschland in Kasachstan“ in diesem Jahr nicht nur hier, sondern auch in anderen Ländern Zentralasiens zu erleben sein. Deutschland trägt zur Verwirklichung der Zentralasienstrategie bei: zum Beispiel durch Zusammenarbeit bei der Modernisierung des Wassermanagements, des Rechtsstaates, des Grenzschutzes oder des Bildungs- und Gesundheitswesens.
Vorgestern war ich in der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty zu Gast. Mein Eindruck ist: Das kann ein gemeinsames Modellprojekt Deutschlands und Kasachstans werden, um dringend benötigte Nachwuchskräfte in wirtschaftlich-technischen Fächern auszubilden. Die Bundesregierung ist bereit, sich dafür noch stärker als bisher zu engagieren.
2010 ist ein besonderes Jahr für Kasachstan. Es steht in diesem Jahr der OSZE vor: eine Wahl, die Deutschland von Anfang an nachdrücklich unterstützt hat. Sie haben hohe Ansprüche an diese Aufgabe: in der Außen- und der Innenpolitik. Wir setzen hohe Erwartungen in Sie. Die OSZE hat unter Ihrem Vorsitz die Chance, zu zeigen, dass Pluralismus, Meinungsfreiheit und politische Teilhabe eben keine westlichen, sondern universelle Werte sind. Es ist ein schönes Zeichen für unsere Partnerschaft, dass gerade in diesem Jahr Deutschland in Kasachstan zu Besuch kommt.
Meine Damen und Herren,
es könnte keinen besseren Rahmen geben für die Eröffnung von „Deutschland in Kasachstan“ als diesen „Palast des Friedens und der Eintracht“. Internationale Kulturpolitik kann keine Einbahnstraße sein, sondern soll, ja muss zum Dialog der Kulturen führen. Wir werden daher mit diesem Deutschland-Jahr in Kasachstan nicht nur deutsche Kultur in ihrer ganzen Vielfalt und ihrem Reichtum vermitteln, sondern darüber hinaus auch für Offenheit in unserem Land für kasachische Kultur werben. Wir wollen in diesem Jahr den Dialog zwischen Deutschland und Kasachstan nach dem Kasachstan-Jahr in Deutschland weiter verstärken und damit dazu beitragen, dass Menschen einander näher kommen. Frieden und Eintracht lassen sich nur erreichen, wenn man sich gegenseitig respektiert, einander zuhört, sich kennen und verstehen lernt.
Meine Damen und Herren,
Was können Sie also von „Deutschland in Kasachstan“ erwarten? Wir wollen Sie einladen, das moderne Deutschland und seine Kultur besser kennenzulernen. Wir bieten ein breites Spektrum von Veranstaltungen an, das Sie neugierig machen soll. Wir wollen Ihnen die Gelegenheit geben, die Schönheit und Klarheit der deutschen Sprache zu entdecken. Wir wollen junge Kasachen für ein Studium in Deutschland interessieren. Wir wollen Geschäftsleuten den Weg zu Wirtschaftskontakten nach Deutschland ebnen. Und vor allem: Wir wollen zwischenmenschliche Kontakte zwischen unseren Ländern knüpfen, die stärker halten als alle offiziellen Beziehungen.
Viele von Ihnen werden den kasachischen Ringer Arawat Sabejew kennen, der seit 1990 in Deutschland lebt. Er hat einmal gesagt: „Deutschland ist kein Traumland, aber ein Ort, wo man seine Träume erfüllen kann.“ Deutschland heute – das ist nicht nur Goethe und Schiller, Fleiß und Qualitätsarbeit, sondern auch ein Land mit vielen Kulturen und Religionen, ein Land, das führend ist bei Umwelttechnologie und erneuerbaren Energien, ein Land mit einer Sprache, die im Internet an Häufigkeit nur vom Englischen übertroffen wird. Für Kasachstan ist Deutschland der richtige Partner für die Zukunft, sei es bei Technologie und Infrastruktur oder bei Landwirtschaft und Medizin. Es ist dieses moderne, weltoffene Deutschland, das wir Ihnen vorstellen möchten.
Meine Damen und Herren,
Sie sind eingeladen, die Vielfalt unseres Landes und unserer Kultur zu entdecken. Ich wünsche uns allen ein wunderbares Konzert und einen schönen Abend.
Германияда қош келдіңіздер! - Herzlich willkommen in Deutschland!