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Eine neue Welt
Seit seinem ersten Bericht sind einige Monate verstrichen: Lesen Sie hier die Fortsetzung aus El Salvador!
Seit seinem ersten Bericht sind einige Monate verstrichen: Christof ist nach der Ausbildung auf seinem ersten Auslandsposten in El Salvador.
Mit Anlauf fliege ich über die Kante des Holzstegs und tauche nach kurzer Schwebe ein, doch statt des kalten Tegeler Sees, in dem wir Auszubildende während der Sommermonate an der Akademie Auswärtiger Dienst so oft gebadet haben, umschließt mich das warme, grüne Wasser des Rio Dulce.
Hier, an der Karibikküste Guatemalas, einem der Nachbarländer El Salvadors, verbringe ich in einem abgeschiedenen Dschungelhotel die Weihnachtsfeiertage. Dieses Jahr fliegt mein Kollege nach Deutschland, um im Familienkreis Weihnachten zu feiern, nächstes Jahr bin ich an der Reihe.
Eingetaucht ins neue Leben
Ein Einbaum gleitet lautlos an mir vorüber, darin eine Familie der Maya, die in den Stelzensiedlungen der umliegenden Mangrovenwälder leben. Als ich ihnen zuwinke, denke ich daran zurück, wie ich in den vergangenen Monaten in mein neues Leben in El Salvador eingetaucht bin. Doch es war kein „Sprung ins kalte Wasser“, denn jedem Neuankömmling stehen die erfahreneren Kollegen der Botschaft tatkräftig beiseite. Besonders die lokal Beschäftigten, also jene, die vor Ort leben und nicht der Rotation alle drei oder vier Jahre unterliegen, unterstützen mit ihrem großen Erfahrungsschatz wo sie nur können. Und doch ist es ein großer Schritt ins Unbekannte. Nachdem ich eine schöne, helle Wohnung über den Dächern San Salvadors und ein Auto gefunden hatte und der Container mit den Möbeln von Deutschland aus in See gestochen war, hieß es auch schon, die während der zweijährigen Ausbildung erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten in die Praxis umzusetzen, ganz ohne Netz und doppelten Boden.
Gelerntes Anwenden: Tätigkeit in der Botschaft
Zum Beispiel in der Registratur, dem „Gedächtnis“ der Auslandsvertretung. Hier lagern sämtliche Akten und damit das Wissen der Botschaft, alle Informationen gelangen über die Registratur in die Botschaft hinein und aus ihr heraus. Auch die Betreuung der IT- und Fernmeldetechnik obliegt dem Mittleren Dienst, und ich vertrete meinen Kollegen in Visa- und Zahlstelle. Kein Fall, kein Tag ist wie der andere. Besonders die Pass- und Staatsangehörigkeitsfälle, in denen ich mit den Antragstellern zusammen regelrechte Ahnenforschung betreiben kann, erweisen sich immer wieder als die für mich spannendsten Aufgaben.
Und dann gibt es noch die besonderen Momente, wenn wir raus auf's Land fahren um ein von Deutschland finanziertes Kleinstprojekt einzuweihen und dort in unmittelbaren Kontakt mit den Menschen vor Ort kommen. Gerade diese kleinen Projekte machen oftmals den großen Unterschied aus und können viel bewirken; den immensen Migrationsdruck zumindest etwas lindern helfen. So wie die Wasserpumpe und Rohrleitungen vom Brunnen zum Dorf, die dafür sorgen, dass die Menschen nicht mehr täglich über mehrere Kilometer Wasserkanister schleppen müssen. Diese Hilfe kommt direkt bei den Menschen an, für die sie gedacht ist, und ich erinnere mich noch gut an die bewegende, herzliche Einweihungsfeier, bei der gebetet, gesungen und gelacht wurde und auch die eine oder andere Träne der Rührung floss.
Auswärtiges Amt - eine Lebensentscheidung
Nicht nur in solchen kostbaren Augenblicken bin ich glücklich, im Winter 2013 die Entscheidung getroffen zu haben, mich für den Mittleren Auswärtigen Dienst zu bewerben, wider der Befürchtung, ja doch keine Chancen zu haben. Doch nun bin ich hier auf der anderen Seite des Globus, treibe im stillen Grün des Rio Dulce, ein in der Sonne azurblau schimmernder Schmetterling flattert über mich hinweg, und vor mir liegt eine Welt zu entdecken.