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Mein erster Auslandsposten: Die Welt entdecken !

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Nach der Ausbildungszeit als Regierungssekretäranwärter war ich gespannt, in welche Ecke der Welt ich demnächst leben würde. Der theoretische Unterricht in der Akademie und die Praktika im Auswärtigen Amt in Berlin und mein Praktikum in Tokio haben mich hierauf gut vorbereitet – aber wie würde es sein, erstmals alles allein zu meistern ?

Hier berichtet Timur O. von seinem ersten Posten: Venezuela.

Timur O.
Timur O.© Quelle: privat

Nach der 2-jährigen Ausbildungszeit als Regierungssekretäranwärter war ich gespannt, in welche Ecke der Welt ich demnächst leben würde. Der theoretische Unterricht in der Akademie und die Praktika im Auswärtigen Amt in Berlin und mein 9-monatiges Praktikum in Tokio haben mich hierauf gut vorbereitet – aber wie würde es sein, erstmals alles allein zu meistern ?

Nach bestandener Laufbahnprüfung im April 2011 bin ich seit Mai 2011 an der Deutschen Botschaft in Caracas/Venezuela, auf Posten. Endlich die Welt entdecken und eigenverantwortlich arbeiten!

Vorbereitungen für die Ausreise

Die Botschaft Caracas ist mehr durch Zufall mein erster Auslandsposten geworden. Ich wusste wenig über Land und Leute und erst durch eine Freundin, die im Schüleraustausch in Venezuela war, wurde ich hierauf aufmerksam. Es überraschte mich dann doch, dass Caracas eine der gefährlichsten Städte der Welt ist. Das schreckte mich nicht ab, denn wer sich für den Auswärtigen Dienst entscheidet, weiß, dass an den meisten Auslandsposten schwierigere Lebensbedingungen als in Deutschland herrschen. Die Personalplanung im Auswärtigen Amt nimmt besonders Rücksicht auf familiäre Umstände, Schulkinder und Berufsmöglichkeiten für die Partner. Als lediger Beamter habe ich – zum Glück - noch keine Einschränkungen bei der Postenwahl. So freute ich mich, als meine Versetzung nach Caracas feststand.

Der Umzug war stressig, weil ich in kurzer Zeit meinen kompletten ersten Hausstand kaufen musste. Dazu kam noch die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug für Venezuela und die Organisation des Umzugs und nebenbei der Besuch eines Spanisch-Sprachkurses. Viel Zeit zum Verabschieden blieb da nicht.

Nach meiner Ankunft in Caracas wollte ich nicht im Hotel wohnen, sondern blieb lieber schon behelfsmäßig drei Monate in meiner neuen Wohnung. Ich war froh, als meine eigenen Möbel endlich eintrafen. In solchen Zeiten lernt man besonders das vermisste eigene Bett zu schätzen! Bis auf ein paar Kleinigkeiten bin ich mit meiner Wohnung sehr zufrieden, besonders weil sie modern und ruhig gelegen ist- eine Seltenheit in Caracas, wohlgemerkt.

Die Arbeit in der Botschaft ist vielfältig

Blick auf Caracas/Venezuela.
Blick auf Caracas/Venezuela.© colourbox

Caracas ist ein sehr interessanter und herausfordernder Dienstort - besonders im Alltag. Die Botschaft ist eine mittelgroße Auslandsvertretung mit insgesamt etwa 29 Mitarbeiter/innen, davon sind wir zur Hälfte Kolleginnen und Kollegen aus dem Auswärtigen Amt in Berlin, daneben gibt es die lokal eingestellte Mitarbeiter/innen (Ortskräfte). Meine Arbeit an der Botschaft ist sehr abwechslungsreich und breit gefächert. Hauptsächlich bin ich als Registrator in der Verwaltung tätig: die Akten zu allen Sachgebieten müssen geordnet werden und jederzeit griffbereit sein.

Aber an einer Botschaft hat man immer noch viele andere Aufgaben: ich bin Vertreter des Pass- und Visastellenleiters und dann auch Vorgesetzter von mehreren lokal Beschäftigten.

Das alleine ist schon herausfordernd und spannend, aber dazu kommen noch weitere Tätigkeiten, wie z.B. die eingehende Kurierpost bearbeiten, Fahrzeuge verwalten, Fahrer einteilen und IT-Probleme lösen. Letzteres Arbeitsfeld ist umfangreich, denn ich bin Ansprechpartner, wenn der Server oder wieder einmal ein PC ausfällt oder neue Software installiert werden muss.

Außerdem gibt es noch den Bereitschaftsdienst, ein Servicedienst nach der regulären Dienstzeit für in Not geratene Deutsche. Die entsandten Kollegen aus Berlin wechseln sich hierbei wöchentlich ab. Zum Glück hatte ich aber bisher, bis auf ein paar glimpfliche Raubüberfalle auf Deutsche, keine schlimmen Vorfälle gehabt.

Dank der hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen hatte ich eine gute Einarbeitungszeit und die Arbeit bereitet mir Freude. Einen Stillstand gibt es aber nicht, denn auch ein Arbeitswechsel an der Auslandsvertretung ist in der Regel nach 2 Jahren vorgesehen. Die Leitung der Zahlstelle oder der Pass- und Visastelle könnte dann auf mich zukommen.

Trotz mancher Schwierigkeiten: positive Erfahrungen überwiegen

Die täglichen Schwierigkeiten finden sich eher im Alltag. Caracas zählt zu den zehn gefährlichsten Städten der Welt. So ist die Kriminalität ein großes Thema bei uns und leider auch Teil unseres Lebens. Es ist sehr wichtig zu wissen, welche Stadtteile gefährlich sind und wie man sich verhalten soll. Die Kollegen geben hierfür Hinweise und die venezolanischen Freunde halten einen auf dem Laufenden. Das richtige Verhalten im Notfall ist am wichtigsten: bei Überfällen und Entführungen stets kooperativ sein und niemals Widerstand leisten, da die Reaktionen der Gegenseite sonst nicht kalkulierbar sind.

Der Verkehr in Caracas ist ein weiterer Punkt, der großen Einfluss auf den Tagesablauf hat. So braucht man zu Stoßzeiten für eine sonst fünfzehnminütige Strecke locker auch mal zwei Stunden. Aber nicht nur der Verkehr, auch in den Banken, Supermärkten, Bäckereien, usw. muss man ständig warten und in der Schlange stehen.

Das Angebot in den Supermärkten ist überschaubar und manchmal kann man bestimmte Produkte nirgendwo finden (Zucker, frische Milch, Maismehl, usw.). Da wird ein normaler Supermarkteinkauf nach der Arbeit schon mal zu einer Tortur.

Trotz dieser negativen Seiten von Caracas überwiegen bei mir die positiven Erfahrungen.

Die Menschen sind freundlich und das Wetter ist super - täglich um die 28°C und gefühlte 360 Tage Sonne im Jahr. Der Strand ist nicht weit, es gibt Dschungel, Savannen, Berge und Wasserfälle. Die Natur außerhalb von Caracas hat viel zu bieten. Ich bin gerne hier und habe sogar, wenn ich länger weg bin, „Heimweh“ nach Caracas.

Als ich mich für die Berufausbildung im Auswärtigen Dienst entschieden habe, hat mich gerade der wechselnde Einsatz im Ausland gereizt und besonders das ungewöhnliche Leben fern von Deutschland wollte ich kennenlernen. Genau das kann ich jetzt erleben. In zwei Jahren ist meine nächste Versetzung geplant. Ich bin gespannt ,wohin es mich dann verschlagen wird.

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