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Polen-Koordinator Woidke: Deutsch-polnisches Wunder der Normalität

Maas und Woidke besuchen Frankfurt (Oder)/Slubice

Maas und Woidke besuchen Frankfurt (Oder)/Slubice, © ZB

23.01.2020 - Artikel

Bei den deutsch-polnischen Beziehungen ist Dietmar Woidke stets behutsamer Brückenbauer und praktischer Gestalter: An die gemeinsame, teils schmerzliche Vergangenheit erinnern, Begegnung für Jugendliche schaffen und die Verkehrsnetze verbessern.

Dietmar Woidke weiß als „Koordinator für die deutsch-polnische zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit“, wovon er spricht: Er ist einen Kilometer westlich der polnischen Grenze aufgewachsen und kennt die polnischen Nachbarn seit Kindesbeinen. Seit 2004 ist der Ministerpräsident von Brandenburg auch Polen-Koordinator der Bundesregierung und reist als bekanntes Gesicht der deutsch-polnischen Beziehungen regelmäßig ins Nachbarland. Nicht nur wegen der gemeinsamen Grenze mit Brandenburg sind ihm besonders enge Beziehungen mit Polen eine Herzensangelegenheit. Dass sich die Regierungen beider Länder nicht immer in allen Fragen einig sind, ist ihm ein zusätzlicher Ansporn:

Gerade in politisch nicht immer ganz einfachen Zeiten kommt es darauf an, das Verbindende herauszustellen und nach gemeinsamen Nennern zu suchen.

Mit Blick auf die Geschichte könnte man stolz darauf sein, dass zwischen Deutschland und Polen eine große Freundschaft entstanden ist.

Gemeinsam erinnern

Das Amt des Polen-Koordinators gibt es seit 2004, die Themenpalette des ist genauso vielfältig, wie die Beziehungen zu Nachbarland selbst. Die gemeinsame Vergangenheit ist immer aktuell und oft ein Gesprächsthema für Woidke auf seinen Reisen. Am kommenden Montag ist 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Auch das Ende des Zweiten Weltkriegs sowie die Befreiung weiterer Internierungs- und Vernichtungslager der Nazis jähren sich 2020 zum 75. Mal. Deutsche und Polen werden dieses Gedenken gemeinsam begehen. „Das Wunder der Normalität“, so Woidke, „ist das Geschenk, dass Polen uns Deutschen vor dem Hintergrund der Geschichte offen gegenüber tritt und uns die Hand gereicht hat.“ Am Grabmal des unbekannten Soldaten legte der Polen-Koordinator bei seinem letzten Besuch am 22.1. in Warschau einen Kranz nieder.


Mit Blick auf das diesjährige Jubiläum der Wiedervereinigung würdigt Woidke im Gespräch den besonderen Beitrag der Bürgerinnen und Bürger Polens zum Fall des Eisernen Vorhangs.

Die Mauer wäre am 9. November 1989 in Berlin nicht gefallen, wenn die Polen nicht den Mut gehabt hätten, sich wie kaum ein anderes Volk in Europa gegen Diktatur, Unterdrückung und Kommunismus aufzulehnen. Es ging um Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Justizreform sagte Woidke, Polen sei natürlich verpflichtet, den rechtsstaatlichen Rahmen der EU einzuhalten. Diese Diskussionen müssten vor allem in Brüssel geführt werden.

Infrastruktur, Jugendaustausch, Doppelstadt

Bei seinem letzten Besuch in Warschau hatte Woidke einen Doppelhut auf: Neben seiner Funktion als Polen-Koordinator ist er im Moment auch Präsident des Bundesrates, eine Funktion, die jedes Jahr rotiert. Er traf sich unter anderem mit dem Senatsmarschall und Oppositionspolitiker Gordzin sowie mit dem polnischen Außenminister Jacek Czaputowicz. Die beiden sprachen auch über gemeinsame Infrastrukturprojekte, Woidke organisiert seit mehreren Jahren den „Deutsch-Polnischen Bahnngipfel“, der die Bahnnetze für die Bürgerinnen und Bürger besser verbinden und damit auch den gemeinsamen Wirtschaftsraum stärken soll.

Ein weiteres Herzensanliegen ist dem 59-jährigen der Jugendaustausch. So setzt er sich zum Beispiel für den Ausbau des Polnisch-Unterrichtes in der Grenzregion ein und ist Schirmherr des PolenMobils, eine Initiative des Deutschen Polen-Institutes, das an deutscher Seite die Neugier für den Nachbarn wecken möchte. Im Juli 2019 lud er Außenminister Maas zu einem Tag an der deutsch-polnischen Grenze ein. Zusammen besuchten sie das Collegium Polonicum der Viadrina-Universität in Słubice und diskutierten nach einem Gang über die Oder mit Schülerinnen und Schülern in Frankfurt (Oder). Durch gemeinsame Projekte und zweisprachige Kitas und Schulen wachsen die beiden Städte immer mehr zusammen, sie wird auch „Europäische Doppelstadt“ genannt. Eines von vielen Beispielen, wie Deutsche und Polen so praktisch wie menschlich zusammenwachsen.

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