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Minenräumen in der Ostukraine

Minenräumen in der Stadt Svatove im Osten der Ukraine

Images to accompany case study about clearance after the arms dump explosion at Svatove Ukraine., © HALO Trust

15.01.2021 - Artikel

Auf beiden Seiten der über 450 km langen Trennlinie im Osten der Ukraine besteht für die Menschen Lebensgefahr, denn das Gelände ist vermint. Die Organisation „HALO Trust“ hat sich der Aufgabe angenommen, die Minen zu räumen. Deutschland unterstützt dabei mit zwei Millionen Euro.

Es ist eine beschwerliche und gefährliche Reise, die viele ältere Menschen im Osten der Ukraine alle 60 Tage antreten müssen: Um ihre Rentenansprüche geltend zu machen, müssen sie die Trennlinie des Konflikts im Osten des Landes überqueren. Sie leben in einem der Gebiete, das die ukrainische Regierung an die Rebellen verloren hat. Dort hat der Konflikt seine Spuren hinterlassen, das Gebiet rund um die Kontaktlinie ist vermint. Jeder, der die Linie überquert, aber auch auf den Feldern in der Konfliktregion arbeitet, ist der unsichtbaren Gefahr ausgesetzt.

Gerade sieben Jahre ist es her, dass die Region nahezu täglich einen festen Platz in den Nachrichten einnahm. Der Konflikt zwischen den von Russland unterstützten Separatisten in Teilen der Gebiete Donezk und Luhansk auf der einen und der ukrainischen Regierung auf der anderen Seite hat dieses Maß an Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit jedoch längst verloren. Die humanitäre Krise in Folge des Konflikts besteht aber weiterhin, da viele Menschen in teilweise zerstörten Häusern leben, die Strom-, Gas- und Wasserversorgung unzureichend und unzuverlässig ist, große Defizite bei der medizinischen Versorgung und dem Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen bestehen und das Gebiet um sie herum vermint ist.

Landminen: Dauerhafte und kaum wahrnehmbare Bedrohung

Landminen sind eine heimtückische Waffe, die - einmal im Boden vergraben - dauerhaft eine lebensgefährliche und kaum wahrnehmbare Bedrohung darstellen. Seit 1996 versucht die internationale Gemeinschaft deshalb, den Einsatz von Antipersonenminen mit der Ottawa-Konvention zu unterbinden. Obwohl bereits 164 Staaten den Vertrag ratifiziert haben, kommen die Minen noch immer zum Einsatz.

Diese Lebensgefahr zu beseitigen, ist eine langwierige und schwierige Aufgabe, der sich die Nichtregierungsorganisation HALO Trust verschrieben hat. Seit April 2020 unterstützt das Auswärtige Amt die Organisation dabei mit je einer Million Euro für die Jahre 2020 und 2021.

Zentimeter für Zentimeter die Erde absuchen

Der Prozess ist komplex, da Konfliktparteien Minen oft wahllos verteilen und ihre Positionen nur selten aufzeichnen. Es ist unklar, wie viele Minen tatsächlich gelegt und wie groß überhaupt das Gebiet ist, in dem sie eingesetzt wurden. Daher müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von HALO Zentimeter für Zentimeter mit Metalldetektoren die Erde nach den Sprengkörpern absuchen. Sobald sie eine Mine finden, muss sie entschärft werden, damit sie schließlich sicher entfernt und gefahrlos zerstört werden kann.

720 Tote durch Minen und Kampfmittelrückstände

Wie wichtig diese Aufgabe ist, zeigt eine traurige Statistik: Seit Ausbruch des Konflikts in der Ukraine starben in der Region 720 Menschen durch Minen und andere Kampfmittelrückstände, weitere 1.350 Menschen wurden verletzt. In den Jahren 2018 und 2019 war mehr als die Hälfte aller zivilen Opfer des Konflikts auf Minen zurückzuführen.

Doch mit jeder einzelnen Mine, die HALO beseitigen kann, sinkt die Gefahr, dass noch mehr Menschen ihr Leben durch diese perfide Waffe verlieren. Dies ist nicht zuletzt auch die Voraussetzung dafür, dass die Menschen ihre Felder wieder bestellen, ihren Arbeitsweg wieder ohne Angst zurücklegen können – oder eben auch alle zwei Monate ihre Rentenzahlungen abholen können.


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