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50 Jahre nach dem Biafrakrieg: Wendepunkt für humanitäre Hilfe

Die größte Luftbrücke der Welt: mit mehr als 7.000 Flügen wurden 80.000 Menschen versorgt

Die größte Luftbrücke der Welt: mit mehr als 7.000 Flügen wurden 80.000 Menschen versorgt, © Jakob Ringler

14.01.2020 - Artikel

Der Biafrakrieg (1967-1970) in Nigeria löst eine humanitäre Krise mit der größten zivilen Luftbrücke der Welt aus. In der Folge wurden wegweisende Reformen in der humanitären Hilfe angestoßen.

Biafrakrieg: große Aufmerksamkeit

1968 gingen die Bilder um die Welt: Aufnahmen von hungernden Kindern rückten einen Konflikt ins Rampenlicht, der bis dahin nahezu unbemerkt von der westlichen Welt getobt hatte, den Biafrakrieg in Nigeria. Im Mai 1967 hatte der Südosten Nigerias seine Unabhängigkeit erklärt, es folgten ein langer Bürgerkrieg und eine humanitäre Krise. Erst nach zweieinhalb Jahren, am 15. Januar 1970, endete der Krieg. Bis zu zwei Millionen Menschen starben, viele von ihnen an Hunger.

Biafra-Kinderluftbrücke
Welle der Solidarität: viele kirchliche Organisationen engagierten sich in der Nothilfe© Brot für die Welt/Diakonie Katastrophenhilfe

Die Bilder der „Biafra-Kinder“ lösten in vielen Ländern eine Welle der Solidarität und eine große Spendenbereitschaft aus. Mehr noch: der Biafrakrieg wurde zu einem Wendepunkt für die Entwicklung der humanitären Hilfe. In Biafra spielten Kirchen eine zentrale Rolle. Kirchliche Organisationen verschiedener Konfessionen aus unterschiedlichen Ländern schlossen sich zu einem Hilfsbündnis zusammen und versorgten die eingekesselten Menschen über eine Luftbrücke mit Lebensmitteln und Medikamenten. Obwohl weniger bekannt als die Berliner Luftbrücke, war dies die größte zivile Luftbrücke der Weltgeschichte. Durch über 7.000 Flüge konnten Menschen mit 80.000 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten versorgt werden. Nach offiziellen Schätzungen wurden damit eine Millionen Menschenleben gerettet.

Konferenz: Humanitäre Hilfe 50 Jahre nach Biafra

Am 14. Januar findet im Auswärtigen Amt eine Veranstaltung zum 50. Jahrestag der Beendigung des Biafrakriegs statt, die zusammen mit der Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas International ausgerichtet wird. Expertinnen und Experten aus humanitären Organisationen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutieren über die Entwicklung der humanitären Hilfe und die Bedeutung der humanitären Prinzipien. Bei der Linderung des Leides der Menschen weltweit sind zivilgesellschaftliche sowie kirchliche Organisationen unverzichtbare Partner. Das Auswärtige Amt unterstützt zahlreiche Projekte der humanitären Hilfe von Organisationen wie der Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas International.

Prinzipien der humanitären Hilfe etabliert

Menschen auf der Flucht
Menschen auf der Flucht© dpa-report

Damals wie heute stellten sich ähnliche Fragen in der humanitären Hilfe: wie kann der Zugang zu notleidenden Menschen gewährleistet werden? Nach welchen Grundsätzen erhalten Menschen Hilfe? Seit Biafra hat sich die humanitäre Hilfe entscheidend weiterentwickelt. Die humanitären Prinzipien der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit sind heute etabliert. Während es im Biafrakrieg vor allem kirchliche Organisationen waren, die entschlossen Hilfe leisteten, ist die humanitäre Hilfe heute fester im internationalen System verankert, zum Beispiel im Rahmen der Vereinten Nationen.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Bärbel Kofler, sagte dazu:

Die humanitäre Hilfe hat sich in den letzten 50 Jahren enorm entwickelt. Deutschland als einer der größten humanitären Geber setzt sich mit seinen Partnern dafür ein, dass die humanitären Prinzipien der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit eingehalten und gefördert werden. Denn Respekt für diese Prinzipien trägt dazu bei, dass humanitäre Organisationen sowie Helferinnen und Helfer Zugang aushandeln können und notleidende Menschen auch in komplexen Krisen und Konflikten Hilfe erhalten.

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