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Zwischen „Im Zweifel für den Angeklagten“ und „Hinter Gittern“ (Johanna, KSA '11)

KSAs bei Gericht

Die KSA 2011 zu Besuch bei Gericht, © AA

24.09.2012 - Artikel

Strafrecht pauken wir im Hauptstudium I nun schon zur Genüge - irgendwann war es an der Zeit, uns das Ganze mal in der Praxis anzuschauen...

September. In Berlin wird es kühler und langsam werden die Tage immer kürzer. So auch für uns KSA'11. Das liegt allerdings weniger am Herbst und eher am Hauptstudium I. Nach dem ereignisreichen Praktikum drücken wir jetzt wieder fleißig die Schulbank, haben jeden Tag 6 Stunden Unterricht und führen Exkursionen durch. Vor zwei Wochen waren wir zur Veranschaulichung des mord-und totschlagreichen Strafrechtsunterricht zum ersten Mal im Gericht.

Je nach Interesse besuchten wir verschiedenste Fälle von Diebstahl bis Vergewaltigung, waren abwechselnd erstaunt und entsetzt und jedenfalls recht froh, nur Zuschauer zu sein. Es gibt milde Richter und solche, bei denen man es schwer hat, Verteidiger, die die Zeugen so lange befragen, bis ihre Aussage sich scheinbar komplett umgedreht hat, Sachverständige die Gutachten übersetzen und Staatsanwälte, die je nach Situation froh oder weniger erfreut aus der Wäsche schauen.

Für mich war das alles wie im Buch, und so wurde ich ad hoc zum unheilbaren Gerichts-Junkie- allerdings nicht alleine. Da wir mit unseren Ausweisen vom Auswärtigen Amt Zutritt zum Gericht haben, verbrachten wir heute tatsächlich unseren freien Tag im Verhandlungssaal. Es war nicht ganz so Barbara-Salesch-artig wie beim letzten Mal, aber wir haben doch etwas gelernt – und unseren nächsten Besuch geplant. So eine Verhandlung wird nämlich ganz gerne mal verschoben, und das Urteil wollen wir nun doch gerne wissen.

Bei einem nicht ganz so angenehmen Ausgang für den Angeklagten würde dieser möglicherweise in der Strafanstalt in Tegel landen. Da waren wir übrigens auch schon! Bevor jetzt Gerüchte aufkommen, wir sind immer noch höchst freundliche und friedvolle Gesellen, deshalb wurden wir wohl nach einem Tag auch schon wieder entlassen. Aber dieser Tag war sehr interessant. Da wir im Ausland später als Konsularbeamte deutsche Gefangene besuchen und uns ein Bild vom Zustand des Gefängnisses werden machen müssen, sollten wir einmal sehen, wie das ganze in Deutschland so aufgebaut ist. Unsere Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Hinter Gittern ist es wie in einer eigenen Kleinstadt, es gibt eine Schule, eine Bäckerei, ein Fußballfeld und natürlich die Wohnblöcke. Allerdings sind die Zellen wirklich klein, man wird immer bewacht und ist eingesperrt. Da bin ich doch froh, an der Akademie zu wohnen, auch wenn unsere Kühlschrankfächer ein wenig kleiner sind...

So, nun wieder zurück zum Tagesgeschehen. Wir haben gerade unsere Liste für das Auslandspraktikum bekommen (siehe Eintrag vom letzten Jahr) und wägen nun munter Flugpreise, kulturelle Angebote und Abenteuerlust gegeneinander ab. Mal schauen, wer euch dann ab nächstem Februar von Rios Gefängnissen, Manilas Gerichten und Marseilles Freizeitbeschäftigungen erzählen kann... :)

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