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Deutsch-namibischer Versöhnungs­prozess: Gedenkgottesdienst in Berlin zur Rückgabe namibischer Gebeine

Gedenkgottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin. In der Mitte Staatsministerin Michelle Müntefering und die namibische Kulturministerin Katrina Hanse-Himarwa

Gedenkgottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin. In der Mitte Staatsministerin Michelle Müntefering und die namibische Kulturministerin Katrina Hanse-Himarwa, © epd

31.08.2018 - Artikel

Im Namen der Bundesregierung hat Staatsministerin Münte­fering menschliche Gebeine von Mitg­liedern indigener Gemein­schaften aus dem heutigen Namibia an eine namibische Delegation unter Leitung der Kulturministerin Hanse-Himarwa übergeben.

Während der Kolonialzeit waren die zurückgegebenen Gebeine unrechtmäßig entwendet und nach Deutschland gebracht worden. Am Freitag (31.8.) werden die Gebeine nach Windhuk gebracht und dort im Rahmen eines Staatsakts empfangen.

Die Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, sagte am Mittwoch (29.8.) in Berlin:

Wir müssen uns auch diesem Teil unserer Geschichte mit all ihren Facetten stellen und uns ihrer bewusst werden. Bei der Aufarbeitung des kolonialen Erbes hat Deutschland noch einiges nachzuholen.

Doch wir Deutschen bekennen uns zu unserer historisch-politischen, aber auch zu unserer moralisch-ethischen Verantwortung und zu der historischen Schuld, die Deutsche damals auf sich geladen haben. Die damaligen im deutschen Namen begangenen Gräueltaten waren das, was heute als Völkermord bezeichnet würde, auch wenn dieser Begriff erst später mit rechtlichen Normen unterlegt wurde.

Wir sprechen daher mit unseren Partnern in Namibia auch über die Einordnung dieses Begriffs in den politisch-historischen Kontext. Wir wissen in unserer Gesellschaft noch viel zu wenig über diese Vergangenheit. Es ist nun an uns, diese erinnerungspolitische Gedächtnislücke zu schließen.

Eine würdige Rückführung ermöglichen

Für die Rückgabe- und Gedenkzeremonien hat die namibische Regierung eine 74-köpfige Delegation unter Leitung der Kulturministerin Katrina Hanse-Himarwa und mit Beteiligung namibischer Traditional Chiefs entsandt.

Am Montag (27.8.) begrüßte Staatsministerin Müntefering die namibische Delegation offiziell in der Villa Borsig, dem Gästehaus des Außenministers, und traf sich zum bilateralen Gespräch mit Kulturministerin Katrina-Hanse Himarwa. Am Dienstagabend (28.8.) fand eine Totenwache statt, welche auch Gelegenheit für traditionelle namibische Riten bot.

Gedenkgottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin
Gedenkgottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin© epd

Am Mittwoch (29.8.) lud die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zusammen mit namibischen Partnerkirchen zu einem Gedenkgottesdienst in die Französische Friedrichstadtkirche ein. Hieran schloss sich die offizielle Übergabe der Gebeine an. Gäste der Zeremonie waren insbesondere Vertreter der namibischen Volksgruppen, denen die Toten angehörten. Außerdem waren Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft sowie Mitglieder des Bundestages eingeladen.

Zum am Freitag (31.8.) geplanten Staatsakt reist Staatsministerin Müntefering gemeinsam mit der namibischen Delegation nach Windhuk und nimmt für die Bundesregierung teil.

Teil eines größeren Versöhnungsprozesses

In den Jahren 1904 bis 1908 schlugen deutsche Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika Aufstände der Volksgruppen Herero und Nama grausam nieder. Zahlreiche Überlebende des Krieges kamen in Gefangenschaft und durch Zwangsarbeit ums Leben.

Die Rückführung der Gebeine ist Teil des deutsch-namibischen Versöhnungsprozesses, der weit über die Regierungen hinausgeht und Parlament, Kirchen, Wissenschaft, Jugend und Zivilgesellschaft miteinschließt.

In deutschen Museen und Forschungseinrichtungen lagern noch weitere menschliche Gebeine aus Namibia. Oft wurden sie während der Kolonialzeit entwendet, ohne Respekt vor Menschenwürde und kulturellen und religiösen Praktiken nach Deutschland gebracht, und zu vorgeblich wissenschaftlichen Zwecken verwendet. Die Rückführung ist die dritte nach 2011 und 2014.

Rede von Staatsministerin Michelle Müntefering anlässlich der Rückgabe sterblicher Überreste an Namibia

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