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Hilfe für Beirut

Mann auf einem Gerüst in einem Beiruter Hinterhof

Mit dem Solidarity Fund werden Kulturschaffende unterstützt, die von der Explosion betroffen wurden., © Carmen Yahchouchi

02.12.2020 - Artikel

Vor fast vier Monaten verwüstete eine gigantische Explosion den Hafen und große Teile des Zentrums der libanesischen Hauptstadt. Doch trotz großer internationaler Hilfsbereitschaft stehen die Stadt und das ganze Land weiterhin vor großen Herausforderungen.

Weitreichende Zerstörung

Bei den Explosionen im Hafen von Beirut am 04.08. wurden mindestens 180 Menschen getötet und mehr als 6.500 Menschen verletzt. Viele Menschen wurden obdachlos bzw. ihre Wohnungen und Häuser wurden schwer beschädigt. Mindestens fünfzehn medizinische Einrichtungen, darunter drei große Krankenhäuser, erlitten teilweise oder schwere strukturelle Schäden. Die weitreichenden Schäden am Hafen tragen zu einer Verschärfung die Ernährungsunsicherheit bei, die bereits vorher aufgrund der COVID-19-Pandemie und der anhaltenden wirtschaftlichen Krise zugenommen hat.

Umfangreiche, schnelle Hilfe

Deutschland hat direkt nach der Explosion Unterstützung in Höhe von 20 Millionen Euro versprochen und dann noch mehr geleistet. Am Ende waren es rund 24 Millionen Euro, mit denen das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung halfen. Die Hilfsleistungen umfassten eine breite Palette an Maßnahmen, unter anderen:

  • unterstützte das Technische Hilfswerk (THW) bei der Suche nach Verschütteten und Erfassung von Statik von Gebäuden,
  • lieferte das Deutsche Rote Kreuz umfangreich Medikamente und medizinisches Material an seine libanesische Schwestergesellschaft und
  • die Malteser unterstützen Gesundheitseinrichtungen Beirut in dem bei 9.800 Menschen notwendige medizinische Untersuchungen durchgeführt wurden,
  • über das Welternährungsprogamm (WFP) erhielten mehr als 12.000 von der Explosion betroffene Menschen in Beirut finanzielle Unterstützung;
  • der Norwegian Refugee Council ersetzte mit deutscher Unterstützung durch die Explosion zerstörte Wassertanks,
  • halfen Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie Alumni der vom VN-Flüchtlingshilfswerk koordinierten Deutschen Akademischen Flüchtlingsinitiative Albert Einstein (DAFI) auf eigene Initiative vor Ort, indem sie Trümmer beseitigten, Schäden erfassten Essen verteilten und Experten für Trauma-Bewältigung begleiteten.

Neben Humanitärer Hilfe ist auch die Bewahrung kultureller Infrastruktur ein wichtiges Anliegen: Das Auswärtige Amt unterstützt zum Beispiel einen Solidaritätsfonds der libanesischen Nichtregierungsorganisationen Arab Fund for Arts and Culture – AFAC und Culture Resource mit 600.000 Euro. Damit konnte 24 Kulturorganisationen und 206 Kulturschaffenden geholfen werden, deren Arbeit von der Explosion unmittelbar betroffen war. Das Auswärtige Amt stellt außerdem dem LiBeirut-Fonds der UNESCO 500.000 Euro zur Verfügung. Dadurch sollen die Folgen der Katastrophe in den Bereichen Bildung und Kultur gemildert werden – etwa, in dem Schäden an Museen, Kultureinrichtungen und denkmalgeschützte Gebäude in der Nähe des Hafens beseitigt werden und ganze Häuser vor dem Verfall bewahrt werden.

Bereits am Tag nach der Explosion reiste ein Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) im Rahmen des Projekts „KulturGutRetter“ mit dem Team des THW nach Beirut, um erste Schadensbegutachtungen an historischen Gebäuden durchzuführen. Das DAI hat mehrere Experten entsandt, die nun in Zusammenarbeit mit libanesischen Partnern darüber sprechen, wie Deutschland den Schutz und Erhalt beschädigter historischer Häuser unterstützten kann.

Neben der Hilfe der Bundesregierung gab es viel private Unterstützung aus Deutschland. Der Verein Orienthelfer e.V. spendete in Zusammenarbeit mit dem FC Bayern München acht Krankenwagen an den libanesischen Zivilschutz. Die Deutsche Botschaft half, die Krankenwagen nach Beirut zu bringen.

Anhaltendes politisches Vakuum

Nach dem Rücktritt der libanesischen Regierung am 10.08. ist bislang kein politischer Neuanfang gelungen. Zuletzt trat Ende September der designierte Premierminister Adib zurück, nachdem sich die politische Führung nicht auf eine neue Regierung einigen konnte. Ohne Regierung ist es aber nicht möglich, dringend benötigte, sichtbare und nachhaltige politische und wirtschaftliche Reformen einzuleiten.

Deutschland und andere internationale Partner haben wiederholt deutlich gemacht, dass über humanitäre Hilfe hinausgehende Unterstützung an Reformen geknüpft ist. Dabei geht es auch um Unterstützung bei der Wiederaufnahme der Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds. Deutschland setzt sich mit seinen europäischen Partnern und in der International Support Group für Libanon für eine rasche Regierungsbildung ein.

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