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Grußwort von Staatsminister für Europa Michael Roth anlässlich der Verleihung des Adenauer-de Gaulle-Preises an ARTE

29.10.2014 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

Sehr geehrte Damen und Herren,

anlässlich des 50. Jubiläums des Élysée-Vertrags im vergangenen Jahr konnten Deutsche und Franzosen in einer zehnteiligen Dokureihe mit dem Titel „geliebte Feinde“ auf zwei Jahrtausende gemeinsamer und bewegter Geschichte zurückblicken. Eine Sendung, in der ARTE seinem Publikum, uns Deutschen und Franzosen, den Spiegel vorhielt.

Die beiden Nationalikonen Marianne und Germania, wunderbar verkörpert durch die beiden Kabarettistinnen Antonia de Rendinger und Anette Frier, führen in dieser Sendung in einem frechen und politisch völlig unkorrekten Schlagabtausch durch Höhen und Tiefen des deutsch-französischen Verhältnisses. Dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund. „Ja, der schöne Elysée-Vertrag, was haben sie ihn nicht gefeiert. Gebt’s zu, ihr wolltet doch nur nicht, dass wir mit den Amerikanern fremdgehen“, unterstellt Germania den Franzosen.

Das deutsch-französische Verhältnis ist eben auch nur eine schnöde „Beziehungskiste“. Die Stimmung, die sei echt schon mal besser gewesen, mosert Germania. Marianne kann da nur mit den Augen rollen: „Typisch! Die Deutschen wollen immer gleich zum Paartherapeuten! In einer Beziehung zählen Vernunft und Vertrauen. Wir Franzosen wissen das schon lange. Wir kennen uns eben aus in der Liebe.“

Dann kommen Marianne und Germania aber doch zu dem Schluss: Widersprüche und Probleme kann man aushalten und im Interesse Europas gemeinsam lösen.

Staatspräsident François Mitterand und Bundeskanzler Helmut Kohl wirkten an der Gründung von ARTE am 2. Oktober 1990 – am Vortag der deutschen Einheit – maßgeblich mit. Der europäische Kulturkanal war und ist ein Meilenstein in den deutsch-französischen Beziehungen und ein herausragendes Beispiel für binationale Kooperationen in der europäischen Medienlandschaft.

Lassen Sie uns den deutsch-französischen und europäischen kulturellen Dialog konsequent weiter ausbauen. Das haben zuletzt unsere beiden Regierungen im Rahmen des Ministerrats zum Élysée-Jubiläum bekräftigt.

Ich erinnere mich gerne an ein weiteres Geschenk zum 50. Geburtstag des Elyssee-Vertrages: die Geschichtsdoku „De Gaulle und Adenauer – Eine deutsch-französische Freundschaft“.

Geradezu Kult ist die ARTE-Sendung Karambolage der französischen Filmemacherin Claire Doutriaux geworden, die über nationale Symbole, Eigenarten und Kuriositäten in beiden Ländern aufklärt und mit einem Augenzwinkern Stereotypen und Klischees hinterfragt. Eigentlich hätte allein schon diese ARTE-Sendung den Adenauer-de Gaulle-Preis verdient!

Deutschen und Franzosen wird immer wieder der Spiegel vorgehalten. ARTE ist für mich ein „Paartherapeut“ für das „couple franco-allemand“. Das dürften wir alle aus eigener Erfahrung kennen: das Wissen um Gegensätze schafft Verständnis, Nähe und Vertrauen. Das ist in jeder Beziehung so.

Auch mit seiner konsequenten Zweisprachigkeit trägt ARTE dazu bei, dass unsere Freundschaft nicht sprachlos wird. Sprachenkenntnisse sind der Schlüssel für die Annäherung von Menschen über Kultur- und Staatengrenzen hinweg.

Besonders schätze ich die deutsch-französischen Fernseh-Koproduktionen, deren Förderung ARTE ein bedeutendes Anliegen ist. Sie sind ein wichtiger Baustein für eine gemeinsame Vorstellungswelt. Ich denke an die preisgekrönten Filme „Das weiße Band“ und „Liebe“ von Michael Haneke oder „Pina“ von Wim Wenders. Wir wünschen uns künftig noch mehr davon!

Besonders freut mich, dass so der Marktanteil von ARTE in Frankreich im vergangenen Jahr und in Deutschland gestiegen ist. Im heiß umkämpften Fernsehmarkt ist jede noch so bescheidene Steigerung des Marktanteils ein Erfolg. Angesichts des hochinteressanten und einzigartigen Programms bin ich sicher, dass der Trend hin zu ARTE anhalten wird. Ich gehöre zu den bereits überzeugten Zuschauern!

Verehrte Frau Cayla, sehr geehrter Herr Dr. Langenstein!

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle wollten eine deutsch-französische Freundschaft zwischen Menschen und nicht alleine zwischen Staaten. ARTE steht für diese Vision seit über 20 Jahren konsequent ein. ARTE berührt die Menschen, in Deutschland, in Frankreich und europaweit. Wir ehren mit dem diesjährigen Adenauer-de Gaulle-Preis eine einzigartige Kooperation und den wichtigen Beitrag, den ARTE leistet, um Deutsche und Franzosen über die Kultur einander näher zu bringen. Europa begeistert nicht als Binnenmarkt und Währungsraum, sondern als bunte und vielfältige Gemeinschaft der Kultur! ARTE steht für das, was für die deutsch-französische Beziehung gilt: Sie ist einzigartig und unverzichtbar. Wenn es eine Institution wie ARTE nicht schon fast ein Vierteljahrhundert gäbe – man müsste sie erfinden. Wir sind dankbar und stolz auf Sie!

Herzlichen Glückwunsch!

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