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Berlin erwartet engen Wahlausgang (Gespräch mit Harald Leibrecht)

02.06.2012 - Interview

Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt (02.06.2012) äußert sich der Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit, Harald Leibrecht, zum Stand der deutsch-amerikanischen Beziehungen im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Hamburger Abendblattes.

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Die Bundesregierung erwartet einen engen Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November und ein spannendes Rennen zwischen Barack Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney. „Es wird ein knappes Rennen, Kopf an Kopf. Die Wahlbeteiligung wird eine entscheidende Rolle spielen“, sagt der Koordinator der deutsch-amerikanischen Beziehungen, Harald Leibrecht (FDP), dem Hamburger Abendblatt. Für die in den vergangenen Jahren wechselhaften Beziehungen zwischen Berlin und Washington erwartet Leibrecht zunächst Unsicherheiten: „Romney ist bislang nicht als Außenpolitiker oder Transatlantiker aufgefallen, aber das würde sich schlagartig ändern, sollte er Präsident werden.“

Das persönliche Verhältnis zwischen US-Präsidenten und deutschen Regierungschefs war zuletzt mal angespannt, mal entspannt. Kanzler Gerhard Schröder hatte mit seinem Nein zum Irakkrieg George W. Bush vergrätzt. Nachfolgerin Angela Merkel verstand sich gut mit Bush junior im Weißen Haus. Auf Obama war sie während dessen Wahlkampf 2008 zunächst auf Distanz gegangen. Von ihm nahm sie jedoch die höchste Auszeichnung entgegen, die die USA zu vergeben haben: die Medal of Honor.

In der Bewältigung der Euro-Krise ist die Luft über dem Atlantik dünn. „Die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland waren in den vergangenen Jahren nicht immer einfach. Das ging mal rauf, mal runter - mit dem Tiefpunkt zu Beginn des Irakkriegs“, sagt USA-Koordinator Leibrecht. Es knirscht heute bei der Frage, ob und wie man die Wirtschaft ankurbeln kann. Dabei fühlen sich auch die Deutschen oft bevormundet. Leibrecht: „Die Amerikaner sehen uns bei der Bewältigung der europäischen Finanzkrise in der Führungsrolle. Wir müssen aber auch den Amerikanern erklären, dass man in Europa nicht par ordre du mufti diese Krise lösen kann.“

Der groß gewachsene Liberale hat ein feines Gespür für die transatlantischen Befindlichkeiten. Sein Vater war Professor in den USA, zwei Brüder leben und arbeiten dort. Harald Leibrecht sagt, die Deutschen dürften sich nicht von Amerika abwenden - und umgekehrt. „Wir müssen jüngere Politiker dazu bringen, sich mit Deutschland zu befassen. Es müssen mehr Deutsche, vor allem Schüler und Studenten in die USA. Im Gegenzug müssen wir die deutschen Unis attraktiver für Amerikaner machen.“

Leibrecht verriet im kleinen Kreis im Hamburger Amerikazentrum auch den Unterschied zum in den USA vom Terminator zum kalifornischen Gouverneur gewandelten Arnold Schwarzenegger: „Ich bin in den USA geboren. Theoretisch könnte ich also noch Präsident werden.“(ryb)

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