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Interview BM Westerwelle in der Bild-Zeitung, 7. Mai 2010

07.05.2010 - Interview

Bild: Die Griechenland-Krise sorgt für immer größere Spannungen. Bricht die EU auseinander?

Westerwelle: Nein. Wir alle wissen, was wir an der EU haben. Die EU ist unsere Friedens- und Wohlstandsversicherung. Deswegen müssen wir tun, was nötig ist, um unsere gemeinsame Währung zu schützen.

Bild: Bekommen die Griechen also noch mehr Geld von uns, wenn die zugesagten 22,4 Milliarden Euro nicht ausreichen?

Westerwelle: Es geht nicht um Zahlungen, sondern um Bürgschaften für Kredite. Die sind nicht ohne Risiko – keine Frage. Aber wenn es brennt, muss man den Feuerlöscher nehmen, der zur Hand ist. Bundesbank, Europäische Zentralbank und Währungsfonds haben empfohlen, so zu handeln, wie wir es jetzt tun.

Bild: Mit den Hilfen bricht die Regierung aber den EU-Vertrag!

Westerwelle: Kein einziger europäischer Vertrag untersagt uns zu handeln, wenn wir eine Gefahr für unsere Währung und damit für unsere Bürger sehen. Die Ursachen für die heutige Krise reichen weit zurück. 2005 hat die damalige Bundesregierung den Stabilitätspakt aufgeweicht. Ich bin sicher, alle Bundestagsabgeordneten sind sich ihrer Verantwortung bewusst.

Bild: Was ist, wenn die Griechen das Sparpaket nicht umsetzen?

Westerwelle: Ich habe Respekt vor der griechischen Regierung, ein so einschneidendes Sparprogramm zu beschließen. Wir werden genau hinsehen, wie das Sparprogramm umgesetzt wird. Ich vertraue da auch dem Währungsfonds IWF, der die Umsetzung alle 3 Monate überprüfen wird.

Bild: Es gibt Massenproteste in Griechenland, sogar Tote. Können wir Deutschen dort noch sorglos Urlaub machen?

Westerwelle: Natürlich! Griechenland ist eine stabile Demokratie. Im Übrigen: Die große Mehrheit der Griechen hat erkannt, dass es zu dem Sparpaket keine Alternative gibt. Ich warne auch vor anti-griechischen Ressentiments. Europa ist eine Schicksalsgemeinschaft. Wir leben alle gemeinsam im europäischen Haus.

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