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Grußwort von Bundesaußenminister Guido Westerwelle bei der Auslandshandelskammer Rio de Janeiro

15.03.2010 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

Sehr geehrter Herr Gouverneur,

meine Damen und Herren,

zunächst möchte ich Ihnen ganz herzlich danken für die Einladung.

In den kommenden Jahren wird die Welt nach Brasilien schauen wie vielleicht nie zuvor.

Wie sehr die Weltereignisse des Sports das Bild eines Landes prägen, haben wir in Deutschland erst vor wenigen Jahren erlebt. Die Tage des Sommers 2006 standen unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ Das war kein Werbespruch, sondern Realität. Selbst diejenigen, die nicht im Traum daran denken würden, am Samstag in ein Stadion zu gehen und ein Ligaspiel zu sehen, konnten sich der Begeisterung nicht entziehen, die das ganze Land erfasste.

Niemand, der dabei war, hat vergessen, wie die Menschen auf den Straßen und in den Cafés saßen und standen und gemeinsam jubelten.

Niemand wird die Freundlichkeit vergessen, die man damals an jeder Straßenecke erlebte.

Die Menschen auf der ganzen Welt erinnern sich an die Bilder des Lachens und des Jubels und auch an die Tränen, die flossen, wenn eine Mannschaft aus dem Turnier ausgeschieden ist.

Darum geht es beim Sport: Um den Wettbewerb um die beste Leistung, um Fair-Play, um spielerische Größe und um Emotion, die alle mitreißt.

Was wir heute besprechen, findet weniger Aufmerksamkeit. Die Bilder, die ich gerade beschrieben habe, entstehen nur, wenn Planung und Organisation perfekt aufeinander abgestimmt sind. Die Vorbereitung ist erfolgreich, wenn sie gar nicht mehr bewusst wahrgenommen wird, sobald das erste Spiel angepfiffen wird.

Die Fragen, die Sie in Rio de Janeiro beantworten müssen, sind die gleichen, die wir in Deutschland vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu beantworten hatten.

Ich möchte nur einige wenige nennen.

Wie werden Stadien sinnvoll genutzt, wenn das Endspiel vorbei ist und der Pokal vergeben? Wie müssen Verkehrswege geplant werden, damit neue Bus- und Bahnstrecken auch langfristig der Bevölkerung vor Ort dienen? Wie tragen die Investitionen dazu bei, Städte sicherer, sauberer und lebenswerter zu machen?

Und wie wird die Bevölkerung in die Planung eingebunden, damit die Menschen die Veränderungen akzeptieren und nutzen?

Der Sport wird Rio de Janeiro verändern. Deswegen denken Sie heute schon zu recht an den Tag danach.

Ich freue mich sehr, dass dies gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft geschieht.

Die deutsche Wirtschaft hat zur Vorbereitung der Weltmeisterschaft im eigenen Land wichtige Erfahrungen gesammelt, wie man sportliche Weltereignisse zum Erfolg führen kann.

Wir sollten Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele als gemeinsame Chance begreifen, damit in Rio die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Die Zusammenarbeit hat bereits begonnen. Architekten und Bauunternehmen aus Deutschland waren bereits gefragte Partner für die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika und die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Architekten aus Deutschland planen nun vier WM-Stadien in Brasilien.

Nach der deutschen Wiedervereinigung hat Deutschland weite Teile der Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur in Ostdeutschland saniert und teilweise neu angelegt.

Diese Erfahrungen können wir in den nächsten Jahren nutzen. Für den Transport, gerade auf mittleren Strecken, hat Deutschland hochmoderne Züge entwickelt, die Umweltfreundlichkeit und Geschwindigkeit vereinen. Nehmen sie als Beispiel den Hochgeschwindigkeitszug ICE, der die Strecke zwischen den beiden größten deutschen Städten Berlin und Hamburg in eineinhalb Stunden zurücklegt. Das ist eine Distanz von knapp 300 Kilometern. Sao Paulo und Rio de Janeiro liegen nur etwa 50 Kilometer weiter voneinander entfernt.

Neben Transport bietet auch die Energieversorgung Chancen für eine enge Zusammenarbeit. Regenerative Energien werden innerhalb und außerhalb der Stadien verstärkt genutzt.

Deutschland ist bei Solartechnik, aber auch bei Windenergie weltweit führend. Wenn wir unsere Stärken verbinden, werden wir wichtige Signale für eine langfristige Orientierung in der Energieversorgung Brasiliens setzen.

Die deutsche Wirtschaft hat für die Sportereignisse des kommenden Jahrzehnts die „Initiative Win-Win 2014/16“ gestartet.

Im Rahmen dieses Projekts formieren sich deutsche Unternehmen für Aufträge der Fußball-WM und der olympischen Spiele.

Ich freue mich sehr, dass der Vorsitzende dieser Initiative, Herr Dr. Zoller, mich auf dieser Reise begleitet. Ich vertraue darauf, dass die Auslandshandelskammer in Rio de Janeiro diese Projekte nach Kräften unterstützt.

Die Initiative zeigt, wie wichtig die deutsch-brasilianischen Wirtschaftsbeziehungen sind. Unsere Volkswirtschaften sind eng miteinander verbunden. Ich spreche vermutlich für alle Anwesenden, wenn ich darauf baue, das unsere Verbundenheit in Zukunft nur noch intensiver werden kann.

Meine Reise hat mich nach Argentinien, Uruguay und nach Brasilien geführt, weil ich mir vor Ort ein Bild machen möchte von der Dynamik Ihres Kontinents.

Die Eindrücke, die ich mit nach Hause nehme, werden Teil des Lateinamerikakonzeptes werden, das die Bundesregierung zurzeit erarbeitet.

Ich habe auf meiner Reise immer wieder betont, dass wir Globalisierung positiv gestalten müssen. Ein wichtiger Teil dabei ist, dass ich als Außenminister die deutsche Wirtschaft mit dem gesamten Instrumentarium unterstütze, das mir zur Verfügung steht.

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