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Ansprache des Bundesaußenministers Westerwelle zur Veranstaltung „Die deutsche Sprache in der Welt – Eine Hommage“ , 25.02.2010, Berlin

26.02.2010 - Rede

- es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich werde meine Rede auf Deutsch halten.

Deutsch ist eine wunderschöne Sprache. „Abendrot“ und „Morgenstern“, „Blütenstaub“ und „Alpenglühen“, bei diesen Worten springen Ohr und Seele vor Freude auf und klatschen Beifall. Deutsch kann also sehr blumig sein.

Sprache ist nicht allein das, was man sagt, sondern es ist auch wichtig, wie man etwas sagt. Das nennt man dann „Duktus“. „Duktus“ beschreibt charakteristische Eigenschaften bei Wortwahl, Satzbau, Aussprache und Betonung. Sie wissen, jeder hat seinen eigenen Duktus. Sprache kann verbergen, was man meint. Sprache kann aber auch offenbaren, was man verbergen wollte. Man kann Sprache bewusst so einsetzen, dass man nicht verstanden wird. Denken Sie an zwei Ärzte, die sich über ihren anwesenden Patienten unterhalten. Das gibt es auch in der Politik. Sprache kann da rein und da raus gehen, ohne irgendetwas zu hinterlassen oder Sprache kann beschäftigen. Dann muss sie auf den Punkt sein.

Der Abend heute ist eine „Hommage“. Wir hätten auch von einem Ehrerweis oder einer Lobpreisung sprechen können. Aber wir müssen nicht. Deutsch ist selbstbewusst genug, sich mit Worten aus anderen Ländern bestens zu vertragen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Deutsche Außenpolitik ist werteorientiert und interessengeleitet. Das sind keine Gegensätze. Besonders klar wird das in unserer Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik:

Mit der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik vermitteln wir unsere Werte ganz unmittelbar. Und gerade die Vermittlung dieser Werte liegt in unserem ureigenen Interesse. Mit Staaten, die die Menschenrechte achten, die Rechtsstaatlichkeit entwickeln, können wir politisch wie wirtschaftlich berechenbar zusammenarbeiten. In einem Rechtsstaat können sich Unternehmen darauf verlassen, dass sie ihre Investitionen vor Gericht verteidigen können, wenn es notwendig ist. Gegenüber Staaten, mit denen wir ökonomisch und gesellschaftlich eng verbunden sind, können wir Differenzen offen ansprechen und Lösungen finden. Interessen und Werte sind kein Gegensatz, sondern verantwortungsvolle Außenpolitik, das ist beste Tradition unseres Landes, und bringt beides zusammen.

Wer für Rechtsstaatlichkeit eintritt, eröffnet Freiheitsräume für Menschen. Ideen, die man in einem Goethe-Institut frei diskutiert, sind Ideen, für die man manchmal zwei Häuser weiter ins Gefängnis geworfen werden kann. Diese intellektuelle Freiheit zu fördern, ist ein Auftrag, den Deutschland erfüllen will und dem ich mich auch ganz persönlich verpflichtet fühle.

Aufgabe der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ist, die Welt von morgen mitzugestalten. Cornelia Pieper weiß ich dabei an meiner Seite. Wir nehmen das sehr Ernst in diesem Amt. Schon eine einzige Zahl zeigt Ihnen die Bedeutung der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, was sehr viele, wenn sie über Auswärtige Politik lesen und reden, gar nicht wissen: 2009 investierte die Bundesrepublik fast 750 Millionen Euro in dieses Politikfeld. Das sind etwa ein Viertel des gesamten Haushaltes des Auswärtigen Amtes. Nur wenn der Dialog zwischen den Kulturen gelingt, werden wir auf Dauer in Frieden und in Freiheit leben können.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wer eine Sprache spricht, begegnet sich mit wechselseitigem Respekt. In den Ländern Mittel- und Osteuropas ist Deutsch eine Sprache der Jugend. In Polen lernen gegenwärtig über 2,3 Millionen Menschen Deutsch. Über die Sprache und über die Kultur vermitteln wir ein zutreffendes Bild des Deutschlands von heute. Ein Deutschland, das für Offenheit und Freiheit, für Toleranz und Werte, für Erfolg und Leistungsbereitschaft, für Bildung und Innovationen steht.

Auch in Polen ist der Trend zu Englisch sichtbar. Das ist Realität. Wer wollte das leugnen. Und auch wir fördern Mehrsprachigkeit. Wir wollen, dass mehr deutsche Jugendliche Polnisch lernen, also genau anders herum. Mehrsprachigkeit ist der Schlüssel zu einer europäischen Identität, die die gewachsene Vielfalt unseres Kontinents achtet. Deutsch als Sprache im Herzen. Deutsch als Sprache im Herzen Europas. Sie ist ein wichtiger Teil unserer europäischen Identität.

Und ich möchte Ihnen ein ganz aktuelles kleines Beispiel nennen, woran wir auch die politische Bedeutung unserer schönen Sprache erkennen können. Ich habe mich heute Nachmittag mit einem Amtskollegen aus Skopje getroffen - mit Antonio Milošoski. Mit ihm verantwortet ein ausgesprochener Freund Deutschlands die Außenpolitik Mazedoniens. Er ist nicht nur ein Freund, sondern auch ein Kenner unseres Landes. Er kam als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Deutschland. Natürlich haben wir heute Deutsch miteinander gesprochen, es wären auch andere Sprachen möglich gewesen und Dolmetscher haben wir auch.

Sie sehen, Deutsch und das deutsche Bildungssystem, das ist eben kein Karrierehindernis und das wollen wir vielen jungen Menschen auch in der Welt zeigen. Das Beispiel meines Amtskollegen zeigt, dass Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Menschen dauerhaft an Deutschland binden kann. Diese Bindung beginnt mit der Sprache. Deutsch ermöglicht individuelle Chancen. Es öffnet den Weg zu einem der besten Ausbildungssysteme der Welt und stärkt natürlich auch den Wissenschaftsstandort Deutschland. Deutsch eröffnet die Möglichkeit auf eine wissenschaftliche Karriere in mehr als 350 Hochschulen, die zum Teil, wie wir alle wissen, Weltruf genießen. Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zur deutschen Literatur, zur Musik, Philosophie und Wissenschaft, zum Reichtum großer europäischer Kulturtraditionen und natürlich auch zur größten Volkswirtschaft Europas. Aus allen diesen Gründen lernen über 14 Millionen Menschen Deutsch. Keine andere Sprache ist in Europa für mehr Menschen Muttersprache als unsere Heimatsprache. Wir wollen noch mehr Menschen und gerade junge Menschen für Deutsch begeistern, nicht aus einem Dünkel heraus oder aus Chauvinismus, sondern weil es zur Vielfalt dazugehört. Das gilt vor allem für die schnell wachsenden Volkswirtschaften in Asien. Besonders in Indien ist das Potential und das Interesse an Deutsch und an einem Studium in Deutschland enorm.

Konkret: Mit der Initiative „Schulen – Partner der Zukunft“ haben wir das bisher größte Sprachförderprojekt mit einem weltweiten Netz von fast 1.500 Partnerschulen aufgelegt. Das sind Schulen, die in ihren Ländern für Qualität stehen und sehr begehrt sind. Deswegen freue ich mich sehr, dass ich mit Ihnen heute Abend diese Idee, diese Kampagne „Deutsch – Sprache der Ideen“ beginnen kann.

„Deutsch – Sprache der Ideen“ ist der Titel der gemeinsamen Kampagne des Auswärtigen Amtes und seiner Partner. Das Goethe-Institut, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, der Pädagogische Austauschdienst, das Institut für Auslandsbeziehungen und die Deutsche Welle, sie alle sind hier im Raum vertreten. Sie alle begrüße ich herzlich und bedanke mich für ihre Anwesenheit.

Das Kampagnenjahr bietet weltweit Sprachkurse und Bildungsmessen, die Partnerschulinitiative, Universitätspartnerschaften und auch Stipendien.

Ich danke allen, die zu dieser Kampagne beigetragen haben. Danken möchte ich auch den Berliner Festspielen für die Gestaltung des heutigen Abends.

Als Gäste begrüße ich Stipendiaten und Alumni des DAAD, stellvertretend für die 35.000 DAAD-Stipendiaten jährlich. Seien Sie sehr herzlich alle willkommen. Und ich möchte schließen mit einem Zitat aus Jutta Limbachs schönem Buch „Hat Deutsch eine Zukunft?“. Sie schreibt dort und ich zitiere wörtlich: „In vielen Zungen zu reden, verspricht intellektuellen Gewinn. Hätten wir auf Erden nur eine Sprache, wir hätten uns bald nichts mehr zu erzählen“.

Ich freue mich mit Ihnen auf einen schönen Abend.

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