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Grußwort von Staatsminister Erler anlässlich der Eröffnung des Kulturjahrs von Aserbaidschan in Deutschland, Berlin 27. März 2008
Sehr geehrter Herr Minister Garayev,
sehr geehrter Herr Botschafter Shahbazov,
sehr geehrter Herr Rudolph,
sehr geehrte Frau Dr. Minz,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Milli Mejlis Aserbaidschans und des Deutschen Bundestages,
sehr geehrte Damen und Herren!
Heute ist ein besonderer Tag:
Erstmals präsentiert sich Aserbaidschan in Deutschland nicht nur mit einer einzelnen Kultur-Veranstaltung, sondern mit einem ganzen Kultur-Jahr. Dies ist eine einmalige Gelegenheit für uns Deutsche, dieses für viele noch recht unbekannte Land in all seinen Facetten kennen zu lernen. Unbekannt zu unrecht, denn Aserbaidschan ist eine der ältesten Kulturlandschaften der Welt, die ihre Vielfalt nicht zuletzt seiner Brückenfunktion zwischen Europa und Asien verdankt. Hier gibt es viel zu bestaunen von den Feuertempeln, die die Anhänger Zarathustras vor mehr als 2000 Jahren betrieben, über den Nationaldichter des 12. Jahrhunderts Nizami (dem Schiller das Turandot – Motiv entlehnt hat) bis zu der improvisierenden Mugham-Musikkultur, die ihre Vitalität bis heute erhalten hat.
Zu diesem Südkaukasus-Land und europäischen Nachbarn unterhält Deutschland gute Beziehungen, - so hat sich Deutschland maßgeblich für die Einbeziehung von Aserbaidschan (zusammen mit den beiden anderen Staaten des Südkaukasus Armenien und Georgien) in die „Europäische Nachbarschaftspolitik“ eingesetzt. Ein entsprechender Aktionsplan wurde im Oktober 2006 in Baku finalisiert und im November 2006 in Brüssel formell verabschiedet. Mit der Europäischen Nachbarschaftspolitik will die EU ihre Partner bei deren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Reformprozessen unterstützen, - mit größerer wirtschaftlicher Integration und engen politischen und kulturellen Beziehungen. Diese Europäische Nachbarschaftspolitik wurde insbesondere während der Deutschen EU-Ratspräsidentschaft im 1. Halbjahr 2007 sehr befördert.
In seinem Reformprozess hin zu Demokratie und Marktwirtschaft hat Aserbaidschan schon einiges erreicht. Hierbei erfährt Aserbaidschan auch bilateral von Deutschland Unterstützung, so durch Förderung der Privatwirtschaft, Unterstützung des Bankwesens, den Aufbau eines Katasterwesens sowie der Förderung kommunaler Infrastruktur und bei Rechts- und Gerichtsreformen.
Aserbaidschan hat in den letzten Jahren einen rasanten, beeindruckenden Wirtschaftsaufschwung erlebt. So stieg das Bruttosozialprodukt im Jahr 2006 um beeindruckende 31 Prozent. Seine Bedeutung als Produzent und als Transitland für Öl und Gas aus Zentralasien nach Europa wächst. Baku wird immer mehr zur Drehscheibe der europäischen Verbindungen mit dem kaspischem Raum – sichtbar an den neuen Pipelines BTC (Baku – Tbilisi – Ceylan) und BTE (Baku – Tbilisi – Erzurum). Der gegenwärtige Öl- und Gasboom bietet Aserbaidschan eine einzigartige Gelegenheit, das Land zu modernisieren. Das Exportangebot der deutschen Wirtschaft kann und will hier gerne einen Beitrag zur Entwicklung und Diversifizierung der aserbaidschanischen Wirtschaft, zum Aufbau einer wettbewerbsfähigen Industrie und eines entwickelten Dienstleistungssektors leisten.
Natürlich gibt es nicht nur ermutigende Entwicklungen. Es gibt auch unbequeme Themen: Wir sind überzeugt, dass eine nachhaltige Modernisierung nur erreichbar ist mit echter Meinungsfreiheit. Mit freien Medien, mit deren Kritik man sich inhaltlich und nicht über den Staatsanwalt und das Strafrecht auseinandersetzen sollte. Diese Diskussion ist am richtigen Platz zu führen. Aber natürlich ist auch die politische Kultur eines Landes Teil seiner gesamten kulturellen Präsentation.
Herr Minister Garayev, es ist eine Ehre für mich, mit Ihnen zusammen heute das Kulturjahr Aserbaidschans in Deutschland zu eröffnen. Es bietet ein aufwendiges, umfangreiches und höchst viel versprechendes Programm.
Für 2009 planen wir unsererseits deutsche Kulturwochen in Aserbaidschan. Unsere deutsche Botschaft in Baku hat hierzu schon mit ersten Planungen begonnen und kann dabei auf ihre bisherigen Aktivitäten aufbauen, - dabei ist vor allem das deutsch-aserbaidschanische Kulturzentrum „Kapellhaus“ zu nennen, das rund 50 Veranstaltungen im Jahr ausrichtet (vor allem klassische und zeitgenössische Musik, aber auch Filmreihen, Ausstellungen, Deutschkurse). Zur Zeit findet ein deutsches Kinderfilm-Festival in Baku statt. Insgesamt lernen immerhin 20.000 bis 30.000 Schüler an 300 Schulen in Aserbaidschan Deutsch.
Heute nun beginnt das Kulturjahr Aserbaidschans in Deutschland!
Besonders begrüße ich, dass die zahlreichen Veranstaltungen nicht nur hier in Berlin, sondern in Städten in ganz Deutschland durchgeführt werden. Herr Minister Garayev, ich danke Ihnen für Ihr Kommen und Ihr Engagement! Auch Ihnen, Herr Botschafter Shahbazov und Ihren Mitarbeitern ganz herzlichen Dank und Anerkennung für Ihre großartige Arbeit vor Ort!
Ich freue mich auf das Kulturjahr Aserbaidschan in Deutschland und wünsche allen Veranstaltungen viele Besucher und viel öffentliches Interesse!