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Vom idyllischen Reiherwerder in den Ernst der Arbeitswelt

12.08.2019 - Artikel

Die ersten sechs Wochen unserer Ausbildung waren stark vom Gedanken der europäischen Freundschaft geprägt. Gemeinsam besuchten wir unsere französischen Kolleginnen und Kollegen in Paris und durften einen Einblick in die multilaterale Zusammenarbeit in Brüssel bekommen.

Dazwischen arbeiteten wir im Sprachunterricht intensiv an unseren Sprachkenntnissen in Englisch und Französisch. Selbstverständlich genossen wir auch den zum Schwimmen geradezu verlockenden Bundesbadesteg, der sich in direkter Nähe zu unserem Ausbildungszentrum auf der schönen Halbinsel Reiherwerder befindet.

Eine Frau steht an einem Schild, Richtung Weltweit.
Likki vor unserer Akademie in Tegel.© AA

An einem unserer ersten Tage als Attaché(e)s bekamen wir eine mysteriöse Liste ausgeteilt. Darauf befand sich eine Vielzahl verschiedener Abkürzungen, die wir erst mit der Zeit genauer kennenlernen sollten. Es handelte sich dabei um unsere erste Vakanzenliste, eine Liste also, auf der alle Posten standen, für die wir uns für unser Praxis-Modul ab Mitte Juni bewerben konnten, inklusive einiger spannender Auslandsposten. Nachdem in der Folge jeder von uns seine Präferenzen abgegeben hat und das Personalreferat das Ganze mit ein wenig Magie wiederum in Einklang mit den Bedarfen der Referate, unseren Vorkenntnissen und individuellen Familiensituationen gebracht hat, haben wir schließlich am 17.06. allesamt in unseren Referaten unseren Dienst angetreten. Nach Ende der Ausbildung treten die meisten von uns dort auch ihren ersten Posten an.

Wir, die 74er, sind der erste Jahrgang, der das reformierte Ausbildungsprogramm durchläuft. Das bedeutet, dass wir fünf der zwölf Monate unserer Ausbildung in der Zentrale des Auswärtigen Amts verbringen und konkret in den Arbeitsalltag eintauchen, während früher die Ausbildung länger und theorielastiger war.

Viele von uns waren früher schon hier als Zeitvertragskräfte und kennen das Haus entsprechend gut. Andere sind ganz neu in der Arbeitswelt. Jedenfalls versuchen wir alle durch unsere Motivation und die jeweiligen Fachkenntnisse etwas zu bewegen, an all den verschiedenen Stellen, auf denen wir siebzig Attaché(e)s eingesetzt werden.

Damit ihr einen kleinen Einblick bekommt, was wir hier so tun und erleben, möchten euch gerne drei von uns ein wenig aus ihrem spannenden Alltag erzählen:

Likki, Referat 410 (Energie- und Rohstoffaußenpolitik):

„Meistens Sonnenschein und niemals Windstille - was ideale Bedingungen für Strom aus erneuerbaren Quellen beschreibt, trifft als Beschreibung auch auf den Arbeitsalltag zu, wenn man Entwicklungen zu erneuerbaren Energien in ganz Asien und Latein Amerika auf dem Schirm hat. Kein Tag ist wie der andere; und doch ist das Level an Begeisterung bisher gleichmäßig hoch gewesen. Sofern die Uhrzeit in der jeweils anderen Zeitzone passt, braucht es z.B. nur einen Griff zum Telefon und die Referentinnen und Referenten an den Botschaften, die mich noch nie gesehen oder bis dahin überhaupt von mir gehört haben, kommen zu jeder Frage hilfsbereit und fachkundig ins Gespräch.“

Stefan, Referat AP03 (Beziehungen zu Ländern in Südostasien), zukünftig Wirtschaftsreferent an der Botschaft Rangun:

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch vor dem Computer.
Stefan wie immer konzentriert bei der Arbeit. Neben der Tastatur immer griffbereit: ein Fachwerk über Südostasien zur Postenvorbereitung© AA

„Ein maßgeschneiderter Start: Mein Praktikum nutze ich zur gezielten Postenvorbereitung. Einerseits verschafft es mir den notwendigen Überblick über aktuelle Entwicklungen in ganz Südostasien und zeigt mir genau auf, was von mir ab Ende November erwartet wird. Andererseits stehe ich so schon frühzeitig mit den für Myanmar relevanten Ansprechpartnern - in Berlin und in Rangun, in den Ministerien, in der Wirtschaft und in der Zivilgesellschaft - in engem Austausch.“

Katrin, Referat AP05 (Beziehungen zu Afghanistan, Pakistan):

„Mein Praxiseinsatz im Länderreferat für Afghanistan und Pakistan hätte nicht besser starten können: Gleich zu Beginn durfte ich nach Doha reisen um bei der Vorbereitung und Durchführung des Innerafghanischen Dialogs zu unterstützen. Das Auswärtige Amt hatte diese Veranstaltung gemeinsam mit Katar ausgerichtet, um zu helfen, den Weg für innerafghanische Friedensverhandlungen zu ebnen. An einer politisch und logistisch so komplexen Veranstaltung mitzuwirken war sehr spannend und lehrreich. Gleichzeitig konnte ich dabei zahlreiche Kontakte knüpfen, die in meiner zukünftigen Arbeit im Länderreferat wichtige Ansprechpartner sein werden.“

Wie diese drei Kollegen sind wir überwältigt davon, wieviel Verantwortung und Gestaltungsspielraum uns schon am Anfang zugetraut wird. Außenpolitik macht Spaß!

In der Zentrale bleiben wir noch bis Anfang September. Dann stehen Kurse in Geschichte und Rechts- & Konsularwesen auf dem Plan, bevor wir im November wieder hier am Werderschen Markt unseren alten Arbeitsplatz einnehmen werden. Der neue Ausbildungsplan erlaubt es uns, ganz im Sinne eines alten deutschen Exportklassikers – des dualen Systems – Theorie und Praxis zu verbinden. Gleichzeitig können wir mit der geballten Mannes- und Frauenkraft unseres 70-köpfigen Teams in der Zentrale so einiges bewegen und unsere Referatskollegen tatkräftig unterstützen. Daumen hoch für die neue Ausbildung!

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