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„Europa ist unsere Zukunft“ – ein Kaminabend mit Staatsminister Roth

12.06.2017 - Artikel

Europa-Staatsminister Michael Roth folgte unserer Einladung in die Akademie. Ein Bericht von unserem Kaminabend zum Thema „Europa ist unsere Zukunft“.

Noch zwei- bis dreimal vorne im Sessel der Villa Borsig probesitzen, Thomas stellt die Kamera ein fünftes Mal scharf, die Getränke stehen verlockend im Eingangsbereich. Es ist soweit! Der Blick auf die Uhr. Viola steckt den Kopf durch die Tür und verkündet: „Er kommt!“ Unser Staatsminister Michael Roth erscheint in der Flügeltür. Er grüßt locker in die Runde und geht durch die Reihen, um jedem einzelnen persönlich die Hand zu schütteln.

Staatsminister Roth in seinem Element: Themen des Abends sind die EU und ihre Errungenschaften.
Staatsminister Roth in seinem Element: Themen des Abends sind die EU und ihre Errungenschaften. © AA

An dieser Stelle spätestens sollte ich zurückspulen und erzählen, warum ich an einem Donnerstagabend in der Villa Borsig Staatsminister Roth die Hand schüttele. Es begann alles vor einigen Wochen, als die Gruppe „Organisation Kaminabend“ entstand. Ein Kaminabend ist ein Zusammenkommen in kleiner, gemütlicher Runde, welches die Gelegenheit dazu gibt, sich mit interessanten Gästen auszutauschen, Fragen zu stellen, zuzuhören.

Wir KSA '16 (Konsulatssekretäranwärterinnen und –anwärter) hatten das Signal der Ausbildungsleitung bekommen: Staatsminister Roth nimmt unsere Einladung zu einem Kaminabend nach Tegel auf den Campus der Akademie an. Der Nachwuchs ist ihm wichtig. Freude! Das ist Musik in unseren Ohren!

Wir treffen alle Vorbereitungen

Und was gibt es jetzt zu tun? Auf jeden Fall einiges. Viola und Paul telefonieren zunächst mit dem Büroleiter, was dabei herauskommt, ist alles andere als steif und förmlich. Im Gegenteil. Staatsminister Roth freut sich auf das Gespräch. Seit Jusos Zeiten ist Herr Roth für Europa aktiv. Das Thema, das uns daher besonders geeignet erscheint: Deutschlands Rolle in Fragen Europas und der internationalen Sicherheit.

Die Konsulatssekretäranwärterinnen und -anwärter des Jahrgangs 2016 mit Europa-Staatsminister Michael Roth. Danke, dass Sie bei uns waren!
Die Konsulatssekretäranwärterinnen und -anwärter des Jahrgangs 2016 mit Europa-Staatsminister Michael Roth. Danke, dass Sie bei uns waren! © AA

Dann werden, wie wir Verwaltungsmenschen es lernen, Zuständigkeiten geklärt. Da gibt es die Verpflegung, Räumlichkeiten, Teilnehmer*innen, Ablauf, Moderation. Und dann gibt es ja immer noch die Dinge, die dazukommen. Das erste Mal, dass ich einen vagen Eindruck davon bekomme, was Protokoll ist: Eventplanung im Megadetail. So schreiten die Tage voran... „Sollen wir kleine oder große Brezeln servieren?“, „Gläser kaufen oder leihen?“, „haben wir auch daran gedacht, die Ausbildungsleitung einzuladen?“.

Showdown!

Da stehen wir also nun und Staatsminister Roth schüttelt uns die Hand. Anke bedankt sich noch einmal bei Herrn Roth fürs Kommen und spricht uns allen aus ganzem Herzen, als sie leicht verlegen hinzufügt: „Wir wissen ja, was für einen vollen Terminkalender Sie haben. Immerhin folgen wir Ihnen alle auf Facebook.“

Staatsminister Roth grinst breit in die Runde und spätestens nach diesen herzlichen Begrüßungsmomenten ist mein Puls wieder im grünen Bereich. Nach ein paar einleitenden Sätzen des Staatsministers preschen wir Anwärter*innen los. Die Frage, die uns am meisten interessiert: Wie geht es weiter mit Europa angesichts der zahlreichen Herausforderungen - Brexit, Populismus und Nationalismus, Flucht und Migration, Terrorgefahr oder der wirtschaftlichen Unsicherheit?

Michael Roth: Europa-Staatsminister

Der Staatsminister ist in seinem Element: Man müsse sich, so Roth, zunächst immer wieder klarmachen, welche großen Errungenschaften das wohl einzigartige europäische Einigungsprojekt für jeden einzelnen mit sich bringe – gemeinsames Wertefundament, Freizügigkeit, Handelsvorteile, vor allem aber: Frieden! Nur wer sich diese Vorteile immer wieder klarmache, könne der zersetzenden Kraft der Nationalisten und Populisten entgegenwirken. Roth sieht aber auch: Europa muss für seine Bürger noch greifbarer, lebendiger und vernetzter werden. Die proeuropäische Gemeinde müsse jetzt handeln. Nicht in Sonntagsreden, sondern indem konkret die Lebensbedingungen verbessert werden. Mehr Investitionen in Arbeit und Bildung, mehr Solidarität und Stabilität in der Währungsunion! Und: Warum nicht auch Programme starten, schlägt der Staatsminister vor, die im Gegensatz zu Erasmus und weiteren Studienprogrammen jedem zu Gute kommen, gleich ob Azubi, Studentin oder Punk?

Staatsminister Roth unterstreicht die deutsche Verantwortung: Wir müssen aufeinander zugehen.
Staatsminister Roth unterstreicht die deutsche Verantwortung: „Wir müssen aufeinander zugehen.“ © AA

Von zentraler Bedeutung sei aber auch eine Stärkung der inneren und äußeren Sicherheit. Die EU, so Roth, sei gefordert, global mehr Verantwortung zu übernehmen. Hierzu gehöre auch die selbstkritische Frage: Sind wir in der EU wirklich bereit und in der Lage, mehr für humanitäre Hilfe zu leisten, sollte sich die neue US-Regierung stärker aus ihrer Verantwortung zurückziehen?

Angesichts verschiedener Fliehkräfte in der EU kommt Deutschland nach Auffassung des Staatsministers eine besondere Rolle zu. Mit dem anstehenden Brexit werde sich die politische Geografie Europas dramatisch verändern. Dabei wachse die deutsche Verantwortung. Wir müssen, so Roth, „einen Schritt auf unsere Partner zugehen, um die Schnittmengen für Kompromisse wieder zu vergrößern“.

Diversität im Auswärtigen Amt

Am Ende kommt Roth dann noch auf ein weiteres, ihm wichtiges Thema zu sprechen: „Auch auf die Gefahr hin, dass ich alle damit nerve...Gender und Diversität. Es ist auch schön, dass hier Menschen sitzen, die nicht seit zwanzig Generationen deutsche Vorfahren haben.“

An diesem Abend konnten wir Außenpolitik in der Ausbildung hautnah erleben. Und es mag etwas kitschig klingen, aber wir haben wirklich viel an diesem Abend gelacht.

Am Ende noch ein gemeinsames Foto, für den Staatsminister, für uns und auch eins, das ich stolz meiner Oma mit der Post schicken kann. Es hat alles geklappt! Als wir gegen zehn Uhr zufrieden und heiter aus der Villa kommen, sitzen die Eindrücke. Der Abend war ein Erfolg.

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