Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts

Internationale Partnerschaft für Verifikation nuklearer Abrüstung

Aus Wissenschaftern und Diplomaten bestehende Expertenteams  bei der deutsch-französischen Abrüstungsverifikationsübung „NuDiVe“ im September 2019 in Jülich

Aus Wissenschaftern und Diplomaten bestehende Expertenteams  bei der deutsch-französischen Abrüstungsverifikationsübung „NuDiVe“ im September 2019 in Jülich, © IPNDV

07.01.2020 - Artikel

Entscheidend für jede Vereinbarung über nukleare Abrüstung ist deren Verifikation. Kann dies auch bei sensibler Nuklearwaffentechnik gelingen? Dieser Frage geht die IPNDV nach - mit deutscher Unterstützung.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Ein entscheidender Punkt bei Abkommen über nukleare Abrüstung ist deren Verifikation, also die Überprüfung, ob eine vereinbarte Verpflichtung zur Reduzierung oder Abrüstung von Nuklearwaffen tatsächlich eingehalten wird. Im Rahmen bisheriger Abkommen zu nuklearer Rüstungskontrolle wurde beispielsweise die Abrüstung bestimmter Trägersystemen für Nuklearwaffen überprüft; es hat bisher jedoch noch keine Verifikation der Zerstörung eines nuklearen Sprengkopfes gegeben.

Eine solche Verifikation hat hohe technische Hürden zu bewältigen: die verifizierende Seite muss sicher gehen, dass ein nuklearer Sprengkopf tatsächlich zerstört oder irreversibel unbrauchbar gemacht wurde. Gleichzeitig möchte der abrüstende Staat der verifizierenden Seite keine militärisch sensiblen Informationen preisgeben. Soweit Nicht-Nuklearwaffenstaaten an der Verifikation beteiligt sind, könnten Einblicke in den Aufbau des nuklearen Sprengkopfes sogar gegen den Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen verstoßen.

IPNDV betritt Neuland

IPNDV-Plenarsitzung in Buenos Aires Anfang Dezember 2017
IPNDV-Plenarsitzung in Buenos Aires Anfang Dezember 2017© IPNDV

Um diese technischen Herausforderung anzugehen, hat das US-Außenministerium Ende 2014 die „International Partnership for Nuclear Disarmament Verification“ (IPNDV) ins Leben gerufen. Experten aus über 25 Staaten, darunter Nuklearwaffenstaaten und Nicht-Nuklearwaffenstaaten, diskutieren und entwickeln Konzepte und Verfahren, um die Abrüstung nuklearer Sprengköpfe verifizieren zu können.

Deutschland ist aktives Mitglied in der Initiative und hat Treffen der IPNDV ausgerichtet. Eine effektive Verifizierung nuklearer Abrüstung auch durch Nicht-Nuklearwaffenstaaten ohne Verbreitung proliferationssensibler Informationen ist anspruchsvoll, aber möglich. Voraussetzung ist eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Nuklearwaffenstaaten und Nicht-Nuklearwaffenstaaten. Dazu hatten die Expertinnen und Experten in Phase 1 der Initiative geeignete Verfahren und Techniken theoretisch erarbeitet.

IPNDV Phase II- From Paper to Practice: Deutschland und Frankreich gehen gemeinsam voran

In der Phase II des Projekts (2018 - 2019) ging es u.a. darum, diese Kenntnisse praktisch zu erproben. Deutschland und Frankreich übernahmen hier gemeinsam Verantwortung: So hat ein deutsch-französisches Team der Universität Hamburg, des Forschungszentrums Jülich, des Auswärtigen Amtes, des französischen Außenministeriums und des französischen Verteidigungsministeriums die Abrüstungsverifikationsübung “NuDiVe” (Nuclear Disarmament Verification) konzipiert und vorbereitet: Vom 23. – 27. September 2019 sind IPNDV Expertinnen und Experten aus elf Ländern im Forschungszentrum Jülich in ihre Rollen als Inspektionsteam, inspizierter Kernwaffenstaat und Evaluationsteam eines fiktiven Abrüstungsszenarios geschlüpft. Unter möglichst realistischen Bedingungen haben sie die Verifikation der Demontage eines durch einen Strahlenquelle simulierten Nuklearsprengkopfes nachgestellt und dabei Überwachungs- und Versiegelungstechniken, Messtechniken und Verfahrensabläufe praktisch erprobt.

Anschließend wurde gemeinsam ausgewertet: Lässt die Verifikation den eindeutigen Schluss zu, dass der Sprengkopf demontiert wurde? Wurde gleichzeitig sichergestellt, dass kein proliferationssensibles Wissen oder militärische Geheimnisse weitergegeben wurden? Wo müssen Verfahren angepasst werden?

Diese Übung ist ein wichtiger deutsch-französischer Beitrag auf dem langen und schwierigen Weg zu einer nuklearwaffenfreien Welt. Nur gemeinsam können Nuklearwaffenstaaten und nicht-Nuklearwaffenstaaten hier vorankommen.

IPNDV Phase III: Erarbeitung eines Modell-Verifikationssystems

In der dritten Phase der IPNDV ( 2020-2022) führen die Experten den praxisorientierten Ansatz fort. Anhand eines konkreten Abrüstungsszenarios erarbeiten sie Bausteine für ein zukünftiges Verifikationssystem. In konkreten Übungen testen sie das System in der Praxis.

Diese Übungen ist bilden einen entscheidenden Beitrag auf dem langen und schwierigen Weg zu einer nuklearwaffenfreien Welt. Nur gemeinsam können Nuklearwaffenstaaten und nicht-Nuklearwaffenstaaten hier vorankommen.

Zum Weiterlesen

Nukleare Abrüstung im Praxistest

Schlagworte

nach oben