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Colonialism as Shared History“: Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte

Berlin - Usambarastraße im Afrikanischen Viertel

Das Afrikanische Viertel in Berlin: Die Kolonialzeit hat Spuren hinterlassen, die Aufarbeitung ist überfällig., © dpa-Zentralbild

07.10.2020 - Artikel

Wie kann die deutsche koloniale Vergangenheit im Dialog mit den betroffenen Ländern aufgearbeitet werden? Kann man sich dabei einer „Shared History“ annähern? Diese Fragen stehen im Zentrum der virtuellen Konferenz „Colonialism as Shared History: Past, Present and Future“.

Großmachtstreben des Deutschen Reichs: Überfällige Aufarbeitung

Von 1884 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hat das Deutsche Reich zahlreiche Kolonien unterhalten, darunter in den heutigen Staatsgebieten von Tansania, Burundi, Ruanda, Namibia, Kamerun, Togo und Ghana. Doch nicht nur afrikanische Länder waren Schauplatz deutschen Großmachtstrebens: auch im chinesischen Kiautschou, den Pazifikinseln Papua-Neuguinea, Samoa, Nauru, Karolinen, Palau, den Mariannen und Marshall-Inseln wurden Kolonien errichtet. Neben wirtschaftlichen Interessen bestand die starke Motivation, durch Kolonien den Status einer Weltmacht zu erreichen. Auf Grundlage dieses imperialistischen Denkens wurden Verbrechen an der einheimischen Bevölkerung einiger Kolonien begangen – die Auseinandersetzung mit diesem Teil der Geschichte ist dringend nötig.

Globaler Austausch statt Eurozentrismus

Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit ist überfällig. Es braucht den Dialog mit den betroffenen Ländern, den jeweiligen Gesellschaften und ihren Menschen.

Dies betont Staatsministerin Müntefering, die die wissenschaftliche Konferenz unter dem Titel „Colonialism as Shared History: Past, Present, Future“ eröffnet.

Im Zentrum der internationalen Konferenz stehen die folgenden Fragen: Kann man sich dem Verständnis einer „Shared History“, einer gemeinsamen Geschichte annähern? Welche Chancen würden sich daraus für eine partnerschaftliche Zukunft ergeben? Welche Rollen müssen Museen, Bildung und Wissenschaft bei der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte spielen? Welche Projekte könnten sinnvolle und nachhaltige Zusammenarbeit stiften? Ziel ist es, statt einer eurozentrischen Perspektive auf diese Weise einen globalen Austausch zu etablieren.

Die Konferenz ist ein gemeinsames Projekt des Auswärtigen Amts, der Historikerinnen Dr. Bettina Brockmeyer, Prof. Dr. Rebekka Habermas, Prof. Dr. Ulrike Lindner sowie der Gerda-Henkel-Stiftung. Vom 07. bis 09. Oktober diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt in unterschiedlichen Formaten. Den Leitvortrag hält die kenianische Schriftstellerin Yvonne A. Owuor mit dem Titel „Derelict Shards. The Roamings of Colonial Phantoms“.

Historische Verantwortung wahrnehmen

Im Koalitionsvertrag ist das Ziel der Bundesregierung verankert, die deutsche Kolonialgeschichte aufzuarbeiten. Die Konferenz leistet einen Beitrag dazu, diese historische Verantwortung Deutschlands wahrzunehmen. Dies entspricht auch den Zielen der afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung.

Mögliche, weiterführende Ergebnisse der Veranstaltung sollen gemeinsame Projekte zwischen Deutschland und den Ländern der ehemaligen Kolonien insbesondere im Bildungsbereich und im Wissenschaftsaustausch sein.

Die Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit spielt auch außerhalb der Konferenz im Auswärtigen Amt eine zentrale Rolle, zum Beispiel im Dialog mit Namibia. In den Jahren 1904 bis 1908 schlugen deutsche Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika Aufstände der Volksgruppen Herero und Nama grausam nieder. Die politische Aufarbeitung dieses schrecklichen Kapitels in der Geschichte ist Gegenstand von Verhandlungen zwischen Deutschland und Namibia.

Weitere Infos zur Konferenz finden Sie hier.

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