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Vergessene Krisen: Gesundheitsversorgung in der Zentralafrikanischen Republik

Zentralafrikanische Republik: Viele Menschen haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung

Zentralafrikanische Republik: Viele Menschen haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, © Sébastien Duijndam / Ärzte der Welt

09.01.2021 - Artikel

Die Zentralafrikanische Republik ist Schauplatz einer der Krisen, die weltweit am längsten andauern. Inmitten der Krise gibt es auch Menschen wie Gilles Mbassade, die daran arbeiten, Leid zu lindern. Mit „Ärzte der Welt“ versorgt er Kranke und Notleidende. Die Bundesregierung unterstützt das Projekt.

4,7 Millionen Menschen leben in der Zentralafrikanischen Republik, rund 75% davon unterhalb der Armutsgrenze. Die Hälfte der Bevölkerung leidet an Hunger, ein Viertel ist auf der Flucht. 1960 hat die Zentralafrikanische Republik die Unabhängigkeit von Frankreich erlangt, seitdem kommt das Land nicht zur Ruhe. Rebellengruppen üben unter dem Kommando lokaler Warlords faktisch die Kontrolle über zwei Drittel des Territoriums aus, das Land ist das zweitärmste der Erde.

Anfang 2019 hat die Regierung unter Präsident Touadéra ein Friedensabkommen mit 14 Rebellengruppen unterzeichnet. Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung konnte damit jedoch nicht beendet werden. Nach der militärischen Offensive einer Rebellenkoalition im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Dezember 2020 liegen die Fortsetzung des Friedensabkommens und das Schicksal des Landes mehr denn je im Ungewissen.

„Der Großteil der Bevölkerung hat keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung“

Gilles Mbassade arbeitet gemeinsam mit der Hilfsorganisation Ärzte der Welt daran, Leid im Land zu lindern. In der Provinz Bouca hat die Organisation kürzlich eine Gesundheitsstation eingerichtet. „Der Großteil der Bevölkerung hat keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung“, berichtet Mbassade. „Denn viel Fachpersonal im Gesundheitswesen hat die ländlichen Gebiete verlassen.“ So gibt es in der Präfektur, in der Mbassade tätig ist, für die 90.000 Einwohner nur noch 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im medizinischen Bereich. Viele medizinische Einrichtungen sind gänzlich verwaist. Der Mangel an medizinischer Versorgung wirkt sich negativ auf viele andere Bereiche aus, so Mbassade: „Die Mütter- und Kindersterblichkeit steigt beständig an, weil die Menschen keine medizinische Versorgung haben.“

Unterstützung für Gesundheitsstationen in der Region

Während andere die Gegend verlassen, haben Medizinerinnen und Mediziner der NGO „Ärzte der Welt“ im vergangenen Sommer dort ihr Projekt gestartet. Sie unterstützen die Gesundheitsstationen in der Region, die sich mit rudimentärer Ausstattung um Kranke und Verletzte kümmern. Die „Ärzte der Welt“ helfen etwa bei der Schulung von Personal und stellen Medikamente bereit. Gleichzeitig kümmert sich das Team um die Instandsetzung der oft maroden Einrichtungen. In den nächsten Monaten werden zudem Motorräder beschafft. Damit können die Helferinnen und Helfer Kranke, die in besser ausgerüstete Kliniken überwiesen werden müssen, transportieren - auch in abgelegenen Gegenden mit schlechten Straßenverbindungen.

Ein Angriff auf humanitäre Helferinnen und Helfer pro Tag

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Ärzte der Welt“ nehmen für ihre Arbeit ein hohes persönliches Risiko in Kauf. Die Zentralafrikanische Republik ist eines der gefährlichsten Länder für humanitäre Helferinnen und Helfer weltweit: 2020 kam es im Durchschnitt täglich zu mindestens einer Attacke auf humanitäres Personal. Die im Dezember 2020 wieder aufflammende Gewalt hat sich auch bereits negativ auf das Projekt der „Ärzte der Welt“ ausgewirkt: viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können derzeit ihre Unterkunft nicht verlassen und somit auch nicht ihre lebenswichtigen Aufgaben wahrnehmen.

2020: 30 Millionen Euro humanitäre Hilfe aus Deutschland

Deutschland hat 2020 für humanitäre Hilfe in der Zentralafrikanischen Republik fast 30 Millionen Euro bereitgestellt und ist damit zweitgrößter humanitärer Geber für dieses Land. Damit konnten viele Projekte, wie jenes in Bouca, finanziert werden.

Deutschland setzt sich auch politisch dafür ein, dass Helferinnen und Helfer wie Mbassade ihre Arbeit in Sicherheit durchführen können: 2019 hat Deutschland gemeinsam mit Frankreich im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Humanitären Call for Action (CfA) ins Leben gerufen, der Zugang und Schutz für humanitäre Helferinnen und Helfer verbessern soll.

Dieses humanitäre Engagement wird begleitet durch umfassende Unterstützung des Peacebuilding-Funds der Vereinten Nationen und des Bêkou-Fonds der EU, aus denen vielfältige Projekte zur Friedensförderung in der Zentralafrikanischen Republik finanziert werden.

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