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Vergessene Krisen: Die langen Schatten des Konflikts in Kolumbien

Frontino, Kolumbien: Gemüsebeete werden angelegt, um langfristig den Hunger zu bekämpfen

Frontino, Kolumbien: Gemüsebeete werden angelegt, um langfristig den Hunger zu bekämpfen, © Johanniter

05.02.2021 - Artikel

In Kolumbien sind die Folgen des langen Konflikts zwischen Regierung und Rebellengruppen bis heute zu spüren. Die Hilfsorganisation Johanniter unterstützt die Menschen mit medizinischer Versorgung, Starter-Kits für Kleingärten und Therapiehunden. Deutschland fördert die Johanniter mit 1 Mio. Euro.

Langer Weg zum Frieden

2016 wurde in Kolumbien ein Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC-Rebellen unterschrieben, der dem Land nach jahrzehntelanger Gewalt endlich Frieden und Versöhnung versprach. Doch der Weg von der Vertragsunterzeichnung bis zur Umsetzung der Vereinbarungen ist lang und steinig. Soziale Ungleichheit, Gewaltexzesse von Paramilitärs und Drogenbanden gegen die Zivilbevölkerung, und damit verbundene interne Vertreibung prägen bis heute viele ländliche Regionen Kolumbiens. Viele Menschen haben kein ausreichendes Einkommen, nur wenig zu essen, kaum Ausbildungsmöglichkeiten, geringe Berufschancen. Hinzu kommen über eine Millionen Menschen aus Venezuela, die seit Ausbruch der dortigen Krise im Nachbarland Zuflucht suchen.

Starter-Kits für Kleingärten: Hacke, Schaufel, Saatgut

Montelibano, Kolumbien: Unterstützung beim Gartenbau
Montelibano, Kolumbien: Unterstützung beim Gartenbau© Johanniter

Die drängendsten Nöte der Kolumbianerinnen und Kolumbianer zu lindern, steht im Vordergrund der Arbeit der Hilfsorganisation Johanniter. Dazu gehört es, hungernde Menschen zu versorgen. So verteilen die Johanniter Lebensmittelpakete an bedürftige Familien, besonders in abgelegenen Regionen, die wenig Unterstützung durch die Regierung bekommen. Die Pakete enthalten Thunfisch, Milchpulver, Reis, Nudeln, Bohnen und Kekse.

Um der Armut langfristig zu begegnen, werden Gemeinden außerdem im Anlegen von Kleingärten geschult. Familien, die mitmachen, erhalten ein Starter-Kit bestehend aus Hacke, Schaufel und Saatgut. Das gemeinsame Säen, Pflegen und Ernten befördert auch den sozialen Zusammenhalt, der infolge langer gewalttätiger Auseinandersetzungen und konfliktbedingter Vertreibung nachhaltig geschädigt worden ist.

Unsichtbare Gefahr: Versteckte Sprengfallen

Bis heute leben die Menschen in weiten Landstrichen Kolumbiens zudem in ständiger Angst vor Minen. Regelmäßig werden Kolumbianerinnen und Kolumbianer durch versteckte Sprengfallen schwer verletzt. Hier leisten die Johanniter medizinische Unterstützung: Sie stellen Prothesen, Rollstühle und Krücken zur Verfügung. Menschen, die in mit Minen kontaminierten Regionen leben, werden im Umgang mit den Risiken geschult. So auch Omar Castillo aus der Provinz Antioquia, der an einer Schulung teilnahm und berichtet: „Ich habe viel gelernt über die verschiedenen Risiken und Typen von Sprengfallen. Dafür bin ich sehr dankbar. Das Wissen über Minen werde ich in meiner Gemeinde weitergeben.“

Therapiehunde im Einsatz gegen Traumata

In der Arbeit mit Traumatisierten kommen Therapiehunde zum Einsatz
In der Arbeit mit Traumatisierten kommen Therapiehunde zum Einsatz© Johanniter

Dass Tiere eine heilsame Auswirkung auf die menschliche Seele haben, ist mittlerweile allgemein anerkannt. Unterstützt werden die Johanniter deshalb von Therapiehunden: Die Hunde Cooki, Conchi, Bruno, Lisa und Milla sind stets dabei, wenn die Johanniter Menschen besuchen, die Gewalt erleben mussten und traumatisiert sind. Diese Therapietiere ermöglichen es Menschen, sich zu öffnen und negative Erfahrungen zu verarbeiten.

Esthefany Cataño, eine lokale Mitarbeiterin der Johanniter aus Anori, weiß um den Wert des Projektes für die Menschen, gerade in der aktuell durch COVID-19 zusätzlich angespannten Lage: „Dank der Unterstützung durch Deutschland und der Arbeit der Johanniter können wir den Menschen ein wenig Zuversicht schenken und ihre drängendsten Nöte beheben. Gerade für Menschen in vom Staat vernachlässigten Regionen kann unser Projekt wirkliche Veränderung bewirken.“

Politisches und finanzielles Engagement für Kolumbien

Humanitäre Organisationen wie die Johanniter leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass der Frieden in Kolumbien wieder einkehren kann. Die Abstimmung der humanitären Arbeit internationaler Geber erfolgt über das örtliche UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN OCHA) in Bogotá, das seit vielen Jahren den jeweiligen Bedarf analysiert und die humanitäre Hilfe koordiniert. Mit seinem politischen und finanziellen Engagement setzt sich Deutschland dafür ein, dass humanitäre Organisationen die Menschen in Kolumbien weiter unterstützen können.

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