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Transkript: Von der Bewerbung bis zur Botschaft – Karrierestart im Auswärtigen Amt (Folge #81)
Christoph Breunig: Es ist keine Berufs-, es ist eine Lebensentscheidung!
Bita Shamirzadi: Ich würde sagen, man macht vielfältige Sachen, da man im Generalistenprinzip ausgebildet wird.
Christoph Breunig: Der mittlere Dienst ist das Rückgrat des Auswärtigen Amtes, der Maschinenraum, wenn man so will.
Christoph Breunig: Und das Studium ist insofern sehr international, als alles, was wir tun, diese internationale Komponente in sich trägt.
Luca Leon Theise: Das war einfach eine unfassbar schöne Erfahrung, ein anderes Land kennenzulernen, dort zu leben und über den Tellerrand hinaus zu blicken.
Julia Lehrter: Willkommen zu einer neuen Folge „Podcast vom Posten“, dem Podcast des Auswärtigen Amts. Hier sprechen wir mit Menschen, die Diplomatie leben, im Ausland in Berlin oder wie heute am Anfang ihrer Karriere. Viele verbinden das Auswärtige Amt mit großen Reden, internationalen Verhandlungen oder Krisendiplomatie. Doch es gibt viele Wege ins Amt. Wege, die spannend, verantwortungsvoll und international sind. Heute geht es um zwei davon, den mittleren und den gehobenen Dienst. Das sind die Laufbahnen, ohne die der ganze diplomatische Betrieb gar nicht funktionieren würde. Egal ob Visa-Abteilung, Protokoll, Verwaltung oder Personal, diese Kolleginnen und Kollegen halten den Laden am Laufen. Und die meisten von euch, die schon einmal mit einer Botschaft oder einem Konsulat Kontakt hatten, haben vermutlich mit ihnen gesprochen. Aber wie kommt man dorthin? Was lernt man in der Ausbildung und warum entscheidet man sich für diesen Karriereweg? Genau darüber sprechen wir hier. Ich freue mich sehr über meine Gäste. Zuerst Christoph Breunig, er ist Ausbildungsleiter und Dekan des Fachbereichs Auswärtige Angelegenheiten an der Akademie. Er war selbst viele Jahre an der Botschaft tätig unter anderem in Minsk, Rom, Mexiko-Stadt und Jerewan und weiß, wie sich der Beruf und die Ausbildung verändert haben. Hallo Christoph.
Christoph Breunig: Hallo.
Julia Lehrter: Dann Bita Shamirzadi. Sie befindet sich gerade in der Ausbildung für den mittleren Dienst. Sie hat vor dem Einstieg ins Amt in der Gastronomie und im Veranstaltungsbereich gearbeitet, war ehrenamtlich tätig und hat sich dann entschieden, in die Welt der Diplomatie einzutauchen. Hallo Bita.
Bita Shamirzadi: Hallo.
Julia Lehrter: Und schließlich Luca Leon Theise. Er hat im vergangenen Jahr das Abitur absolviert und macht die Ausbildung im gehobenen Dienst, also mit integriertem Studium und steht kurz vor dem Höhepunkt der Ausbildung, dem siebeneinhalbmonatigen Praktikum an einer Botschaft oder einem Konsulat. Für ihn wird es nach Südafrika gehen. Hallo Luca.
Luca Leon Theise: Hallo, freut mich.
Julia Lehrter: Christoph, vielleicht fangen wir direkt mit dir an. Wenn man sich für das Auswärtige Amt interessiert, hört man immer wieder von den verschiedenen Laufbahnen. Kannst du kurz erklären, welche es gibt und was genau den mittleren und den gehobenen Dienst ausmachen?
Christoph Breunig: Klar, gerne. Also grundsätzlich sind das erstmal die Laufbahnen, die es im deutschen Beamtentum gibt. Mittlerer Dienst, gehobener Dienst und höherer Dienst. Und wir wollen ja heute über den mittleren und den gehobenen Auswärtigen Dienst sprechen. Der Unterschied zum Auswärtigen Dienst ist, dass alle unsere Beamtinnen und Beamten dem Rotationsprinzip und dem Generalistenprinzip unterliegen. Das heißt, wir sind weltweit im Einsatz, wir rotieren alle drei bis vier Jahre von einem Ort zum anderen. Und wir sind Generalisten, das heißt, wir sind nicht festgelegt auf bestimmte Aufgaben, sondern machen alle Aufgaben, die in diesen Laufbahnen eben anfallen.
Julia Lehrter: Und worin unterscheiden sich konkret die beiden Laufbahnen, also bei den Aufgaben, der Verantwortung und den Voraussetzungen?
Christoph Breunig: Man kann das ungefähr so sagen, der mittlere Dienst ist das Rückgrat des Auswärtigen Amts, der Maschinenraum, wenn man so will. Im gehobenen Dienst geht es dann um die praktische Umsetzung von Außenpolitik. Man kann sich das ungefähr so vorstellen wie ein Bürgeramt, das jeder oder jede von euch vielleicht schon mal kennengelernt hat, wenn man einen Pass beantragt oder ähnliches. Das sind die Dinge, die so im Rechts- und Konsularbereich anfallen und in denen der gehobene Dienst vor allen Dingen tätig ist, und dann noch im Management, also intern im Ablauf innerhalb von Auslandsvertretungen, also Botschaften oder Konsulaten.
Julia Lehrter: Ganz wichtig ist hier vielleicht noch mal zu erwähnen, dass man in beiden Laufbahnen keine Französischkenntnisse braucht. Diese Frage wird uns immer wieder gestellt. Ansonsten wie läuft denn das Bewerbungsverfahren konkret ab, vom ersten Online-Test bis zur Aufnahme an der Akademie?
Christoph Breunig: Naja, also es gibt einmal im Jahr in allen Laufbahnen so ein Bewerbungsfenster, wenn man sich bewerben kann. Das wird auf unserer Homepage angekündigt und über unsere Kanäle in den sozialen Medien. Und dann werden die Bewerbungsunterlagen geprüft und wer die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Einstellung in die Beamtenlaufbahn erfüllt, der wird zu einem schriftlichen Test, der online stattfindet, eingeladen. In diesem schriftlichen Test werden dann…Das ist dann ein psychologischer Eignungstest. Das sind Fachtests in verschiedenen Bereichen und vor allen Dingen auch Sprachtests im mittleren Dienst in Englisch und im gehobenen Dienst in Englisch und in einer anderen, in einer zweiten Sprache noch.
Julia Lehrter: Bita, du hast das ja selbst erlebt. Warum hast du dich für diesen Weg entschieden?
Bita Shamirzadi: Also, ich war schon immer interessiert an politischer Arbeit und auch repräsentativen Funktionen. Da ich einen iranischen Hintergrund habe, fand ich es immer ein Privileg, die Freiheiten, die man hier in Deutschland genießen kann, und noch ein größeres Privileg, Repräsentant von Deutschland sein zu können und überall im Ausland tätig sein zu können potenziell und Deutschland zu repräsentieren. Und ich habe mich für den Weg entschieden durch die große Schwester von einem sehr guten Freund von mir, die auch selber im mittleren Dienst ist und durch sie bin ich darauf aufmerksam geworden. Sie hat gesagt: „Hey Bita, warum kommst du nicht zu uns?“
Julia Lehrter: Luca, du bist im gehobenen Dienst, also in der Laufbahn, die mit einem dreijährigen Hochschulstudium verbunden ist. Wie bist du auf das Amt aufmerksam geworden und was hat dich überzeugt, diesen Weg zu gehen?
Luca Leon Theise: Also das erste Mal auf den Gedanken gekommen, bin ich in der Zeit von meinem Auslandsjahr, das ich mit dem Parlamentarischen Patenschaftsprogramm in den USA gemacht habe. Das war einfach eine unfassbar schöne Erfahrung, ein anderes Land kennenzulernen, dort zu leben und über den Tellerrand hinaus zu blicken. Und dadurch kam dann eigentlich auch so das Interesse daran, für noch längere Zeit im Ausland zu leben und auch arbeiten zu wollen. Und das eben kombiniert eigentlich mit dem politischen Interesse und auch dem Bedürfnis in solchen Zeiten, in denen wir gerade leben, nicht untätig zu sein, sondern sich aktiv in den Staat einzubringen und sich für diesen zu engagieren, da hat mich der Weg dann doch recht schnell aufs Auswärtige Amt gebracht. Und alles, was ich dann eigentlich noch inhaltlich und vom Aufbau her über das Studium gelesen und gehört habe, gerade auch, was die Vielfältigkeit an den Aufgaben angeht, das klang für mich super interessant und hat dann letztlich zur Bewerbung geführt.
Julia Lehrter: Christoph, du bildest jedes Jahr neue Jahrgänge aus. Wie kann man sich den Start an der Akademie so vorstellen? Also was erwartet die neuen Anwärterinnen und Anwärter in den ersten Wochen?
Christoph Breunig: Ja, das ist ganz schön spannend. Es geht erstmal ganz typisch „beamtlich“ los, nämlich am ersten Tag muss eine ganze Menge an Papier unterschrieben werden. Das kann schon mal für diejenigen, die vorher vielleicht noch nie was mit einer Behörde zu tun hatten, erschreckend sein, gehört aber dazu. Denn am ersten Tag werden alle unsere Studierenden und auch die Kolleginnen und Kollegen, die wir im mittleren Dienst einstellen, erstmal vereidigt als Beamtenanwärterinnen und Beamtenanwärter. Denn sie sind nicht nur Auszubildende oder Studierende, sondern eben auch Anwärterinnen und Anwärter für ein Beamtenamt. Und dann gibt es ein Onboarding im Auswärtigen Amt. Das heißt, die neuen Anwärterinnen und Anwärter, die neuen Kolleginnen und Kollegen lernen erst mal kennen, was ist das Auswärtige Amt, wie funktioniert das Auswärtige Amt. Es gibt Vorträge. Zum Beispiel kommen Kolleginnen und Kollegen aus den Personalreferaten und erklären, wie sozusagen das Auswärtige Amt funktioniert. Sie bekommen einen groben Überblick, was gibt es alles für Abteilungen hier im Hause, was machen wir. Jeder bekommt einen Hausausweis, jeder bekommt einen Dienstcomputer. Das nimmt so eine gute Woche in Anspruch. Und dann gehen die Anwärterinnen und Anwärter des gehobenen Dienstes kommen zu uns an die Akademie nach Tegel und beginnen mit ihrem Studium, das heißt mit Lehrveranstaltungen. Wir studieren in kleinen Lerngruppen von 25, maximal 30 pro Lerngruppe und im ersten Semester im Grundstudium geht es erstmal um Grundlagen, vor allen Dingen in rechtlichen Fächern, aber auch in Verwaltungsfächern, zum Beispiel öffentliche Finanzwirtschaft. Wo kommt das Geld her, das wir ausgeben? Wie ist das organisiert? Grundlagen des Beamtenrechts und Staatsrecht - wie sind wir organisiert als freiheitlich demokratischer Staat? Solche Dinge. Also sehr, sehr grundlegende Sachen im ersten Semester.
Julia Lehrter: Bita, du warst ja dabei. Wie war diese erste Woche? Wie war der Einstieg?
Bita Shamirzadi: Die Kommilitonen, mit denen ich sozusagen angefangen habe, wir hatten natürlich alle eine gewisse Art von Vorfreude und Aufregung, weil der gesamte Einstellungsprozess dauert ja fast ein Jahr oder sogar länger. Als wir in die Zentrale gekommen sind und beim Service-Center da unsere Fotos gemacht haben, läuft man ja in diesen Raum rein oder in den Flur, wo man all diese Bilder sieht von vorherigen Botschafterinnen und Mitarbeiterinnen, die sozusagen als Frauen auch den Weg geebnet haben und das hat mir auch gezeigt, dass ich als Frau mich gesehen gefühlt habe. Und wir waren alle sehr aufgeregt, aber von Anfang an habe ich die Zugehörigkeit und die Unterstützung gespürt und wir sind alle zusammen da und es ist eine kleine große Familie, sagen wir. Und ja, wie ich mich gefühlt habe: Vorfreude, ein bisschen Nervosität, aber vor allem auch Lust und Neugier aufs Neue.
Julia Lehrter: Luca, du studierst hier an der Akademie, hast aber auch Praxisphasen in Ministerien oder Botschaften. Wie erlebst du diese Kombination aus Studium und praktischer Arbeit?
Luca Leon Theise: Ja also das Studium für den gehobenen Dienst findet ja genau genommen an vier Standorten statt. Da sind einmal die Theoriephasen. Das sind vier Semester insgesamt, die an der Akademie in Tegel und in Berlin-Lichtenberg, eins davon in Berlin-Lichtenberg an der Hochschule für Wirtschaft und Recht stattfinden. Und dann haben wir ein viermonatiges Inlandspraktikum hier in der Zentrale und ein siebenmonatiges Auslandspraktikum an einer deutschen Auslandsvertretung, um eben dort die Strukturen und Abläufe kennenzulernen und natürlich das bisher Erlebte und Erlernte in der Praxis anzuwenden. Und das war tatsächlich auch für mich ein ausschlaggebendes Argument für die Bewerbung, weil ich mir selbst nach der Schulzeit nicht vorstellen konnte, noch die nächsten Jahre irgendwie an der Uni zu sitzen und nur die Theorie zu lernen. Und bisher muss ich sagen: Ich hatte im zweiten Semester das Inlandspraktikum in einem Referat des Auswärtigen Amts. Das kann ich auch einfach nur positiv bewerten und es bietet einfach die Möglichkeit, während dem Studium schon Einblicke in den Beruf zu bekommen, den man ja dann später nach dem Studium hier hat. Und mir persönlich hat das Praktikum auch gezeigt, dass ich mit diesem Studium bzw. [der] Berufswahl auch definitiv auf dem richtigen Weg bin.
Julia Lehrter: Ganz offen, kann ich mal fragen, warum sieben Monate Praktikum eigentlich? Also, das ist so eine krumme Zahl.
Christoph Breunig: Das liegt daran, dass wir insgesamt zwölf Monate Praxis in den 36 Monaten haben. Das Studium insgesamt geht 36 Monate. Das ist ja ein bachelorwertiges Studium, das mit einem Diplom abschließt. Und da ist vorgegeben von der Studienordnung, dass wir zwölf Monate davon als Praxissemester haben müssen. Und wir brauchen vier Monate davon für das sogenannte Inlandspraktikum, also das praktische Element im Inland im Ministerium. Und dann bleiben sieben fürs Ausland. Wenn es nach mir ginge, würden wir gerne auch wieder länger ins Ausland gehen. Mal sehen, ob wir das hinkriegen. Wir arbeiten dran.
Julia Lehrter: Christoph, du leitest den Fachbereich Auswärtige Angelegenheiten. Das klingt nach viel Theorie, aber sicher auch nach Praxis. Wie international ist die Ausbildung tatsächlich?
Christoph Breunig: Das ist eine ganze Menge Theorie, das stimmt. Das liegt daran, dass wir natürlich auch viele Grundlagen legen müssen, gerade im Rechts- und Konsularbereich, die schon auch fachlich sehr anspruchsvoll sind. De facto machen wir das alles aber hier nicht in erster Linie als duales Studium, weil wir möchten, dass die Leute bei uns studieren, sondern weil wir möchten, dass die Anwärterinnen und Anwärter im gehobenen Dienst optimal vorbereitet werden auf ihre Tätigkeit später an Botschaften im Ausland, an Konsulaten im Ausland und hier im Auswärtigen Amt. Und deshalb ist für uns der praktische Teil dieser 36 Monate der ganz entscheidende, weil man da nämlich sieht, wie die ganze Theorie, die wir vorher beigebracht haben und sozusagen das Wissen, das wir in den Ärmel gesteckt haben, damit sie es dann in der Praxis aus dem Ärmel schütteln können, unsere Anwärterinnen und Anwärter, und anwenden können, das sehen wir dann in den Praxisphasen, wie das funktioniert. Und darum geht es uns am Ende. Aber du hast gefragt, wie international ist das Ganze. Es ist natürlich ein Vorbereitungsdienst für eine deutsche Beamtenlaufbahn, aber es ist die internationalste deutsche Beamtenlaufbahn, die es gibt. Und unsere Kolleginnen und Kollegen arbeiten später zwei Drittel ihrer Zeit, manche auch vielleicht ein bisschen mehr, im Ausland an deutschen Botschaften und Konsulaten und haben da natürlich wahnsinnig viel mit Ansprechpartnerinnen und Partnern aus den Gastländern zu tun, aber auch mit Kolleginnen und Kollegen von anderen diplomatischen Diensten. Das heißt, es ist sehr international und das Studium ist insofern sehr international, als alles, was wir tun diese internationale Komponente in sich trägt und man eben sieben Monate, hoffentlich in Zukunft vielleicht auch ein bisschen länger, an einer deutschen Auslandsvertretung arbeitet. Und da eben das ganze Spektrum der Tätigkeit an einer deutschen Botschaft oder an einem deutschen Konsulat durchläuft.
Julia Lehrter: Bita, wenn dich jemand fragt, was macht man eigentlich im mittleren Dienst, was würdest du da antworten?
Bita Shamirzadi: Ich würde sagen, man macht vielfältige Sachen, da man im Generalistenprinzip ausgebildet wird und wenn man ins Ausland geht, theoretisch kann man sich auf verschiedene Bereiche bewerben, ob es RK, Rechts- und Konsularwesen, allgemein in der Verwaltung oder in der Zahlstelle sozusagen ist. Das heißt, es gibt viele verschiedene Bereiche, die halt in der Verwaltung sind, aber auch natürlich… Ja, man ist das Nervensystem oder das Rückgrat sozusagen, das hilft, dass alles rund läuft, dass sich um den sozusagen Papierkram im Sinne von miteinander verbinden und die richtige Kommunikation kümmert und da halt sozusagen die kleinen Mühlen am Drehen hält. Aber es ist sehr weit gefächert und deswegen finde ich auch das Inlandspraktikum und auch das Auslandspraktikum so gut, weil man erschnuppern kann, in welchen Bereichen man vielleicht eher gerne tätig sein wollen würde.
Julia Lehrter: Und welche Aufgaben machen dir da am meisten Spaß?
Bita Shamirzadi: Am meisten Spaß bis jetzt finde ich an sich den Wissensmanagement-Aspekt. Das heißt, man hat natürlich viele Informationen, die eingehen, viele E-Mails und viele Anfragen, die man halt verarbeitet, die Kommunikation zwischen den Referaten, weil man halt nicht immer sozusagen sich nur um sein eigenes Referat kümmert, sondern es gibt halt auch Angelegenheiten, wo man zusammen Dinge macht. Gerade reden wir zum Beispiel über die Verarbeitung von Daten und wie wir Daten und auch AI oder KI implementieren können und die Digitalisierung voranbringen. Und das schließt halt nicht nur einzelne Referate mit ein, sondern das gesamte Haus.
Julia Lehrter: Perspektivisch wird es ja für dich auch mal ins Ausland gehen. Gibt es besondere Aufgaben im Ausland, auf die du dich freust?
Bita Shamirzadi: Dadurch, dass ich jetzt erst im Inlandspraktikum bin und mein Auslandspraktikum nächste Woche erst startet, freue ich mich auf die Möglichkeit, überall reinschnuppern zu können. Per se habe ich keinen besonderen Bereich, auf den ich mich besonders freue. Es gibt bestimmte Aspekte, wo ich von meiner Möglichkeit her, Menschen helfen zu können, eine große Motivation habe, wie zum Beispiel im Aspekt der Hilfe für Deutsche im Ausland. Oder selbst jemandem zu helfen, bei etwas so Einfachem wie zum Beispiel seinen Pass zu verlieren, was zuerst natürlich eine große Panik kreiert und da den Menschen die Möglichkeit zu geben, dass, wenn sie in die Botschaft kommen oder ins Konsulat kommen, um Hilfe zu ersuchen, dass man sie beruhigen kann und mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, den Menschen helfen kann. Ja, das ist eine der Hauptdinge, die mich auch motiviert.
Julia Lehrter: Luca, du hast bald die Gelegenheit ins Ausland zu gehen. Kannst du mehr dazu erzählen?
Luca Leon Theise: Ja, gerne. Also ab Ende März geht es für mich ins Auslandspraktikum, ein, wenn nicht das Highlight eigentlich im dualen Studium hier. Wir durften anhand von einer sehr langen Liste an Auslandsvertretungen mindestens zehn Posten raussuchen, also unsere Top Ten formen, aus denen dann eben die Ausbildungsleitung einen Plan erstellt, so dass jede und jeder ja möglichst den Wunschposten bekommt oder einen Wunschposten bekommt und für mich geht es ins Generalkonsulat Kapstadt in Südafrika. Das sind dann sieben Monate, die wir eben an der deutschen Auslandsvertretung verbringen, absolvieren und viele Einblicke in die Arbeit eines Konsularbeamten bekommen. Und dort werden wir dann eben auch in verschiedene Bereiche reinblicken und auch die Möglichkeit bekommen, das, was wir bisher in der trockenen Theorie, die wir auch manchmal gelernt haben, dann eben auch mit der Praxis zu verknüpfen. Und dann sieht man auch, wofür man das hier eigentlich alles gemacht hat. Das ist für mich eine unfassbare Chance eigentlich, die wir da bekommen. Und ich bin schon sehr gespannt, wie es wird. Und ja, die Vorfreude steigt auf jeden Fall mit jedem Tag.
Julia Lehrter: Christoph, du warst selbst jahrelang an Auslandsvertretungen im Einsatz. Wenn du heute junge Menschen auf diesen Weg vorbereitest, was hat sich an der Arbeit im Amt verändert, seit du selbst angefangen hast?
Christoph Breunig: Sehr vieles, glaube ich. Also es ist weniger hierarchisch heute, glaube ich, oder die Hierarchien sind flacher geworden. Nicht mehr so, wie man sich das vielleicht in der Diplomatie vorstellt. Da gibt es den Botschafter, meistens war es ein Mann und der bestimmt irgendwie alles und alle anderen arbeiten nur irgendwie mit. Das ist nicht mehr so. Die Hierarchien sind viel flacher. Es gibt wesentlich mehr Botschafterinnen heute und auch Kanzlerinnen. Das sind die Verwaltungsleiterinnen an einer Auslandsvertretung, als vor 30 Jahren, als ich angefangen habe. Es ist sehr viel internationaler geworden insgesamt. Man merkt die Globalisierung auch an den Auslandsvertretungen. Die Leute reisen mehr. Es gibt wesentlich mehr deutsche Staatsangehörige, die im Ausland leben. Und dort dann aber eben auch die Unterstützung von Botschaften und Konsulaten brauchen im Rechts- und Konsularbereich. Also ob das jetzt Pässe sind, ob das Unterlagen sind, alles Mögliche. Also die Arbeit hat zugenommen, die Geschwindigkeit hat zugenommen. Vor 30 Jahren war es noch so, dass man als Botschaft oder als Diplomat, als Mitarbeiter des Auswärtigen Amts an einer Auslandsvertretung viel Information über das Land, in dem man gerade eingesetzt ist, auch nach Berlin übermitteln musste. Heute sind Medien oft viel schneller und der Mehrwert, den die Diplomatie leistet, ist einzuordnen. Wie ist das zu verstehen? Der Mehrwert, den wir leisten, ist, dass wir vor Ort tatsächlich täglich Kontakt haben mit unseren Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern und so aufkommende Fragen viel besser lösen können, als man das von Berlin aus am Telefon könnte, wenn man sich gar nicht kennt. Also die persönliche Komponente, die Kontakte aufzubauen auf allen Ebenen, angefangen vom mittleren Dienst mit den Bankbeamten vor Ort oder mit den Zollbeamten vor Ort über den gehobenen Dienst bis hin dann in den höheren Dienst, das ist das Entscheidende und der Mehrwert, den heute noch Auslandsvertretungen und ein Auswärtiger Dienst leisten können. Die reine Information ist es nicht mehr. Das ist ganz wichtig. Was hat sich sonst noch verändert? Ja, die Gesellschaft hat sich verändert. Und damit auch, ich habe es am Anfang gesagt, das Rotationsprinzip, alle drei bis vier Jahre umzuziehen. Das klingt auf der einen Seite wahnsinnig spannend, ist es auch. Und ich möchte auch nach 30 Jahren nichts anderes machen. Aber vor 30 Jahren war es in der Regel noch so, dass der Mann gearbeitet hat und die Frau und die Familie ist mitgezogen. Das ist heute nicht mehr so. Heute haben in der Regel in einer Familie beide Partner eine eigene Karriere. Und das birgt so manche Herausforderung. Aber auch Herausforderungen, für die es Lösungen gibt, wenn man das wirklich möchte und wenn beide Seiten auch ein bisschen kompromissbereit sind.
Julia Lehrter: Bita, du bist bald fertig mit deiner Ausbildung. Weißt du schon, wo es dich danach hinzieht? Möchtest du lieber im Inland bleiben oder doch lieber ins Ausland?
Bita Shamirzadi: Ich möchte eigentlich auf jeden Fall ins Ausland, weil das war auch einer der Gründe, die mich angezogen haben, verschiedene Orte zu sehen und trotzdem halt nicht die komplette Entwurzelung zu haben, weil man noch den Bezug zu Deutschland hat und damit auch eine gewisse, für mich mentale Sicherheit. Natürlich wäre es eine sicherere Entscheidung, hier im Inland zu bleiben, da, wo es bekannter ist und da, wo man sozusagen nicht so viele neue Eindrücke hat, die man einordnen muss und verarbeiten muss. Aber ja, ich würde mich sehr freuen, wenn ich Richtung Südamerika kommen könnte oder vielleicht auch Afrika finde ich sehr spannend als Kontinent und ja Zentralasien auch.
Julia Lehrter: Luca, wie stellst du dir denn deine Karriere langfristig vor?
Luca Leon Theise: Ich glaube, und das wird uns auch häufig von allen Seiten eigentlich gesagt, eine Karriere im Amt ist eigentlich nicht planbar. Dafür gibt es dann doch irgendwie zu viele Variablen. Aber natürlich hat man trotzdem so seine Vorstellungen. Ich würde mir für mich wünschen, der Beruf ist ja doch relativ vielfältig, diese Vielfalt eigentlich auch selbst aktiv zu erleben oder erleben zu können. Eben also in verschiedenen Bereichen eigentlich eingesetzt zu werden. Also wir haben es vorhin schon gehört, es gibt ja klassischerweise den Rechts- und Konsularbereich und die Verwaltung, aber es gibt eben auch Einsatzmöglichkeiten im politischen oder Kulturbereich, in der Entwicklungszusammenarbeit oder auch im Protokoll. Also das wäre so die Idealvorstellung, von allem dort mal ein bisschen was zu erleben. Und eine Möglichkeit ist ja auch der sogenannte Bauchladen. Also es kommt gerade an kleineren Vertretungen vor, dass man eben von allem ein bisschen was macht. Auch das kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt sehr gut vorstellen.
Julia Lehrter: Christoph, viele fragen sich, welche Perspektiven es eigentlich so gibt und vor allen Dingen auch, ob man zwischen den Laufbahnen eigentlich wechseln kann.
Christoph Breunig: Es gibt so viele Perspektiven. Luca hat es schon so ein bisschen angedeutet, dass das ein bisschen schwer ist, runterzubrechen. Aber ich versuche es mal. Also die klassische Karriere im gehobenen Dienst entwickelt sich so, dass man irgendwann entweder als Leiter einer Rechts- und Konsularabteilung oder eines Rechts- und Konsularbereichs arbeitet oder als Leiter oder Leiterin der Verwaltung einer Auslandsvertretung, also eines Generalkonsulats oder einer Botschaft. Das sind die klassischen Karriereentwicklungsperspektiven. Das muss man sich dann so vorstellen: Verwaltungsleiter klingt so trocken. Das ist so ein bisschen… Neudeutsch würde man sagen, der COO, der Chief Operating Officer, der dafür sorgt, dass der ganze Laden überhaupt am Laufen bleibt und die Leute ihre Arbeit machen können, die Kolleginnen und Kollegen. Das sind die klassischen Karriereziele im gehobenen Dienst, entweder in der Konsularlaufbahn oder in der Verwaltungslaufbahn. Grundsätzlich wünschen wir uns aber, dass die Kolleginnen und Kollegen so viele wie mögliche Bereiche durchlaufen und sich auch ausprobieren und man auch sehen kann, wo liegen die Stärken und wo liegen vielleicht auch die Schwächen von jedem Einzelnen und jeder Einzelnen. Und die Perspektive ist ja nicht allein, die lineare Karriere, irgendwann da als Leiter einer Verwaltung oder Leiterin einer Verwaltung oder eines Konsularsbereichs anzukommen, sondern man kann sich regional wahnsinnig entwickeln. Es gibt so viele verschiedene Kontinente und Kulturen, die man kennenlernen kann, in denen man arbeiten kann. Man kann sich regionale Expertise für Asien, für den afrikanischen Kontinent, für Osteuropa, den Westbalkan, die EU [aufbauen], all diese Möglichkeiten gibt es. Und auch da kann man sich entwickeln, kann Perspektiven entwickeln, kann seine Nischen finden. Und auch wenn wirklich die Schwerpunkte im gehobenen Dienst Verwaltung und Rechts- und Konsularbereich sind, gibt es die Möglichkeit auch im Politikbereich zu arbeiten, im Protokollbereich zu arbeiten und auch da seine Nische zu finden. Das heißt, das Schöne am Auswärtigen Dienst ist, dass es so vielfältig ist, dass im Prinzip jeder und jede sich entwickeln kann und eigene Vorlieben finden und dann auch betreiben [kann]. Das bedeutet nicht, dass man nur das macht, was einem Spaß macht. Das widerspricht dem Generalistenprinzip. Man macht eben verschiedene Dinge und nicht immer nur das eine, was man sich vorstellt und wo man denkt, das ist das, was ich machen möchte. Aber man kann schon Schwerpunkte setzen, einfach indem man sich auch bei den Bewerbungen auf die einzelnen Posten auf bestimmte Dinge konzentriert. Und dann gilt natürlich, wie in jeder anderen Organisation auch, wenn man etwas besonders gut macht, ist die Chance hoch, dass man es wieder macht.
Julia Lehrter: Und wenn ich mich jetzt als Bewerberin, als Bewerber durchgesetzt habe, wie wahrscheinlich ist es denn, dass ich ins Ausland komme?
Christoph Breunig: Man kommt definitiv ins Ausland. Wir stellen die Leute in den Sonderlaufbahnen im gehobenen Auswärtigen und mittleren Dienst nicht ein, damit sie in Berlin sitzen. Ich habe vorhin schon mal gesagt, ungefähr zwei Drittel der Berufslaufbahn verbringt man im Ausland. Das wird zukünftig in der Tendenz eher sogar noch mehr werden. In der Regel ist es so, dass man zwei Posten im Ausland verbringt und dann einen Posten im Inland. Das heißt also sechs bis acht Jahre im Ausland und dann drei bis maximal vier Jahre im Inland und dann geht es wieder von vorne los. Manche machen aber auch drei Posten im Ausland hintereinander. Das kommt ein bisschen darauf an, wie die Bedarfe sind und wie flexibel der oder die Kollegin ist.
Julia Lehrter: Und wie kann man sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf da vorstellen?
Christoph Breunig: Naja zum einen, es gibt immer mehr Dienstposten, immer mehr Gastländer im Ausland, mit denen das Auswärtige Amt, mit denen Deutschland sogenannte Gegenseitigkeitsabkommen geschlossen hat. Das heißt, man vereinbart, dass die Partnerinnen und Partner von Diplomatinnen und Diplomaten in dem jeweiligen Land auch eine Arbeitserlaubnis bekommen und arbeiten können. Und das vereinfacht dann eben die Chancen, die Möglichkeiten für Partnerinnen und Partner, auch berufstätig sein zu können. Die Möglichkeit remote zu arbeiten, also quasi Telearbeit zu machen, auch im Ausland für ein Unternehmen, das zum Beispiel in Deutschland sitzt oder sonst wo auf der Welt, deutlich zugenommen im Vergleich zu vor 30 Jahren, als ich angefangen habe. Da gab es das ja quasi nicht. Heute ist das relativ häufig so, dass man im Prinzip arbeiten kann, von wo immer man auch lebt und nicht mehr so ortsgebunden ist. Das vereinfacht vieles. Erschwert wird es dann wiederum durch den diplomatischen Status, der es häufig schwierig macht zu arbeiten. Und man kann auf diesen Status nicht so ohne weiteres verzichten. Das ist jetzt schon ein bisschen komplex, aber dafür gibt es dann diese Gegenseitigkeitsabkommen, die eben immer mehr geschlossen werden. Also wenn ein Diplomat, eine Diplomatin, eine Familie, Kinder hat, dann haben die bei der Planung obere Priorität. Das heißt, das Auswärtige Amt versucht immer, die schulischen Belange von Kindern zu berücksichtigen. Wir würden zum Beispiel auch nicht, selbst wenn die vier Jahre um sind, würden wir niemanden versetzen an den nächsten Dienstort, wenn zum Beispiel ein Kind kurz vorm Abschluss der Schule steht. Also ein Jahr vorm Abitur oder ein Jahr vorm mittleren Schulabschluss würde man nicht mehr versetzen, um einfach die schulische Karriere der Kinder nicht zu gefährden. Das Auswärtige Amt versucht auch darauf Rücksicht zu nehmen, in welchem Schulsystem die Kinder beschult wurden. Wenn sie immer im deutschen Schulsystem waren, dann versuchen sie möglichst eben auch, die Eltern an Dienstorte zu versetzen, wo auch deutsche Schulen zur Verfügung stehen. Man versucht, Schulwechsel zu vermeiden. Man versucht auch zu vermeiden, dass kurz vorm Schulabschluss ein Wechsel stattfindet, um eben da diesen Prozess möglichst geräuschfrei zu ermöglichen, die Schulbildung nicht zu gefährden.
Julia Lehrter: Hin und wieder gibt es ja sogar Ehepaare, die beide im Auswärtigen Amt tätig sind. Daraus ergeben sich manchmal auch wirklich ganz interessante Jobkonstellationen. Zuletzt hatten wir ein Botschafter-Ehepaar in Schweden, die sich den Job geteilt haben.
Christoph Breunig: Genau, das Job-Sharing-Modell, das gibt es schon seit einigen Jahren im Auswärtigen Amt und das ist zunehmend populär. In allen Bereichen, in allen Laufbahnen und eben, du hast es gerade gesagt, bis hin zur Position einer Botschafterin oder eines Botschafters, nicht nur in Schweden, auch in Slowenien gab es das bis vor kurzem. Ich kenne einen Fall in Kanada, also das ist bei weitem kein Einzelfall mehr und das funktioniert eigentlich ganz gut.
Julia Lehrter: Bita, was würdest du jemandem raten, der überlegt sich zu bewerben?
Bita Shamirzadi: Mutig sein und es einfach tun. Wenn man sich Gedanken darüber macht und sich vorstellen könnte, dass die Rotation zu einem passen könnte, dass man die Agilität und Resilienz an den Tag legen kann, immer wieder in neuen Umgebungen zu sein und mit neuen Problemen konfrontiert zu werden, dann sollte man einfach die Bewerbung mal versuchen und gucken, ob man es durch den schriftlichen Teil schafft und dann auch durch den mündlichen.
Julia Lehrter: Luca, welcher Moment in deiner Ausbildung war bisher dein persönliches Highlight und warum?
Luca Leon Theise: Ja, das ist eine sehr schwierige Frage. Da gibt es tatsächlich einiges. Also ich habe nicht das eine Highlight. Ich glaube, ich würde auf jeden Fall die Lehrbesichtigungsfahrten dazu zählen. Wir waren in Wien und in Brüssel. Die waren wirklich immer toll, weil man dadurch natürlich gleich auch zu Beginn des Studiums nochmal Einblicke in die Praxis bekommt und auch als Jahrgang einfach zusammenwächst. Dann würde ich auch sagen, ist die Praktikumserfahrung eine ganz wertvolle Erfahrung und ein Highlight auch mit dazu mit wirklich wahnsinnig netten Kolleginnen und Kollegen, die ich hier schon in der Zentrale kennenlernen durfte, was dann auch wirklich viel Vorfreude auf die Zukunft macht. Und dann gibt es auch immer mal wieder verschiedenste Veranstaltungen mit Treffen von unterschiedlichen Persönlichkeiten entweder hier aus dem Haus oder auch extern, wo man auch einfach nochmal Einblicke bekommt, auch sehr persönliche Einblicke, die man sonst unter Umständen nicht bekommen würde. Also ich glaube, und da würden mir sicherlich viele auch zustimmen, das Studium hier hat neben dem Lernen und den Prüfungen, was natürlich auch dazugehört, schon eine sehr hohe Highlight-Intensität kann man sagen, auf die jede und jeder Neue wirklich gespannt sein kann.
Julia Lehrter: Christoph, du begleitest jedes Jahr viele junge Menschen beim Start in ihre diplomatische Laufbahn. Was rätst du denn Bewerberinnen und Bewerbern, die noch unsicher sind, ob sie zum Amt passen?
Christoph Breunig: Also erst mal muss ich sagen... Ich bin seit über 30 Jahren beim Auswärtigen Amt und ich habe das nie bereut und mir macht der Job immer noch Spaß. Ich glaube, ganz wichtig, wenn man sich noch nicht sicher ist, ist als erstes sich bewusst zu machen, man bewirbt sich auf einen Verwaltungsberuf. Man ist Teil, und zwar egal in welcher Laufbahn, man ist Teil einer Bundesbehörde und vertritt Positionen der Bundesregierung. Das ist keine NGO, das ist keine Kulturorganisation, sondern es ist Teil der Bundesregierung, es ist ein Bundesministerium, eine Beamtentätigkeit. Aber es ist die spannendste Beamtentätigkeit, die ich mir vorstellen kann, mit dem größten Abenteuer- und Abwechslungsfaktor überhaupt. Ich kenne keine Beamtenlaufbahn, die annähernd so abwechslungsreich ist wie diese. Und zwar in allen drei Laufbahnen, ob das jetzt der mittlere, der gehobene oder der höhere Dienst ist. Gleichzeitig hat man dieses Sicherheitsnetz des deutschen Beamtentums. Das heißt, man ist im Ausland, man hat das Abenteuer, aber man ist abgesichert. Man ist nie auf sich alleine gestellt. Das ist das eine. Das zweite ist, es ist ein Beruf, der ein hohes Maß an Flexibilität und Bereitschaft sich auf Neues einzulassen erfordert. Wenn man sich also schwer damit tut, in ungewohnten Umständen zu funktionieren, zu leben, dann ist der Auswärtige Dienst vielleicht nicht das Richtige. Und es ist wirklich, das klingt wie eine Plattitüde, es ist keine Berufs-, es ist eine Lebensentscheidung. Denn dieser Beruf mit dem Umziehen alle drei bis vier Jahre hat große Auswirkungen auch auf das private Leben und auf das persönliche Leben eines jeden Einzelnen und die Familienmitglieder: Kinder, Partnerinnen und Partner. Wenn man schon eine Familie hat, dann muss man diese Entscheidung unbedingt gemeinsam treffen. Das ist auch wichtig. Und dann sollte man eine große Neugierde für Neues mitbringen. Also sich beim Auswärtigen Amt zu bewerben, weil man immer schon mal in New York oder in Paris leben und arbeiten wollte, das ist nicht der beste Ratgeber. Denn das sind nur zwei von ganz vielen Dienstposten, die wir im Angebot haben und man kann es sich beim Auswärtigen Amt nicht aussuchen, wo man als nächstes arbeitet. Man hat einen gewissen Einfluss darauf, weil man kann seine Präferenzen angeben, aber am Ende des Tages weiß man [es] nicht. Luca hat es vorhin gesagt, die Karriere ist nicht planbar. Das gilt inhaltlich, das gilt auch regional. Ich bin vielleicht das beste Beispiel. Ich wollte immer nach Asien. Ich war für das Auswärtige Amt nie in Asien. Ich wollte immer Konsularbeamter sein. Ich war nicht einmal Konsularbeamter. Trotzdem waren das alles wertvolle Erfahrungen, hat mir das jedes Mal Spaß gemacht. Nicht immer auf Anhieb, manchmal habe ich am Anfang ein bisschen mit Aufgaben gefremdelt, aber am Ende möchte ich wirklich nichts anderes machen und möchte auch keine der Erfahrungen, die ich gemacht habe, missen. Nur man kann die Karriere und das Leben im Auswärtigen Amt nicht wirklich planen. Man muss diese Bereitschaft mitbringen zu sagen, ich lasse mich auf Neues ein, auch auf Dinge, mit denen ich vielleicht gar nicht gerechnet hatte und die ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Wer sich da wiederfindet und gleichzeitig sich einen Verwaltungsberuf vorstellen kann, der ist im Auswärtigen Amt richtig.
Julia Lehrter: Ich glaube, das ist ein tolles Schlusswort an der Stelle. Vielen Dank an euch drei für die Einblicke, die Offenheit und die spannenden Geschichten aus dem Alltag der Akademie. Und an alle, die zuhören, wenn ihr Lust bekommen habt, euch selbst zu bewerben: Alle Informationen zu den Laufbahnen, Voraussetzungen und Bewerbungsfristen findet ihr auf auswärtiges-amt.de/karriere. Dort erfahrt ihr auch, was euch in der Ausbildung im mittleren oder gehobenen Dienst erwartet und wie ihr euren eigenen Weg ins Auswärtige Amt starten könnt. Das war „Podcast vom Posten“. Abonniert uns, wenn ihr keine Folge verpassen wollt und hört beim nächsten Mal wieder rein, wenn Diplomatie und Karriere im Ausland wieder hörbar werden.