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Indiens Aufstieg und Außenpolitik - Was bedeutet das für Deutschland? (Folge #78) – Transkript
Philipp Ackermann: Unser Podcast wurde aufgenommen vor dem terroristischen Anschlag in Pahalgam in Kaschmir am 22. April und auch vor den darauffolgenden Tagen militärischer Eskalation hier. Ich glaube, es ist vielleicht wichtig, hier noch drei Takte dazu zu sagen, um den Podcast komplett zu machen. Wir hatten hier angespannte Tage. Es waren drei Tage, wo jeden Tag eine neue Eskalationsstufe vorgelegt wurde. Aber nach dreieinhalb Tagen haben beide Seiten, die pakistanische wie die indische Seite, sich auch auf einen Waffenstillstand einigen können. Und ich glaube, dass es die beste Nachricht aus dieser Zeit ist, dass seitdem der Waffenstillstand zu halten scheint und dass die Seiten sich in irgendeiner Form darauf verständigen konnten, die Waffen schweigen zu lassen.
Es ist der Ausdruck eines Konflikts, der nicht jung ist. Pakistan und Indien sind seit ihrer Gründung eigentlich über das Thema Kaschmir entzweit und Indien wirft Pakistan seit langer Zeit vor, sich über Terroristen in die indische Gesellschaft einzuschleusen Anschläge zu verüben und dadurch große Verunsicherung und großes Leid hervorzurufen.
Pakistan bestreitet das und das war, glaube ich, auch der Auslöser dieser militärischen Konfrontation, die wir jetzt gesehen haben. Ich glaube, was man sagen kann, auch wenn im Nachhinein noch nicht alles ganz deutlich ist. Es ist schon eine gewisse Eskalation festzustellen. Das, was in Deutschland oft auf den Kanälen oder in den Medien reflektiert wurde, nämlich dass sich jetzt zwei Nuklearmächte kurz vor einem Nuklearschlag befinden, ist nie zutreffend gewesen.
Also man kann glaube ich doch deutlich sagen, dass in der Nuklearfrage große Zurückhaltung geübt wurde. Und was man auch sagen kann, ist, dass es immer noch alles sehr im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Indien stattgefunden hat. Also die Hauptstadt Delhi war immer hunderte von Kilometern entfernt von den Anschlägen oder den Militärschlägen, die da stattgefunden haben. Insofern hat es noch so eine sehr stark regionale Komponente.
Philipp Ackermann: Es ist ein riesiges, ungeheuer vielfältiges Land, was einen ständig überrascht und ständig vor neuen Erkenntnissen stellt.
Philipp Ackermann: Es ist die einzige große Volkswirtschaft auf der Welt, die so kontinuierlich so gut wächst.
Philipp Ackermann: Wir hatten hier in den letzten zweieinhalb Jahren dreimal den Bundeskanzler, dreimal die Außenministerin, zweimal den Wirtschaftsminister, einmal den Verteilungsminister.
Julia Lehrter: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge „Podcast vom Posten“. Ich bin Julia Lehrter und freue mich, euch zu dieser neuen Folge begrüßen zu dürfen. Heute reisen wir gemeinsam zu einem Posten circa 5.800 Kilometer von mir entfernt. Hier wird eine Brücke zwischen Tradition und Moderne geschlagen. Richtig, es geht nach Neu-Delhi, Indien. Und bei mir darf ich den deutschen Botschafter in Indien Philipp Ackermann begrüßen.
Philipp Ackermann: Hallo!
Julia Lehrter: Philipp Ackermann ist seit 2022 als deutscher Botschafter in Indien tätig und hat einen einzigartigen Einblick in die vielfältigen Facetten der deutsch-indischen Beziehung. Denn er ist nicht zum ersten Mal hier. Er wird uns heute mitnehmen auf eine Reise durch die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen zwischen unseren Ländern. Herr Botschafter, vielen Dank, dass Sie heute bei uns sind. Es ist nicht das erste Mal Indien. Warum wollten Sie zurückkommen?
Philipp Ackermann: Ja, ich war tatsächlich schon mal in Indien, und zwar 2007 bis 2010 als Leiter der politischen Abteilung hier an der Botschaft. Und es war wirklich ein Wunsch von mir, hier noch mal zurückzukommen. Dass das jetzt als Botschafter war, ist natürlich irgendwie ein besonderes Schmankerl. Ich bin deswegen gerne zurückgekommen, weil: Das ist ein riesiges, ungeheuer vielfältiges Land, was einen ständig überrascht und ständig vor neuen Erkenntnissen stellt. Und deswegen hatte ich das Gefühl, ich war nach drei Jahren noch nicht fertig mit Indien und bin sehr, sehr glücklich, dass ich wiedergekommen bin.
Julia Lehrter: Und was ist jetzt anders als am Anfang?
Philipp Ackermann: Ja, das ist eine interessante Frage. Man kann sagen vieles und man kann auch sagen gar nichts eigentlich. Also viel ist anders, wenn es um die Entwicklung des Landes geht, also was hier in 15 Jahren oder 17 Jahren passiert ist, ist sensationell. Sie haben plötzlich überall tolle Flughäfen. Es gibt fantastische Straßen plötzlich. Es gibt Züge, die viel schneller und viel verlässlicher sind als vorher. Es gibt eine ungeheure Digitalisierung, die viel besser ist als in Deutschland, muss man sagen. Aber gleichzeitig ist natürlich die Gesellschaft in ihren Strukturen, die Tradition, die Kultur Indiens ist natürlich die gleiche wie vor 15 Jahren. Klar ändern sich auch ein paar soziale Strukturen, klar ändert sich auch das ein oder andere in individueller Lebensplanung und Lebensgestaltung. Aber insgesamt ist das eben ein uraltes Land mit einer uralten Zivilisation und die ist nach wie vor sehr spürbar und fühlbar auch und auch erfassbar. Und so hat wie immer in Indien... hat sich viel geändert, eben aber auch gar nichts in vieler Hinsicht. Das ist ein, ja, wenn man so will, eine Konstante, wenn man sich mit diesem Land befasst. Man kommt zu einem Schluss, aber man merkt sofort, das Gegenteil ist auch richtig von dem, was man gesagt hat. Ist nicht ganz einfach.
Julia Lehrter: Sie haben ja unter anderem Kunstgeschichte studiert. Prägt das den Blick aufs Land nochmal anders?
Philipp Ackermann: Ja, klar, Kunstgeschichte ist ein sehr schönes Studium, was eigentlich überall, wo man ist auf der Welt, einen anregen kann und dazu führt, sich mit schönen Dingen und mit Geschichte und Kultur zu befassen. Was in Indien besonders toll ist, wenn man kunsthistorisch auf Indien schaut, ist, wie sichtbar die Verschmelzung der Kulturen in diesem Subkontinent ist. Und ich gebe Ihnen ein schönes Beispiel. In Delhi gibt es eine sehr, sehr frühe muslimische Anlage mit einem riesigen Minarett, das ist aus dem 14. Jahrhundert oder zwischen 13. und 14. Jahrhundert gebaut und ist eine große Moschee von der damalige aus Zentralasien eingefallenen muslimische Eroberer- und Besiedler-Truppe sozusagen und die haben-Für ihre Moschee haben die nur Säulen aus Hindu-Tempeln benutzt. Das heißt, sie sehen in dieser Moschee eigentlich das alte Erbe Indiens zusammengesetzt und neu verbunden zu der neuen Religion, die sozusagen die Religion der Oberschicht war. Und das ist kunsthistorisch sehr, sehr reizvoll, weil man das so an wenigen Orten so deutlich sieht. Ist wie der Spiegel so ein bisschen die, die Beschaffenheit des Landes, eben diese ganzen Einflüsse, die hier zusammenkommen und amalgamieren und zu einem besonders reizvollen Zusammenspiegel kommen und finden.
Julia Lehrter: In Deutschland ist Incredible India so ein geflügelter Begriff. Was halten Sie davon?
Philipp Ackermann: Ja, das ist so wie ein Schlagwort, das die indische Tourismusindustrie erfunden hat und das ist ja sehr griffig und sehr auch nachvollziehbar. Ich find's eigentlich toll als Slogan für die Softpower eines Landes und das hat auch viele Touristen angezogen und hat auch viele Touristen irgendwie, mit denen hat's auch was gemacht. Es ist vielleicht ein bisschen zu kurz gestrungen. Wenn wir an Incredible India denken, dann denken wir an tanzende Elefanten oder 400 Millionen Leute, die in den Ganges tauchen oder irgendwie die ganz spektakulären Farben und die prächtigen Gebäude und so. Aber dieses Land hat natürlich auch ein ganz anderes Gesicht. Es hat ein ganz modernes, ganz nach vorne gewandtes Gesicht. Und insofern ist diese Incredible India richtig. Aber, wie ich eben schon gesagt habe, das Gegenteil ist auch eben eigentlich richtig. Also, einerseits deckt das einen Aspekt des Landes ab. Auf der anderen Seite muss man sagen, sind wir in einem ganz hochmodernen Umfeld, wo Zukunftsgeschichte geschrieben wird. Und wenn man so will, ist das natürlich auch irgendwie incredible.
Julia Lehrter: Deutschland und Indien verbindet eine langjährige Partnerschaft. Können Sie uns einen kurzen Überblick über die wichtigsten Meilensteine geben?
Philipp Ackermann: Seit 25 Jahren haben wir so eine sogenannte strategische Partnerschaft und das schließt ja sehr viele Elemente einer bilateralen Beziehung ein und da kommt natürlich zuerst geopolitische und sicherheitspolitische Aspekte kommen einem in den Sinn. Das geht um die Frage, wie wir zusammen zum Beispiel unseren Fußabdruck im Indopazifik zueinander bringen können, wie wir unsere Ideen von der Bewahrung der internationalen Ordnung, der Friedensordnung zusammenbringen können. Also da geht es wirklich um Geopolitik, wenn man so will, aber dazu kommen eben noch ganz viele andere Kapitel. Wir haben ein ganz interessantes Kapitel mit Indien. Das ist die Frage Klima, die Klimazukunft, Kampf gegen den Klimawandel, Versuch nachhaltige Wirtschaft nachhaltig aufzustellen. Das ist ein großes Thema bei uns. Wir haben natürlich ein Wirtschaftsthema mit Indien. Es gibt über 2000 deutsche Unternehmen, klein und groß, hier in Indien, die lange hier sind und auch gutes Geld machen. Und der vierte Punkt, den ich hier jetzt heute anführen wollte und der neu ist, das ist die Frage der Migration aus Indien. Indien ist ein sehr interessantes Land für die Fachkräftegewinnung Deutschlands und wir sind mit der indischen Regierung Hand in Hand dabei, sozusagen, sehr gezielt Migration in bestimmten Bereichen, wo sie in Deutschland gebraucht wird, zu organisieren. Ich glaube, das ist so ein bisschen die vier großen Bereiche. Daneben gibt es ganz, ganz viele kleine und interessante Felder, zum Beispiel Wissenschaftszusammenarbeit, universitäre Zusammenarbeit, Kulturzusammenarbeit. Aber ich glaube, die vier großen habe ich am Anfang genannt.
Julia Lehrter: Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien. Können Sie was dazu berichten?
Philipp Ackermann: Ja, das ist ein großes, großes Projekt. Ein Projekt, was von beiden Seiten mit viel Engagement und auch viel Bereitschaft zum Abschluss betrieben wird, aber wo beide Seiten noch weit auseinander liegen. Ich glaube, die Kommissionspräsidentin, und 21 Kommissare, die hier vor vier Wochen einen tollen Besuch abgestattet haben, dem Land Indien, haben sehr deutlich gemacht, wie sehr der Europäischen Union an diesem FTA, an diesem Freihandelsabkommen, gelegen ist. Und zusammen mit dem Premierminister wurde offiziell beschlossen, dass es zu Ende 2025 ausverhandelt sein soll. Das ist sehr ehrgeizig, aber ich finde es toll, dass es diesen Booster gegeben hat, sozusagen, diese Stimulanz. Und ich glaube, mit der Ansage von ganz oben, wenn man so will, sind wir auch bald in einer neuen, sozusagen, Verhandlungsdynamik. Also Anfang Mai ist die nächste Verhandlungsrunde und wir hoffen, dass dann ein paar Knoten durchgehauen werden. Ich glaube, die politischen Umstände insgesamt, sowohl bilateral zwischen der EU und Indien als auch weltpolitisch, stehen eigentlich auf Freihandel momentan, gerade auch um Gegenpulse zu setzen zu dem, was woanders so passiert. Und ich hoffe, dass wir das schaffen bis Ende des Jahres.
Julia Lehrter: Und das vergangene Jahr war ja auch ein ganz besonderes Jahr in Indien, weil gewählt wurde. Indien ist die größte Demokratie der Welt. Was hat sich seit dieser Wahl verändert?
Philipp Ackermann: Ja, zum ersten Mal hat sich die Regierung verändert. Denn was vorher mit absoluter Mehrheit geschafft wurde, dass die BJP, die regierende Partei, mit einer sehr komfortablen Mehrheit im Parlament das Land eigentlich allein regiert hat, das geht jetzt nicht mehr. Sie haben eine Handvoll kleinerer und größerer Koalitionspartner, haben also eine Koalitionsregierung wie in Deutschland, und müssen sozusagen jetzt auch Rücksicht nehmen auf meistens Regionalparteien, die in dieser Koalition sitzen. Die BJP regiert weiter und ich finde auch, es gibt keinen großen fundamentalen Unterschied, zwischen dem Regierungsstil vor und nach den Wahlen, aber man merkt eben schon, dass es kleinere Parteien gibt, die ihre Partikularinteressen auch durchsetzen wollen und damit muss die BJP jetzt leben. Die interessante Frage ist, warum hat die BJP zu ihrer eigenen Überraschung nicht so doll abgeschnitten, die hat eigentlich ein ziemliches Debakel erlebt, muss man sagen, aber hat eben trotzdem mit diesen Regionalparteien jetzt zu einer stabilen und sehr, sehr aktionsfähigen und handlungsfähigen Regierung wieder zusammengefunden.
Julia Lehrter: Genau, Sie sagen es gerade nämlich, die BJP hatte bei der Wahl 2019 damals noch kräftig zugelegt und im vergangenen Jahr eben leicht verloren. Welche Rückschlüsse lassen sich darauf auf die indische Wählerschaft ziehen?
Philipp Ackermann: Ja, also ich würde nicht sagen leicht verloren, ehrlich gesagt. Sie hat ziemlich stark verloren sogar. Sie hat in den Wahlen ungefähr knapp 60 Sitze verloren. Das ist für das indische Parlament eine ganze Menge. Ihr Ziel war 70 Sitze mehr zu bekommen und sie hat 60 verloren. Also das ist ein sehr deutliches Ergebnis. Aber warum hat der Wähler so entschieden? Ich glaube, da muss man zwei Sachen sagen. Es gibt in Indien ein Jobproblem. Das Wirtschaftswachstum, was ja in Indien sehr bemerkenswert ist, immerhin bei sechs Prozent. Es ist die einzige große Volkswirtschaft auf der Welt, die so kontinuierlich so gut wächst. Aber diese Wachstumsraten sind nicht genug, um viele Leute, die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängen, in Lohn und Brot zu bringen. Und das umschließt praktisch alle Schichten der Gesellschaft. Nicht nur die, sagen wir mal, ungelernte Arbeit, sondern auch die akademisch Ausgebildeten. Also es gibt nicht genug Jobs, um alle unterzubringen und das hat, glaube ich, zu Unzufriedenheit geführt. Das wird der Hauptgrund gewesen sein, warum Leute sich von der BJP abgewandt haben. Aber man muss eben auch gleichzeitig sagen, Sie haben natürlich doch so deutlich die BJP gewählt, dass sie mit den Koalitionspartnern eine gute Regierung hinbekommt. Das wäre jetzt mit der Opposition so nicht möglich gewesen. Insofern glaube ich, kann man auch das Wahlergebnis schon so lesen, dass die indischen Wählerinnen und Wähler auch die Opposition jetzt noch nicht am Ruder sehen wollen, sondern sie wollten schon eine Kontinuität zum gewissen Grade haben und finden, dass jetzt die jetzige Koalition sozusagen dem Wählerwillen mehr reflektiert als das klare Pro-BJP Ergebnis von 2019.
Julia Lehrter: Auch im vergangenen Jahr, nämlich im Oktober 2024, fand die 18. Asien-Pazifik-Konferenz, kurz APK, in Neu-Delhi statt. Mit dabei war auch Bundeskanzler Scholz. Die APK, das würde ich ganz gerne für die Zuhörer einmal noch erklären, ist die Plattform für den Austausch zwischen Deutschland und der Region Asien-Pazifik. Die APK bezeichnet sich selbst als Sprachrohr der deutschen Asienwirtschaft und will den Dialog mit der Politik in Deutschland und in den asiatisch-pazifischen Partnerländern stärken. Hier will man sich zu den aktuellen ökonomischen Entwicklungen in der Region austauschen und Beziehungen knüpfen. Hat die Konferenz gehalten, was sie verspricht?
Philipp Ackermann: Ja, also das ist nicht so ganz einfach zu beantworten. Ich glaube, es war eine der besten APKs, die es gab. Sie haben nicht erwähnt, dass die APK jede zwei Jahre woanders stattfindet. 2022 war sie in Singapur und ich glaube demnächst wird sie dann in Korea sein. Also die wandert so ein bisschen durch Asien. Aber, dass sie in Indien stattfindet, ist an sich schon ein sehr starkes Zeichen. Und es ist wahrscheinlich nicht so klar zu messen, ob sie ein großer Erfolg war oder nicht. Ich würde sagen, sie war sehr erfolgreich. Das Interesse der deutschen Wirtschaft in Indien hat sie sicher gestärkt und gefördert. Und die Tatsache, dass der Premierminister selber hier eine sehr charismatische Rede an dieser APK gehalten hat, zeigt ja auch, dass die indische Seite an der deutschen Wirtschaft hier massives Interesse hat. Ich habe eben gesagt, es gibt über 2000 deutsche Unternehmen, die hier sind. Und wir sehen auch in unserem Botschaftsalltag, zusammen mit der Handelskammer, immer mehr Interesse in Indien tätig zu werden. Ja, es gibt große Unternehmen, die jetzt auch wieder große Investitionen angekündigt haben. Das hängt auch damit zusammen, dass die deutsche Wirtschaft sich im Asienraum diversifizieren will, dass sie auch mal woanders hingehen will. Und es hängt sicher auch damit zusammen, dass die indische Regierung viel dafür tut, ausländische Investitionen nach Indien einzuladen. Also, der Traum der Regierung ist sehr viel Foreign Direct Investment in Indien zu generieren und da gibt sie sich erhebliche Mühe, um das zu erreichen. Und ich glaube, in diesem Kontext war diese APK ein großer Erfolg.
Julia Lehrter: Vizekanzler Robert Habeck war auch dabei und hat gesagt, dass die Indo-Pazifik-Region eine enorme geostrategische Bedeutung hat. Hat Deutschland diese Bedeutung auch für Indien?
Philipp Ackermann: Ich finde die Frage interessant, weil die nochmal so die Dimensionen zeigt, in der wir hier arbeiten. Also Deutschland ist von der Größe her sowohl bevölkerungsmäßig als auch sagen wir mal der physischen Größe, der Oberfläche, so wie ein mittlerer indischer Bundesstaat. Indien hat 28 Bundesstaaten und 8 sogenannte Unionsterritorien. Das heißt, wir sind, in der Fläche sind wir so groß wie der ordentliche Bundesstaat Madhya Pradesh oder Rajasthan. Aber in der Bevölkerung sind wir etwas größer, sind wir so groß wie Tamil Nadu, also der südöstliche Bundesstaat hier, der ein besonderes Powerhouse ist. Mit dem vergleichen wir uns gerne, weil das einer der Exzellenzzentren von Indien ist. Also man muss schon das auch einordnen. Ja, wir sind nicht, für die Inder sind wir nicht, spielen wir nicht auf der gleichen Ebene wie die Vereinigten Staaten von Amerika oder China. Aber ich glaube, man kann schon sagen, dass die Inder an Deutschland besonders interessiert sind, weil sie mit uns viele sehr gute Erfahrungen gemacht haben über die Jahrzehnte oder die Jahrhunderte kann man fast sagen, und weil sie eben durch die deutsche Präsenz hier, auch die wirtschaftliche Präsenz, das Gefühl haben, dass es ein Land ist, was besonders viel zu leisten bereit und auch fähig ist. Und deswegen finde ich, dass das Interesse, was Deutschland entgegengebrachen wird, finde ich sehr bemerkenswert angesichts der Dimension. Also ich würde sagen, die Inder sehen uns als deutlich größer, als wir sind, aber wir dürfen nicht in die Illusion verfallen, dass die Inder uns hier am obersten Tisch der Weltmächte sehen. Das ist nicht der Fall.
Julia Lehrter: Das Stichwort USA und China würde ich gerne nochmal aufgreifen, denn Indien verfolgt einen sogenannten Multi-Alignment-Ansatz. Gute Beziehungen zu Russland, aber auch Annäherung an die USA und Europa. Wie navigiert Deutschland, diese Vielschichtigkeit in den bilateralen Beziehungen?
Philipp Ackermann: Also das ist diese Multi-Alignment-These, die ist jetzt relativ neu. Früher hieß das Blockfrei. Wir halten Äquidistanz. Heute sagen sie, wir versuchen Beziehungen zu allen, die gleich gut sind, aufzubauen. Das funktioniert auch sozusagen aus indischer Sicht nicht immer gleich gut. Ich glaube, die Navigationskünste sind bei Indien bei dem Multi-Alignment vielleicht sogar größer, als die bei uns sein müssen, weil wir sind nicht multi aligned, wir sind clearly aligned sozusagen. Aber... Das ist natürlich eine Tatsache, die wir bei unseren politischen Konsultationen immer wieder auf den Tisch bringen. Ich glaube, man muss ihnen natürlich zugestehen, dass sie mit Partnern, die sie sehr lange gepflegt haben, wie die russische Föderation, auch nach wie vor Kontakte haben. Man muss ihnen zugestehen, dass sie sagen, wir kaufen das Öl da, wo es am billigsten ist, weil wir unseren Menschen, die hier nicht viel verdienen, nicht zumuten können, noch mehr für Benzin zu bezahlen.
So, das finde ich alles sehr, sehr nachvollziehbar. Aber man muss natürlich auch den Indern ab und an verdeutlichen, wie wir die Dinge sehen und was wir aus unserer Sicht auch erwarten in mancher Hinsicht. Also, das ist eine konstante Auseinandersetzung mit Indien und jetzt muss ich an dieser Stelle mal sagen: Eines der wunderbaren Dinge in diesem Land ist, dass man diese Auseinandersetzung wirklich sehr offen und sehr konstruktiv führen kann. Es gibt keine Verständnislosigkeit, es gibt Argumente auf beiden Seiten, die werden ausgetauscht, denen wird zugehört, es werden sich auch Positionen ändern bei uns wie bei Indien und das ist, glaube ich, ein Zeichen dieser, dieser Freundschaft und der Partnerschaft, die wir zu diesem Land haben, dass wir diese Diskussion so führen können.
Julia Lehrter: Diesen Balanceakt gibt es ja auch mit China, denn Indien ist Teil der BRICS-Staaten, aber die Beziehungen zu China sind angespannt. Grund dafür sind unter anderem Grenzkonflikt im Himalaya. Aber Indien und China kooperieren wirtschaftlich. Wie erleben Sie diesen Balanceakt?
Philipp Ackermann: Ich glaube, wenn Sie sagen multi aligned, das haben Sie ja eben noch mal dargelegt, unter diese Rubrik fällt China jetzt nicht. Da sind die Beziehungen spärlich. Manche hätten auch gesagt frostig. Und den Grenzkonflikt im Himalaya, das ist die Frage der Nordgrenze Indiens. Und das geht über tausende von Kilometern. Und diese Grenze ist komplett in Frage gestellt von den chinesischen Nachbarn. Und das macht die Inder nervös. Das kann man gut verstehen. Es gibt einen Bundesstaat in Indien, Arunachal Pradesh, den fordert China in seiner Gänze. Die Chinesen wollen diesen gesamten Bundesstaat als südtibetisches Territorium in ihre Landmasse eingliedern. Und das, sagen wir mal, ist jetzt nicht eine gute Grundlage für glänzende Beziehungen. Das versteht man. Aber Sie sagen zu Recht, Indien und China treiben Handel. Also China und USA sind die wichtigsten Handelspartner Indiens. Und die Chinesen importieren sehr viel mehr, als die Inder nach China exportieren. Das wird sich jetzt auch so schnell nicht ändern. Veles, was hier verarbeitet wird und was hier gut produziert wird, das stammt in den Grundkomponenten aus China.
Ich gebe Ihnen ein schönes Beispiel, die Generika, die Sie in Deutschland kaufen, Ratiopharm oder ähnliche Produkte, die werden alle in der Gegend von Hyderabad im Bundesstaat Telangana hergestellt. 90 Prozent der Generika, die in Deutschland über den Ladentisch gehen, kommen aus dieser Gegend. Aber fast 90 Prozent der Grundkomponenten dieser Generika kommen aus China. Das heißt, diese globale Wirtschaft ist so verflochten, dass selbst zwischen Ländern, zwischen denen die Beziehungen jetzt nicht glänzend sind, trotzdem ein so enger wirtschaftlicher Kontakt beherrscht oder eine solche enge Beziehung vorherrscht. Und ich glaube, das wird sich auch nicht ändern. Also, wenn die indische Wirtschaft weiterwachsen will, wird sie auch weiter auf China angewiesen sein in irgendeiner Weise. Und deswegen sehen wir auch jetzt gerade leichte Öffnungen gegen China gegenüber. Es gibt erste Treffen, es gibt bestimmte regelmäßige Gespräche zwischen der chinesischen und der indischen Führung. Und das wird vielleicht zu einer etwas entspannteren Lage führen. Also insofern, Indien und China sind auch ungeheuer miteinander verflochten und das kann man auch nicht so einfach auflösen.
Julia Lehrter: Wir hatten ganz am Anfang schon einmal angesprochen, Indien ist ein Land mit einer enormen historischen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Vielfalt. Die Induskultur zählt zu den frühesten Hochkulturen der Welt. Indien war 2023 als Gastland bei uns im Auswärtigen Amt beim Tag der offenen Tür dabei. Da haben wir gesehen, dass Handwerkskunst etwas ist, worüber sich das Land sehr zu identifizieren scheint. Wie macht sich diese tieferwurzelte Kultur heute noch bemerkbar?
Philipp Ackermann: Ja, ich glaube in, also jetzt gar nicht im Kunsthandwerk, das ist, glaube ich, eine andere Kiste, aber es macht sich sehr stark bemerkbar über die Religiosität. Indien ist ein sehr religiöses Land, aber eben mit sehr vielen verschiedenen Religionen. Und diese verschiedenen Religionen haben uralte, lange Traditionen mit langen, lang entwickelten und verfeinerten Ritualen. Und es gibt eigentlich keinen Haushalt in Indien, der nicht in irgendeiner Form eine religiöse Ecke aufweist. Also ob das jetzt Muslime sind oder Hindus, in dem größten Teil der Bevölkerung, Sie sehen, dass die Religion sehr lebendig ist und dass Pilgerfahrten zu bestimmten Tempeln, Pilgerfahrten zu muslimischen Schreinen oder große christliche Feste hier enorm begangen werden, viel mehr als in Deutschland. Diese Religiosität mit der schwingt mit: musikalische Kultur, Theaterkultur, Tanzkultur. Und die ist eben wahnsinnig lebendig. Das ist sehr faszinierend. Sie haben Tänze, die sind hier tausend Jahre alt und die werden immer wieder aufgeführt und weiterentwickelt. Und das Kunsthandwerk, was Sie angesprochen haben, ist jetzt vielleicht weniger so ein Ausdruck der kulturellen Ehrwürdigkeit, aber es zeigt, dass eben hier sehr, sehr früh, sehr hoch differenzierte und sehr [entwickelte] Handwerkskunst entwickelt wurde. Und dieses Kunsthandwerk ist bis heute sehr lebendig und wird auch immer weiterentwickelt. Es ist eben nicht statisch und starr, sondern... Wir haben viele, viele kunsthandwerkliche Bewegungen im Textilbereich, im Holzschnitzbereich, im Metallbereich, wo Sie merken, dass mit neuen Designs und mit neuen Ideen diese Traditionen weiterentwickelt werden. Das ist sehr, sehr faszinierend zu sehen und sehr schön auch.
Julia Lehrter: Also eine große religiöse Vielfalt und das gilt ja auch für Sprachen. Es gibt eine sehr große Sprachvielfalt. Wie steht das Land zu seinen Sprachen?
Philipp Ackermann: Ja, es gibt jetzt 22 offizielle Sprachen und daneben gibt's noch zahllose kleine dialektalische Ausformen von Sprachen. Das ist, glaube ich, eine der großen Stärken Indiens, dass diese Sprachenvielfalt kodifiziert ist. Sie ist im Gesetz verankert und sie haben, egal wo sie hingehen, neue Schriften, neue Sprachen, Sprachen im Süden, die mit dem Sanskrit-basierten nordindischen Sprachen gar nichts zu tun haben, die ganz anders aufgesetzt sind, die auch sehr alt sind. Tamilisch gehört zu den ältesten Sprachen der Welt, glaube ich. Und die werden sehr gepflegt, auch literarisch sehr gepflegt. Es gibt ja eine sehr lebhafte Literatur in all diesen Sprachen. Und das ist, glaube ich, eine der Punkte, die Indien so zusammenhält, diese sprachliche Vielfalt. Auf die sind die Inder auch sehr stolz. Jetzt muss man auch sagen, weil ich am Anfang gesagt habe, das Gegenteil ist auch wahr. Es gibt auch immer wieder Auseinandersetzungen über diese sprachliche Vielfalt, zum Beispiel die Angst von kleineren Regionalsprachen, von Hindi, der dominierenden Sprache in Nordindien, dominiert zu werden, ja, oder überrollt zu werden. Es gibt immer wieder Auseinandersetzungen über die Frage, wie sehr Hindi als Sprache von Nord nach Süd gesprochen werden muss eigentlich. Der Süden Indiens weigert sich oder verwehrt sich dagegen. Also, es gibt auch eine Auseinandersetzung, aber ich sehe diese Auseinandersetzung eher als eine fruchtbare Diskussionsebene über diese sprachliche Vielfalt, die dieses Land so ungeheuer reich macht und schön auch.
Julia Lehrter: Ich habe mir im Vorgespräch sagen lassen, dass Sie selbst seit zwei Jahren Hindi lernen. Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Sprache?
Philipp Ackermann: Also, wenn man so alt ist wie ich, dann ist Sprachenlernen überhaupt, glaube ich, nicht mehr so einfach, aber „Asa nehi“ würde man auf Hindi sagen. „Leicht ist es nicht“, ja. Aber ich gebe mir Mühe und es ist interessant, dass Hindi eine indoeuropäische Sprache ist. Also es gibt eine gemeinsame Wurzel und die kommt immer wieder vor. Das Wort „garam“ zum Beispiel auf Hindi heißt warm auf Deutsch. Das ist das gleiche Wort. „Taara“ heißt Stern. „Star“ ist die gleiche Wurzel. Und diesen Wörtern begegnet man immer wieder. Freut man sich, weil die sind auch leichter zu merken, ehrlich gesagt, als die anderen. Aber es ist eine grammatikalische Sprache und vor allen Dingen vom Vokabular her, also das Vokabular ist besonders schwierig, ist es keine einfache Sprache. Aber ich bin irgendwie froh, dass ich es gemacht habe. Ich kann jetzt so kleine Reden halten und ich kann gut lesen und ich kann eben auch so ein bisschen verstehen und es macht irgendwie Spaß, sich da so ein bisschen reinzuversenken in diese Sprache. Aber muss man sagen, Hindi wird hier in Nordostindien in elf Staaten gesprochen. Aber sobald man nach Mumbai fährt, sobald man nach Ahmedabad fährt, sobald man nach Chennai fährt, ist Hindi gar nicht mehr so nützlich, weil da sprechen sie eine andere Sprache.
Julia Lehrter: Wir haben eben über die kulturelle Vielfalt gesprochen und das bringt eben auch mit sich, dass in Indien Feiertage sehr groß und oft lange gefeiert werden. Ich glaube, in Deutschland kennt man das Holi-Festival vielleicht am ehesten. Das ist das indische Frühjahrsfest. Inzwischen dürfte aber auch das Lichterfest Diwali vielen Menschen in Deutschland ein Begriff sein. Wie erleben Sie die indischen Feiertage?
Philipp Ackermann: Die spielen hier tatsächlich eine riesige Rolle. Und sie sind sehr extrovertiert, werden sie gefeiert. Diwali, da ist das ganze Stadtbild von Delhi, ist ein einziges Lichtermeer. Die Leute machen die riesigsten Partys und die unglaublichsten Feste und geben auch sehr viel Geld dafür aus. Holi, haben sie gerade schon erwähnt, das ist natürlich das lustigste Fest, weil da so ein bisschen die Hierarchien auf den Kopf gestellt werden und alle irgendwie die Chefs mit Farbe beschmieren und so. Das finden alle herrlich. Chefs manchmal nicht so sehr, aber trotzdem ist es ganz lustig. Und also die sind sehr extrovertiert diese Feste und sehr laut und unheimlich fröhlich. Und das macht Riesenspaß da mitzumachen. Wir haben an der Botschaft ungefähr 100 indische lokal beschäftigte Kolleginnen und Kollegen, und die laden uns ein zum Diwali-Fest. Und dieses Diwali-Festival von den Lokalen hier, das ist eine super Party. Da wird unheimlich getanzt und gesungen und alle ziehen sich indisch an. Und das ist wirklich ein Höhepunkt des Jahres. Und das zeigt, wie stark diese Festkultur in der indischen Seele verwurzelt ist eigentlich.
Julia Lehrter: Genau, da sind Sie ja zu einer kleinen Bekanntheit gekommen, weil Sie mal diesen Flash-Mob mitgetanzt haben, richtig?
Philipp Ackermann: Das war lustig. Das war vor zweieinhalb Jahren, glaube ich. Da hatte ein Lied aus einem bekannten indischen Film, der übrigens aus Südindien kommt, aus Andhra Pradesh und aus Telangana, der hat einen Oscar bekommen. Und dieses Lied war hier praktisch… auf jeder Straße hörte man das. Das hat überall geklungen. „Naatu, naatu.“ Und dann haben die Jungfüchse der Botschaft haben sich das überlegt. Am Anfang war ich so ein bisschen zögerlich, aber dann haben sie mich überzeugt. Und das war wirklich sehr lustig, weil wir das sozusagen als Flash-Mob gemacht haben. Und in Old Delhi, auf der Hauptstraße in Old Delhi, sind wir einfach morgens aufgetaucht und haben angefangen zu tanzen. Das fanden die Leute da um uns herum, fanden das wirklich toll und wunderbar und haben wunderbar mitgemacht und das war so ein ganz großartiger Moment, wo die Inder ganz begeistert waren von der deutschen Spontanität, für die wir ja gar nicht so bekannt sind, ehrlich gesagt. Das fanden die schon sehr klasse, dass wir das gemacht haben und das hat auch danach auf den sozialen Medien ein enormes Echo gefunden. Also ich bin froh, dass mich die jungen Füchse überzeugt haben. War gut.
Julia Lehrter: Zu Indiens Geschichte zählt auch eine lange, komplexe Zeit des Kolonialismus. Die koloniale Vergangenheit Indiens hat die gesellschaftliche und politische Landschaft des Landes tief geprägt. Welche Rolle spielt dieses Erbe heute noch in der politischen Identität des Landes?
Philipp Ackermann: Also, es ist so, wenn Sie durch Delhi fahren, begegnen Sie dem Kolonialismus auf Schritt und Tritt. Denn diese Stadt ist von den Engländern als Hauptstadt angelegt worden. Und als sie 1936 einzogen hier, wussten sie nicht, dass sie 1947 ganz schnell wieder ausziehen mussten, nach gut zehn Jahren Bewohnerschaft oder Bespielens dieser Hauptstadt. Und ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie die Inder und Innerinnen sich hier eigentlich dieses koloniale Erbe sehr schnell zu eigen gemacht haben. Das heißt, die Präsidentin der Republik Indien sitzt in dem Palast des ehemaligen britischen Vizekönigs und wenn man da eingeladen wird, dann ist auch dieses britische Erbe noch sehr visuell nachvollziehbar. Aber ich würde sagen, im täglichen Leben spielt es praktisch überhaupt keine Rolle mehr. Mir hat mal ein indischer Freund gesagt, the Britishers - wie die hier heißen - die Britishers, they brought us two things, language and railways. Und das ist wahrscheinlich ziemlich gut gesagt, denn Englisch ist nach wie vor die Sprache, mit der man sich hier von Nord nach Süd am besten verständigen kann und Indien ist durchzogen von einem ganz dichten Eisenbahnnetz und das ist das, was, glaube ich, von den Kolonialherren noch mitgenommen wurde. Alles andere ist nicht mehr so sichtbar. Klar, das politische System ist sehr nach Westminster ausgerichtet. Aber man sieht auch immer wieder die Idee oder den Drang sich von den Kolonialen auch Gesetzesvorgaben und so zu entfernen und ich habe das Gefühl, dass die Briten hier nicht mehr eine sehr bevorzugte Rolle spielen. Es gibt natürlich eine große indische Diaspora im Vereinigten Königreich und da gibt es noch sehr starke Bindung, aber so politisch wird Großbritannien eben auch als ein mittelgroßes europäisches Land gesehen und nicht als eine Weltmacht wie andere. Also, so gewisse Vorbehalte gibt es noch, aber insgesamt finde ich, dass die Inder mit diesem kolonialen Erbe sehr souverän umgehen und sich auf einer ganz anderen Ebene sehen mittlerweile als 1947.
Julia Lehrter: Merkt man dieses moderne Indien auch in der Nationalhymne oder in der Nationalflagge?
Philipp Ackermann: Also das moderne Indien ist ja… entwickelt sich jedes Jahr irgendwie… wird immer moderner und immer, ja, zukunftsorientierter. Aber die Nationalhymne ist ja ein sehr bedeutendes Lied von Rabindranath Tagore, dem einzigen indischen Literaturnobelpreisträger, geschrieben. Und zwar 1911, das ist noch zur britischen Zeit. Das war, als der Widerstand sich formierte, immer mehr formierte, immer stärker formierte. Und aus dieser Widerstandszeit ist sie herausgehoben worden, diese Nationalhymne, und ist jetzt eine unangefochtene Identifikationsmusik für das indische Volk. Die Flagge, da sehen Sie ja in diesen drei Farben, ist ja das Rad, was früher ein Spinnrad war, was dann später zu diesem Ashok Chakra wurde, ein Zeitenrad sozusagen, ein Rad, was den Lauf der Zeit irgendwie anzeigt. Das ist auch ein urindisches Symbol, das eben weit, weit, weit zurückgeht ins vierte Jahrhundert, so vor Christus ist das sogar schon. Nicht das 4. Jahrhundert ist von 100 vor Christus, also es ist sehr, sehr alt und das, das haben sie da eingepflanzt.
Aber was ist eigentlich das Identifizierende, was Indien jetzt so zusammenschweißt? Dieses völlig vielfältige Land, wo auch ethnisch die Zusammensetzung eigentlich komplett disparat ist. Ich war gerade in Nordost-Indien, da sehen die Leute sehr viel asiatischer aus. Sie sehen sehr viel mehr aus wie in Burma oder in Myanmar oder in China, wo die Sprachen ganz anders sind, wo auch das Sozialgefüge ganz anders ist. Was ist denn das, was die Indien zusammenhält? Und ich glaube... Ich habe schon auf die Vielfalt als einigendes Element verwiesen, aber ich glaube, was hier wirklich überall gespürt wird, ist eine gewisse Grundzuversicht, dass Indien auf einem Weg des Wachstums ist, auf dem sehr viele Inderinnen und Inder in den nächsten Jahren ein besseres Leben haben werden. Das ist das Gefühl, was hier vorherrscht. Und ich finde das doch sehr interessant, dass auch auf dem Land, wo die Lebensverhältnisse ja noch zum Teil sehr einfach sind und auch sehr ärmlich, diese Zuversicht so herrscht, ja, auch wenn man sagen würde, die Chancen sind gar nicht so groß, dass die nächste Generation auf dem Land ein besseres Leben hat und doch wird es so empfunden. Und das ist natürlich ein Klebstoff, der so eine Nation tatsächlich zusammenhalten kann.
Julia Lehrter: Genau, wenn Sie jetzt über wirtschaftlichen Aufstieg sprechen, die wirtschaftliche Ausbeutung während der Kolonialzeit hat Indiens Entwicklung ja stark beeinflusst. Merkt man das in den wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Regierung heute noch?
Philipp Ackermann: Also, ich glaube, ja, das ist interessant. Ich glaube, dass der Protektionismus, den Indien immer noch hat, - es gibt sehr hohe Einfuhrbeschränkungen, hohe Zölle - ist eine Folge dieser Ausbeutung. Denn Sie erinnern sich, die Engländer haben sozusagen ihre Produkte den Indern aufgezwungen und haben den Indern verboten, eigene Produkte herzustellen. Sie haben erstmal alles aus Indien an Rohstoffen rausgezogen, haben es nach Großbritannien verschafft, da wurde es - beispielsweise die Wolle oder die Baumwolle - wurde es maschinell verarbeitet und dann wurden die Stoffe wieder nach Indien zurückgeführt und dort verkauft, also das ist nicht die Vorstellung von Freihandel, die die Inder haben, also insofern glaube ich, dass da in diesem Drang eine eigene autarke Wirtschaft aufzubauen, eine Industrialisierung aufzubauen, ist noch so ein antikoloniales Erbe, also ein antikolonialer Gedanke drin. Insgesamt aber muss man natürlich sagen, haben sich Inder in einer Lichtgeschwindigkeit von dieser mechanisch geprägten, landwirtschaftlich geprägten Wirtschaftsform weiterbewegt und sind ganz woanders angekommen. Und sind in vieler Hinsicht natürlich auch jetzt in einer Situation, dass sie zum Beispiel in Großbritannien einfach große Firmen aufkaufen, die mittlerweile in indischen Besitz sind.
Julia Lehrter: Neben Umwelt- und Wirtschaftsfragen ist eben diese entwicklungspolitische Zusammenarbeit immer noch eine Priorität in der deutschen Außenpolitik gegenüber Indien. Was dabei als allererstes genannt wird, ist die wirtschaftliche Befähigung von Frauen. In den städtischen Gebieten waren in den letzten Jahren wirklich nur ein, ein ganz kleiner Teil der Frauen berufstätig. Wie entwickelt sich das Thema?
Philipp Ackermann: Also ich würde vielleicht einmal noch mal einen Schritt zurücknehmen und sagen, die entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Indien ist keine klassische entwicklungspolitische Zusammenarbeit. Wir haben mit den Indern eine Partnerschaft, die heißt „Partnerschaft für grüne und nachhaltige Entwicklung“. Und das ist eine Partnerschaft. Wir sitzen Indien und Deutschland zusammen und versuchen Projekte zu identifizieren, an denen die indische Regierung beteiligt ist und die deutsche Regierung beteiligt ist. Und was wir machen ist: Zu 95 Prozent bekommen die Inder für diese Projekte, die wir im Rahmen der Nachhaltigkeit und sozusagen des Klimawandel dann bewerten, kriegen die Kredite von der deutschen KfW. Sehr günstige Kredite, die die Inder auch sehr gerne in Anspruch nehmen. Also es ist keine klassische Entwicklungszusammenarbeit mehr. Dazu ist dieses Land auch zu reich mittlerweile, es ist auch zu entwickelt. Das muss man am Anfang, glaube ich, sehr deutlich sagen. Was die Frauen anbelangt, das ist ein Problem in Indien und ich glaube, das erkennt die Regierung sehr deutlich. Es gibt erstaunlich wenig Frauen, die im formalen Sektor tatsächlich beschäftigt sind. Das liegt an vielen Dingen, nicht zuletzt auch an einem sehr klassischen Familienbild, was in Indien nach wie vor vorherrscht, das darf ich, glaube ich, nicht unterschätzen hier, aber ich weiß, dass die Regierung, oder wir nehmen wahr, uns ist sehr bewusst und wir verfolgen das mit Interesse, dass die Regierung sehr, sehr dafür kämpft, dass mehr Frauen in den formalen Sektor der Arbeitswelt eintreten. Was wir sehen ist, dass natürlich neben dem formalen Sektor die ganz überwiegende Größe der Bevölkerung im informellen Sektor arbeitet. Also der formale Sektor ist nicht der dominierende Sektor wie in Deutschland, wo 90 Prozent oder was im formalen Sektor sind, sondern es sind hier - sehr schwer zu sagen - vielleicht 20 oder 30 Prozent. Der Rest ist informeller Sektor. Und da muss man natürlich sagen: In diesem informellen Sektor arbeiten Frauen massiv. Und zwar auch unter Bedingungen, die wir nicht als ideal bezeichnen würden. Also in Haushalten, auf dem Feld, auch hier an der Straßenarbeit. Wenn hier, wenn hier von Subunternehmern Straßenausbesserungen vorgenommen werden, dann sieht man immer wieder Frauen, die das machen. Das heißt, wenn wir sagen, im formellen Sektor gibt es erstaunlich wenig Frauen, muss man sagen: Über die Bevölkerung hinweg, müssen Frauen einfach, weil das die materielle Situation erfordert, müssen schon sehr viel arbeiten. Aber eben sie arbeiten unter Bedingungen, die wir nicht als ideal bezeichnen würden.
Julia Lehrter: Ein Ungleichgewicht gibt es auch unter den Studierenden, denn viele indische Studierende kommen nach Deutschland, aber nur wenige deutsche Studierende kommen nach Indien. Was könnte man tun, um da den Austausch mehr zu fördern?
Philipp Ackermann: Ja, das finde ich wirklich eine unbeschreibliche… also das ist ein Ungleichgewicht, das kann man gar nicht genug beschreiben. Wir haben mittlerweile 50.000 indische Studentinnen und Studenten in Deutschland. 50.000, die größte nicht-deutsche Gruppe. Und hier, also bei mir kriegt jeder deutsche Student, jede deutsche Studentin, die nach Indien kommt, kriegt bei mir sofort einen Termin. Ich habe vielleicht jetzt fünf gesehen oder sechs oder so. Also gut die studieren natürlich auch nicht nur in Nordindien, sondern auch woanders. Aber es ist wirklich erstaunlich, wie wenig das sind. Ich glaube, man muss mehr bekannt machen, wie gut die indischen Hochschulen sind, wie spezialisiert die sind. Es gibt gerade im technischen Bereich Spitzenuniversitäten hier. Die IITs, Indian Institutes for Technology, die sind sehr, sehr gut. Es gibt aber auch ein paar Privathochschulen, die sind so gut wie amerikanische liberal arts colleges, wo man für wenig Geld sehr gut und sehr solide studieren kann. Also eigentlich ist es ein Land, das sich anbietet für ein Jahr, ein Semester mal zu reisen und zu besuchen. Und wir, von der Botschaft, wir sagen das immer wieder, aber es ist nicht unsere Kernaufgabe sozusagen, nicht? Also wir müssen das... schon auch den Universitäten oder den Indern überlassen, aber es ist schon verdammt klein, die Zahl der deutschen Studierenden, die hierherkommt, die müsste größer sein und es wäre für alle gewinnbringend, wenn sie größer wäre. Bei Forschung sieht es ein bisschen anders aus. Bei Forschung sehen wir, dass die Universitätspartnerschaften auch dazu führen, dass deutsche Forscher mit bestimmten Themen gerne nach Indien kommen und die auch sehr gut vernetzt sind. Also alles, was Forschungszusammenarbeit anbelangt, da ist die Einbahnstraße nicht so eindeutig, es ist eher eine Zweibahnstraße, aber bei den Studierenden ist es wirklich erschreckend, wie einseitig das ist.
Julia Lehrter: Und wie könnte man das Interesse an der jeweils anderen Kultur weiterwecken? Eine Rolle könnten ja zum Beispiel Influencer spielen. Ich weiß, Sie hatten schon Kontakt mit indischen Influencern, die ja eine riesige Community haben.
Philipp Ackermann: Ja, es ist erstaunlich, wie viel Inderinnen vor allen Dingen, muss man sagen, in Deutschland Kanäle aufgemacht haben, die sehr, sehr verfolgt werden von vielen Followern und wo sie so ein bisschen beschreiben, was man beachten muss, wenn man von Indien nach Deutschland kommt, wo die Fallstricke sind, wo die Stolpersteine sind.
Aber was eben auch gut ist und was man, was man machen kann, ist eigentlich im Grunde sind sie eher positiv, manchmal sogar fast zu positiv, finde ich. Aber mit denen reden wir immer mal, weil wir gerne, sagen wir mal, wir machen gerne Werbung für indische Studenten und Studentinnen, die nach Deutschland kommen. Aber wir müssen auch die richtigen bekommen. Und das kann man über solche Kanäle machen. Die Kultur ist eine wirkliche Mammutaufgabe. Denn was in Deutschland über Indien bekannt ist, ist eigentlich zu einseitig. Wir haben am Anfang über Incredible India gesprochen. Ich glaube, wenn die Deutschen fragen, was haben sie für eine Assoziation, wenn sie Indien hören, dann kommen Bollywood und „Palak Paneer“ und das Restaurant Taj Mahal um die Ecke. Und dann wissen vielleicht manche nochmal was von der Kumbh Mela, wo 400 Millionen Leute sich in den Ganges schmeißen und so. Das sind so Fun Facts, alle die auch wichtig sind und die ja auch Indien richtig beschreiben, aber sozusagen über die Entwicklung des Landes, über die politische Verfasstheit, über die Zukunftsfähigkeit Indiens weiß man nicht. Es liegt auch daran, dass leider Gottes eben keine deutsche Tageszeitung eine Korrespondentin oder einen Korrespondenten in Indien hat und wir eigentlich nicht, sagen wir mal, nicht sehr gut informiert sind über das, was hier regelmäßig passiert. Das ist in Japan anders und in China anders, aber in Indien leider nicht so. Und dabei haben wir. In Deutschland eine Tradition, die wirklich sehr bemerkenswert ist, nämlich die Tradition der Indeologie. Wir haben seit dem 19. Jahrhundert, haben wir Forscherinnen und Forscher - also Forscher sind es vor allen Dingen muss man sagen - die Sanskrit und die modernen Sprachen erfasst haben und auch die südindischen Sprachen. Und die sind hier hoch angeschrieben. Die Indeologie in Deutschland gilt hier als eine der weltführenden Indeologien. Also wir haben so Nischen, wo wir ganz stark sind, aber wenn es um die Breitenkultur geht, dann wissen vielleicht die, die hier mal Ferien gemacht haben was. Das sind natürlich manche, aber das ist jetzt auch nicht eine Haupttourismusdestination, so jedenfalls noch nicht. Und dann haben ein paar Leute Ideen von der indischen Softpower, Bollywood und Musik und sowas. Das schon, aber so von Indien eine Grundahnung zu haben, das scheint mir ziemlich unterentwickelt in Deutschland.
Julia Lehrter: Also das wäre ein großer Wunsch für die Zukunft, nehme ich daraus mit. Haben Sie noch weitere Wünsche, die Sie sich für die Beziehungen zwischen Deutschland und Indien wünschen würden?
Philipp Ackermann: Ich hoffe, dass die neue Bundesregierung, und da bin ich eigentlich ziemlich sicher, die gleiche Aufmerksamkeit Indien schenkt wie die alte. Wir hatten hier in den letzten zweieinhalb Jahren dreimal den Bundeskanzler, dreimal die Außenministerin, zweimal den Wirtschaftsminister, einmal den Verteilungsminister.
Also das war wirklich eine sehr, sehr reiche Zeit für die deutsch-indischen Beziehungen. Es wäre gut, wenn diese intensive Kontaktpflege weiterging. Aber Sie haben recht, ich wünschte mir auch, dass mehr Leute auf der Straße sozusagen, in den kleinen Städten außerhalb des Hauptstadt-Getöses, ein bisschen mehr Ideen haben, wie dieses Land funktioniert. Jetzt sage ich Ihnen aber, je mehr die Diaspora in Deutschland wächst, wir haben jetzt schon knapp 300.000 Inderinnen und Inder in Deutschland, desto mehr werden auch die Leute in Deutschland mit Indien konfrontiert. Und ich bin eigentlich ganz zuversichtlich, dass in nicht zu langer Zeit der Indienbegriff in Deutschland auch differenzierter sein wird, als er heute ist.
Julia Lehrter: Haben Sie einen praktischen Tipp für unsere Zuhörerinnen, wie sie die andere Seite von Indien oder die Geschichte noch besser kennenlernen können?
Philipp Ackermann: Wenn ich einen Buchtipp geben darf, es gibt ein Buch von einem tollen Historiker, Ramachandra Guha, heißt der. Und der hat ein Buch geschrieben: India after Gandhi. Das ist ein ziemlicher Wälzer, aber der ist sehr gut geschrieben. Und der erklärt so ein bisschen wie das indische Gefüge von Nehru, von der Unabhängigkeit bis in die frühen Zweitausender. Und das ist eine tolle Erzählung dieses wahnsinnigen Landes. Und es gibt eben auch sehr viel, sehr gute Literatur über Indien. Also Belletristik über Indien, die sich lohnt zu lesen. Rohinton Mystery. Ich war in New York auf Posten. Das war mein zweiter Posten, aber ich war noch jung. Und da in New York ist ja im Sommer so heiß. Und da geht man entweder ins Kino oder ins Museum oder in die Buchhandlung und ich ging in die Buchhandlung und fand, stolperte über einen 1800-Seiten-Roman, der heißt A Suitable Boy von einem indischen Autor, der heißt Vikram Seth und ich habe mich in Windeseile in dieses Buch verloren. Ja, das ist ein tolles, fantastisches Epos des frühen Indien nach der Unabhängigkeit, also in den 50er Jahren. Das ist eine Familiensaga, die vor dem Hintergrund des sich entwickelnden Indiens spielt. Es ist eine unglaubliche Geschichte. Und ehrlich gesagt, das war das Buch, was mich nach Indien getrieben hat. Das war das Buch…Als ich das gelesen habe, wusste ich, ich möchte eigentlich hierhin. Das habe ich auch geschafft, eben Jahre später, aber ich habe es geschafft; hatte immer diesen, diesen Wunsch. Und hab's dann auch nochmal gelesen. Ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch, der das zweimal gelesen hat, weil das so lang ist, dass das wirklich...ziemlich…das ist ein Marathon, ein Buchmarathon. Es gibt auch eine Netflix-Serie über dieses Buch, die ist auch gar nicht so schlecht. Allerdings kann sie natürlich an das Buch nicht richtig tippen, aber trotzdem: Es lohnt sich auch die anzuschauen. Und jetzt bin ich mit Vikram Seth, einem End-70er sehr befreundet, ist ein ausgezeichneter Autor, der seit ungefähr 20 Jahren an einem Folgeroman schreibt. Und da sind wir mal gespannt, ob da was rauskommt. Aber das ist für mich so ein bisschen das Eintrittstor zu Indien gewesen. Und ich kann jedem, der sich ernsthaft mit diesem Land beschäftigen will und der Lust auf eine Ablenkung hat und der Lust hat, sich in irgendeine große Familiengeschichte zu versenken, kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Was man tun kann, um, um Indien zu erfassen, also wenn man überhaupt dieses Land erfassen kann in seiner ganzen Vielfalt: das Beste ist Reisen. Und ich kann nur sagen, Indien ist ein Land, was sich wirklich anbietet für einen interessanten und extrem anregenden Tourismus. Es gibt wunderbare Orte, die auch so ein bisschen abseits der großen Touristenströme liegen. Ich war gerade in einem Bundestag, der heißt Meghalaya im Nordosten, wo es überhaupt keine Kasten gibt, sondern wo es ein matrilineares Gesellschaftssystem gibt, wo die jüngste Tochter alles erbt. Ja, nicht der älteste Sohn wie bei uns, sondern die jüngste Tochter erbt alles. Und wo es in den Wäldern große Brücken aus Luftwurzeln gibt, die - sowas habe ich aber noch nie gesehen - ganz fabelhaft sind, wo man wandern kann, wo man mit den Leuten irgendwie reden kann und erfahren kann, weil eben viele sehr gut Englisch sprechen, wie die Geschichte ist dieser tribalen Stämme und so. Also es ist ein ungeheuer tolles Reiseland mit einer mittlerweile sehr guten touristischen Infrastruktur. Mit einer sehr guten Konnektivität zwischen den Städten, meistens per Flug. Und ich kann nur empfehlen, wer Lust hat auf Indien: Wir haben drei Flüge, Lufthansa-Flüge, pro Tag nach Delhi und auch nach Bangalore und nach Hyderabad und nach Mumbai sowieso. Also es ist sehr schnell erreichbar aus Deutschland und wer Lust hat zu reisen: Indien ist ein gutes Angebot.
Julia Lehrter: Damit sind wir auch schon am Ende unserer heutigen Podcast-Folge angekommen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich durfte heute viele neue Fakten über Indien lernen. Ich bedanke mich herzlich bei Botschafter Philipp Ackermann und schaut auf jeden Fall beim Instagram-Kanal der Botschaft vorbei, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Philipp Ackermann: Tschüss.