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Marburg-Virus
Das Marburg-Virus gehört zur Gruppe der Filoviridae (wie auch das Ebola-Virus). Es kann ein schweres klinisches Krankheitsbild hervorrufen mit Symptomen eines hämorrhagischen Fiebers und hoher Mortalität. Bisher traten fast alle dokumentierten Fälle auf dem afrikanischen Kontinent auf.
Erreger / Übertragung
Natürliches Reservoir des Marburg-Virus sind Fledermäuse und Flughunde, welche selbst nicht erkranken. Man vermutet, dass die Infektion direkt von Fledermäusen oder von Tieren ausgeht, die durch Fledermäuse infiziert wurden. Speichel oder Kot dieser Tiere bzw. unzureichend gekochtes Fledermaus- oder sonstiges Fleisch (Affen, Antilopen, sog. „bush meat“) bzw. der Kontakt bei der Zubereitung solchen Fleisches kann das Virus auf den Menschen übertragen (sog. Zoonose).
Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist über direkten Kontakt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten (Blut, Speichel, Schweiß, Muttermilch, Erbrochenes, Urin, Stuhl, Sperma) erkrankter (auch verstorbener) Personen möglich. Direkter Kontakt bedeutet, dass virushaltiges Material auf die Haut, Schleimhaut (in allen Körperöffnungen), Bindehaut (Auge) oder unmittelbar in die Blutbahn gelangt.
Zudem ist eine Infektion auch über Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Erkrankten auf damit kontaminierten Gegenständen, wie z.B. Oberflächen, Bettzeug oder medizinischen Geräten möglich (z.B. im Rahmen von Laborunfällen).
Erkrankung
Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt 5-10 Tage (max. 21 Tage) und hängt v.a. vom Infektionsweg ab. Die Infektiosität beginnt erst mit Symptombeginn, besteht aber auch nach Versterben fort.
Die Erkrankung (nach internationaler Nomenklatur Marburg virus disease – MVD) beginnt abrupt mit unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Unwohlsein, Abgeschlagenheit, hohem Fieber (bis 40 °C), starken Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Muskelschmerzen. In bis zu 75 % der Patienten tritt innerhalb von 2-5 Tagen eine rasche Entkräftung ein, die durch gastrointestinale Symptome wie Anorexie, abdominale Beschwerden, starke Übelkeit, Erbrechen und schwerem Durchfall gekennzeichnet ist. Die Intensität der Erkrankung nimmt an den Tagen 5-7 weiter zu, es kommt zu einem makulopapulösen Ausschlag und Symptomen des hämorrhagischen Fiebers wie Petechien (punktförmige Einblutungen in die Haut), Schleimhaut- und Magen-Darm-Blutungen sowie Blutungen aus Venenpunktionen. Nach einer Woche kann es zur disseminierten intravasalen Gerinnung, Thrombopenie und inneren Blutungen kommen. Neurologische Symptome (Desorientierung, Unruhe, Krampfanfälle und Koma) können in späteren Stadien der Krankheit auftreten. Bei nicht rechtzeitig erfolgter adäquater Therapie kann die Mortalität bis zu 88% betragen.
Verbreitung
Das Virus ist in Fledermäusen und Flughunden in einigen zentralafrikanischen Ländern endemisch. Akute Ausbruchsgeschehen sind nur aus dieser Region bekannt. Einzelfälle und Ausbrüche traten überwiegend auf dem afrikanischen Kontinent auf, zuletzt 2023 in Tanzania, 2022 in Ghana, 2021 in Guinea und 2017, 2014 und 2012 in Uganda.
In Europa aufgetretene Einzelfälle standen entweder mit Reisen in die Endemiegebieten oder mit Laborunfällen bei der Arbeit mit infizierten Affen oder Fledermäusen in Zusammenhang (z.B. 1967 Deutschland/Marburg).
Diagnostik
Aufgrund der initial unspezifischen Symptomatik, die anderen Viruserkrankungen ähnelt, kann die Diagnose nur durch Nachweis im Serum mittels PCR (direkter Virusnachweis), ELISA (Antigennachweis) oder Serologie (Nachweis von Antikörpern) erfolgen (nach Symptombeginn).
Therapie
Es gibt keine spezifische Therapie. Sie ist rein symptomatisch und besteht primär aus Flüssigkeitssubstitution und der Gabe von Blutersatzprodukten. Eine Impfung existiert nicht.
Prävention
Generell sollte der direkte Kontakt mit Primaten und Flughunden bzw. Fledermäusen vermieden und auf den Verzehr von ‚Bushmeat‘ in zentralafrikanischen Ländern verzichtet werden.
Im Falle eines bekannten Ausbruchs sollte der Besuch von Erkrankten und medizinischen Einrichtungen, wenn möglich, vermieden werden. Kontaktpersonen müssen ausfindig und untersucht werden. Wichtigstes Ziel ist die Verhinderung einer weiteren Übertragung von Mensch zu Mensch.
Für das medizinische und anderes (z.B. Reinigungs-) Personal ist adäquate Schutzkleidung erforderlich (Details siehe: www.baua.de/DE/Angebote/Regelwerk/TRBA/Beschluss-610.html).und das Einhalten von Hygienemaßnahmen entscheidend.
Bei Verdacht auf MVD sind so schnell wie möglich die Diagnostik die Wege zu leiten und die erkrankten Personen zu isolieren. Ein Sicherheitsabstand von mind. 1,5 m zu Erkrankten sollte einhalten werden.
Ein MVD-Verdachtsfall ergibt sich aus der
- klinischen Symptomatik
Fieber >38,5°C, Durchfall, Erbrechen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen (s.o.)
UND - Anamese
a) direkter Kontakt mit am Marburg-Virus erkrankten Menschen oder Tieren (Affen oder Fledermäusen) oder Verzehr von „bush meat“ im Endemiegebiet oder im Labor oder
b) Aufenthalt: Aufenthalt in einem aktuellen Endemiegebiet < 3 Wochen vor Krankheitsbeginn
Darüber hinaus ist die Aufklärung der betroffenen Gemeinschaft und der Öffentlichkeit über das Geschehen und die damit verbundenen Gefahren und Präventionsmaßnahmen von großer Bedeutung, um einer Weiterverbreitung vorzubeugen.