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Die Krise in Sudan
Schwarze Rauchschwaden stehen am 19. April über Khartum, © Ahmed Satti / Anadolu Agency
Seit 15. April kommt es in Khartum und anderen Landesteilen in Sudan zu schweren Kampfhandlungen. Was das für die Deutschen im Land bedeutet und was die Bundesregierung politisch und im Bereich der humanitären Hilfe tut, lesen Sie hier.
Seit Sonntag laufen Evakuierungen. Eine Woche nach Ausbruch der Kämpfe, bot sich endlich eine wenn auch brüchige Waffenpause.
Mit bisher fünf Maschinen der Bundeswehr konnten bereits über 500 Menschen in Sicherheit gebracht werden- darunter auch zahlreiche Staatsangehörige anderer Staaten, wie beispielsweise Frankreich, den Niederlanden, Portugal, Dänemark, Bulgarien oder Großbritannien.
Oberste Priorität ist es, deutsche Staatsangehörige sowie EU-Bürgerinnen und -Bürger in Sicherheit zu bringen
Direkt nach Ausbruch der ersten Kampfhandlungen trat am 15. April das erste Mal der Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt zusammen. Seitdem tagte er täglich, mehrfach auch unter Leitung der Minister Baerbock und Pistorius.
Ein Team aus Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, Krisenunterstützerinnen und -unterstützern des Auswärtigen Amts und der Bundespolizei führen die Evakuierung vor Ort durch. Nach einem Zwischenstopp in Jordanien landete am Morgen des 24. April der erste Airbus der Luftwaffe mit Evakuierten sicher in Berlin. Seitdem sind noch weitere Maschinen in Deutschland angekommen. Und die Evakuierungsmission geht derzeit noch weiter.
Dabei stimmt sich das Team des Krisenreaktionszentrums eng mit den Hilfsangeboten anderer befreundeter Staaten ab und hält Kontakt zu den Deutschen im Krisengebiet. Mit Hilfe der Krisenvorsorgeliste ELEFAND verschafft es sich einen Überblick über die Aufenthaltsorte der Deutschen im Land und hält aktiv mit ihnen per sogenanntem Landsleutebrief, SMS und Telefon Kontakt.
Evakuierung – internationale Teamarbeit
Dass bereits über 500 Menschen aus Sudan ausgeflogen werden konnten, ist nicht nur der Teamarbeit innerhalb der Bundesregierung zu verdanken, sondern auch der verlässlichen Abstimmung auf internationaler Ebene, insbesondere mit Frankreich, aber auch den USA und Großbritannien. Und auch die Unterstützung durch Jordanien bei der Einrichtung eines Transithubs war essenziell für die Evakuierungen.
Die Krise in Sudan
Der 15. April ist ein schwarzer Tag in der Geschichte des Sudan: Am Morgen brechen Kämpfe zwischen der regulären sudanesischen Armee und der zuvor mit ihr alliierten RSF, einer paramilitärischen Gruppierung, aus. Es geht um Details einer Vereinbarung, mit der Milizen in die Armee integriert werden sollen. Und es geht um die Macht im Land, ein brutaler Kampf auf dem Rücken der Bevölkerung. Hunderte Menschen werden in den folgenden Tagen landesweit durch die Kämpfe getötet, Tausende verletzt, viele weitere innerhalb des Landes vertrieben.
In dem Land am Horn von Afrika lebten zu Beginn der Kampfhandlungen auch mehrere hundert deutsche Staatsangehörige. Sie arbeiteten u.a. für die Vereinten Nationen, als Fachkräfte der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, kurz GIZ, oder andere Hilfsorganisationen. Auch an der Deutschen Botschaft waren entsandte Kolleginnen und Kollegen eingesetzt.
Sudan: Ein Land in Transition
Das Land befand sich seit einigen Jahren in einem politischen Transformationsprozess. Der langjährige Diktator Omar al-Bashir wurde im April 2019 nach Protesten in der Bevölkerung gemeinsam von Militär und RSF – Burhan und Hemedti – gestürzt. Ihm werden vom Internationalen Strafgerichtshof schwere Menschenrechtsverletzungen im Darfur-Konflikt zur Last gelegt. Eine Übergangsregierung scheitert im Oktober 2021. Seitdem ist General Burhan der de-facto Machthaber im Land. Er hat sich bis zum Ausbruch der Kämpfe immer wieder dazu bekannt, die Macht in die Hände einer zivilen Regierung legen zu wollen.
Diplomatische Bemühungen
Das Ausmaß der Kämpfe im ganzen Land zeigt, wie tief das Misstrauen zwischen der Armee und den Milizen sitzt. Trotz des enormen Leids der Menschen setzen beide Konfliktparteien offenbar auf einen Sieg mit militärischen Mitteln. Das ist verheerend für das Land und vor allem für die Menschen.
Seit Beginn der Kämpfe engagiert sich die Bundesregierung gemeinsam mit der Europäischen Union, den Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union, den Ländern der Region und weiteren Partnern für eine belastbare Waffenrufe und die Rückkehr zum Dialog.
Unsere Unterstützung für die Menschen in Sudan geht weiter
Die Lage der Menschen in Sudan ist dramatisch. Die Vereinten Nationen gehen mittlerweile von über 400 Toten und über 3.500 Verletzten aus.
Viele Menschen können aufgrund der anhaltenden Kämpfe seit über einer Woche nicht ihr Haus oder ihre Wohnung verlassen, um sich mit Nahrungsmitteln zu versorgen oder medizinische Hilfe zu bekommen. Mehr und mehr Menschen fliehen aus den Städten. Die Anzahl der Binnenvertriebenen nimmt zu. Etwa ein Drittel der Bevölkerung Sudans war dabei schon vor der krisenhaften Zuspitzung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Es steht zu befürchten, dass die Not durch die Kämpfe und Zerstörungen noch weiter zunehmen wird.
Humanitäre Hilfe
Deutschland ist großer und verlässlicher humanitärer Geber in Sudan: Trotz der krisenhaften Zuspitzung der Lage muss es nun darum gehen, überall dort wo die Sicherheitslage es zulässt, Hilfe zu leisten. Allerdings hat sich seit Ausbruch der Kämpfe Mitte April die Situation für Hilfeleistende dramatisch verschlechtert, sie arbeiten oft unter Lebensgefahr. Das Auswärtige Amt unterstützt ein breites Netzwerk aus lokalen und internationalen Hilfsorganisationen. Schwerpunkte der Unterstützung sind Nahrungsmittelhilfen und Schutz, auch für Geflüchtete und Binnenvertriebene. Auch prüfen wir, wie Hilfsorganisationen in Nachbarstaaten, die vorübergehend Menschen aus Sudan aufnehmen, unterstützt werden können.