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Fünf Jahre Friedensvertrag in Kolumbien

Zeitungen verkünden den Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC

Zeitungen verkünden den Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC, © picture alliance / dpa | Christian Escobar Mora

24.11.2021 - Artikel

Vor fünf Jahren unterzeichneten die kolumbianische Regierung und die damalige FARC-Guerilla einen Friedensvertrag, um ihren jahrzehntealten bewaffneten Konflikt zu beenden. Ein historischer Schritt auf dem langen und schwierigen Weg zu dauerhaftem Frieden, den Deutschland aktiv unterstützt.

Ein Banner mit der Aufschrift Campamento por La Paz (Camp für den Frieden) hängt zwischen zwei Bäumen am Eingang eines Farc-Entwaffnungscamps.
Ein Banner mit der Aufschrift “Campamento por La Paz“ („Camp für den Frieden“) hängt zwischen zwei Bäumen am Eingang eines Farc-Entwaffnungscamps.© dpa

Über 50 Jahre blutiger Auseinandersetzungen, mindestens 260.000 Tote, mehr als 80.000 Vermisste und sieben Millionen Binnenvertriebene: Der bewaffnete interne Konflikt in Kolumbien hat tiefe Wunden hinterlassen. Die Umsetzung des Friedensvertrags von 2016 und die gesellschaftliche Aussöhnung bleiben eine enorme Aufgabe für das über diesen Friedensschluss noch immer gespaltene Land: Ehemalige Kombattantinnen und Kombattanten der FARC-EP müssen auf dem Weg in ein ziviles Leben begleitet, schwerste Menschenrechtsverletzungen durch Konfliktbeteiligte juristisch aufgearbeitet, Opfer entschädigt werden. Die Suche nach Vermissten dauert an, es braucht legale Alternativen zum Drogenanbau und eine umfassende Landreform. All dies geht mit einem tiefgreifenden sozialen und gesellschaftlichen Wandel einher, der Widerstände überwinden und auch Rückschläge verkraften muss. Insbesondere das anhaltend hohe Gewaltniveau gefährdet den Frieden. Auch nach Abzug der FARC-EP sind zahlreiche weitere, häufig lokal agierende kriminelle Strukturen noch immer in Kolumbien aktiv. Es bleibt ein langwieriger, schwieriger Weg zur Versöhnung.

Und dennoch: Der Friedensvertrag in Kolumbien ist in seiner ganzen Komplexität ein bisher einmaliges Friedensprojekt, das Modellcharakter für andere Konflikte in der Welt entwickeln kann, wenn es gelingt. Nicht zuletzt deshalb steht die gesamte internationale Gemeinschaft, repräsentiert durch die Vereinten Nationen, hinter diesem Projekt. Auch Deutschland unterstützt den Prozess u.a. finanziell durch Stabilisierungsprojekte, Entwicklungszusammenarbeit, politische Beratung und Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements.

Versöhnung braucht einen langen Atem

Um den Frieden zu sichern und den Konflikt aufzuarbeiten, wurde durch den Friedensvertrag ein komplexer Mechanismus der Übergangsjustiz geschaffen, der neue Institutionen hervorgebracht hat: ein Sondergericht für den Frieden, eine Wahrheitskommission und eine Einheit zur Aufklärung der Schicksale von Verschwundenen. Sie sollen zu Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Nichtwiederholung beitragen. Der Friedensvertrag legt dabei den Schwerpunkt der Aufarbeitung auf die Belange der Opfer.

Ein Institut für den Frieden

Außenminister Heiko Maas besuchte das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut Capaz bei seiner Lateinamerika-Reise 2019
Außenminister Heiko Maas besuchte das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut Capaz bei seiner Lateinamerika-Reise 2019© picture alliance/dpa | Fabian Sommer

Auch wenn es noch viele Gräben gibt, welche die kolumbianische Gesellschaft spalten: Deutschland engagiert sich mit vielen Partnern langfristig in Kolumbien, um das Land dabei zu unterstützen, den noch frischen und nicht immer stabilen Frieden zu konsolidieren und dauerhaft zu sichern. Eine herausragende Rolle spielt dabei das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut CAPAZ in Bogotá, das 2016 gegründet wurde. Das vom DAAD über das Auswärtige Amt geförderte Institut begleitet den Friedensprozess wissenschaftlich und leistet politische Beratung. Im Fokus stehen die Aussöhnung der Gesellschaft, die Stärkung des Rechtsstaatsprinzips, Konfliktprävention und Peacebuilding. Dafür vernetzt das Institut Akteure der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und Regierungsstellen. Zudem engagiert sich das Institut für die politische Bildung – auch in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung.

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