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Der Papst und die Außenpolitik: Berlin und der Vatikan feiern 100 Jahre diplomatische Beziehungen

Außenminister Heiko Maas trifft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin

Außenminister Heiko Maas trifft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, © Janine Schmitz/photothek.de

30.06.2021 - Artikel

Eigentlich war es schon im Jahr 2020 soweit, aber der Termin musste pandemiebedingt verschoben werden: Zum 100-jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen Deutschlands zum Heiligen Stuhl empfing Außenminister Heiko Maas heute Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Berlin.

Bereits im Mai war Außenminister Maas zu einer Privataudienz mit Papst Franziskus in den Vatikan gereist. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums nahm er heute gemeinsam mit Kardinalstaatssekretär Parolin an dem interdisziplinären Symposium „Rom in Berlin“ teil, das durch die Apostolische Nuntiatur in Berlin zusammen mit dem neu gegründeten Zentralinstitut für Katholische Theologie der Humboldt-Universität ausgerichtet wurde. Vor dem Symposium traf Maas mit Kardinalstaatssekretär Parolin, der für den Heiligen Stuhl die Funktion eines de-facto-Regierungschefs ausübt, zu einem Gespräch zu internationalen und kirchenpolitischen Themen zusammen.

Außenminister Heiko Maas trifft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin
Außenminister Heiko Maas trifft Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin© Janine Schmitz/photothek.de

Verbindendes Engagement für Humanitäre Hilfe, Frieden und Klimaschutz

Deutschland und den Heiligen Stuhl verbindet ein gemeinsames außenpolitisches Engagement bei einer Vielzahl von Themen wie Humanitärer Hilfe, Friedenspolitik und dem Kampf gegen den Klimawandel. Der Heilige Stuhl und katholische Organisationen wie Sant’Egidio sind in vielen bewaffneten Konflikten etwa in Mosambik oder Kolumbien als Vermittler erfolgreich gewesen. Organisationen wie Malteser International oder Caritas leisten wichtige Arbeit im Bereich humanitärer Hilfe. Außenminister Heiko Maas auf dem heutigen Symposium „Rom in Berlin“:

Oft sind es katholische Organisationen wie die Caritas, die Malteser oder Misereor, die humanitäre Not lindern und Entwicklungschancen schaffen. Welch große Verantwortung die Kirche dabei schultert - manchmal für die Gesundheitssysteme ganzer Länder - das hat uns auch die Pandemie in all ihrer Dramatik noch einmal vor Augen geführt.

Mit Papst Franziskus, dem Argentinier Jorge Bergolio, steht zudem erstmals ein Vertreter des globalen Südens an der Spitze der Katholischen Kirche. Soziale Gerechtigkeit, eine humane Weltwirtschaftsordnung, Zugang zu Bildung und Gesundheit, Bewahrung der Schöpfung, Minderheitenschutz und interreligiöser Dialog sind ihm zentrale Anliegen. Diese Themen bieten viele Anknüpfungspunkte für einen vertieften Austausch mit dem Heiligen Stuhl.

Der Heilige Stuhl als diplomatischer Akteur

Der Heilige Stuhl unterhält diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit, hat Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen und ist Mitglied zahlreicher internationaler Verträge und Konventionen. Der Heilige Stuhl wird dabei durch den Papst als Oberhaupt der Katholischen Kirche verkörpert und ist vom Vatikan als eigenständiger Zwergstaat zu unterschieden, der erst 1929 durch die Lateranverträge zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl geschaffen wurde, nachdem der ursprüngliche Kirchenstaat 1870 in Italien aufgegangen war.

Durch die kirchlichen Strukturen, Ortskirchen und Orden besitzt der Heilige Stuhl – trotz seines überschaubaren diplomatischen Apparates – umfassende und teils exklusive Einblicke und Zugänge insbesondere in katholisch geprägten Ländern Lateinamerikas und Sub-Sahara-Afrikas. Eine zentrale Rolle spielt dabei der jeweilige Nuntius, der sowohl diplomatischer Vertreter des Heiligen Stuhls als auch kirchlicher Vertreter des Papstes gegenüber den Bischöfen des Gastlandes ist. In Deutschland und vielen anderen Ländern ist der Nuntius traditionell auch Doyen des Diplomatischen Corps im Gastland, also eine Art „Ehrenpräsident“. Nuntius in Deutschland ist seit 2013 der gebürtige Kroate, Erzbischof Nikola Eterovic.

Deutschland und der Heilige Stuhl unterhalten seit Juni 1920 diplomatische Beziehungen. Der Heilige Stuhl war das erste Völkerrechtssubjekt, zu dem die Weimarer Republik offizielle Beziehungen aufnahm. Zuvor bestanden diese nur auf Ebene einzelner Länder wie Bayern oder Preußen. Die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Katholischen Kirche werden zudem durch das 1933 geschlossene Reichskonkordat geregelt, das weiterhin gilt und u.a. Fragen der Religionsausübung, Vermögensverwaltung, Bildungsfragen oder Militärseelsorge regelt. In Deutschland ist der Heilige Stuhl durch die Apostolische Nuntiatur in der Lilienthalstraße in Berlin vertreten, in der auch das heutige Symposium „Rom in Berlin“ tagte.

Außenminister Maas:

Als es nach dem Regierungsumzug darum ging, einen Ort für die neue Vertretung in Berlin zu finden, da verzichtete der Heilige Stuhl ganz bewusst auf das alte Grundstück im Botschaftsviertel am Tiergarten. Um hierher zu ziehen, nach Neukölln. Mitten ins Leben. Wo Arm und Reich, unterschiedliche Kulturen und Religionen täglich aufeinandertreffen. Dass gerade hier ein Stück Rom in Berlin entstanden ist, das hat fast etwas Prophetisches, wenn man auf das Pontifikat von Papst Franziskus und sein Verständnis einer im wahrsten Sinne des Wortes leidenschaftlichen, mitfühlenden Kirche blickt.

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