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Rede von Außenminister Wadephul beim Manama-Dialog: „Future of Global Security Governance

01.11.2025 - Rede

Übersetzung aus dem Englischen

Damaskus ist das Paradies der Welt.

So formulierte es der große Geograph al-Muqaddasi, der im 10. Jahrhundert die arabische Welt bereiste und kartierte.

Als Außenminister bin ich dank meiner Arbeit ebenfalls eine Art Reisender.

Und in der Tat, bevor ich hierher nach Manama gereist bin, durfte ich Damaskus mit meinen eigenen Augen sehen.

Was ich dort sah, war jedoch kein Paradies, sondern es waren die Ruinen und Trümmer des Bürgerkriegs, den ein mörderisches Regime gegen sein eigenes Volk geführt hat.

Aber ich habe auch Hoffnung gesehen.

Der Fall des Assad-Regimes markiert einen Wendepunkt in der modernen Geschichte Syriens. Eine Chance für gesellschaftliche Aussöhnung und wirtschaftlichen Wiederaufbau.

Dieser Prozess ist gespickt mit Herausforderungen.

Aber schon heute kann ich sehen, dass Syrien wesentlich freier ist als noch vor einem Jahr. Wir wissen – Sie wissen —, dass der politische Prozess noch integrativer gestaltet werden und dass er noch mehr Teilhabe ermöglichen muss.

Um es unkompliziert auszudrücken: Minderheiten müssen geschützt werden. Syrien sollte ein Staat sein, in dem jeder Mensch seinen Platz findet.

Deutschland ist bereit, Syrien auf diesem langen Weg hin zum Frieden zu begleiten und zu unterstützen.

Wir setzen uns dafür ein, dass Syrien eine gute Zukunft hat.

Aber Syrien ist nicht das einzige Beispiel für positive Veränderungen in dieser Region, trotz aller Herausforderungen.

Ich bin glücklich und erleichtert, in Gaza endlich Fortschritte zu sehen.

Wir sehen Hoffnung in der Region. Eine Vision für eine friedliche und Zukunft in Wohlstand.

Wir sind Präsident Trump dankbar für seinen großen Einsatz und dafür, dass er den 20-Punkte-Plan auf den Weg gebracht und erreicht hat, dass er angenommen wurde.

Wir sind unseren arabischen Partnern dankbar, ohne die ein Waffenstillstand – und dieser Plan – nicht hätten erreicht werden können.

Arbeiten wir nun also zusammen, um den 20-Punkte-Plan zu unterstützen und einige entscheidende Details herauszuarbeiten – etwa die Rolle der Palästinensischen Behörde und den Weg zu einer Zweistaatenlösung.

Wir alle haben eine positive Zukunftsvorstellung für Gaza: Israelis und Palästinenser leben in zwei Staaten Seite an Seite in Frieden und Sicherheit.

Meine Regierung unterstützt diese Vision uneingeschränkt.

Wir gehören zu den größten Gebern humanitärer Unterstützung für die Menschen in Gaza und, nebenbei bemerkt, auch für die Palästinensische Behörde.

Wir helfen seit 30 Jahren beim Aufbau palästinensischer staatlicher Institutionen.

Damit werden wir jetzt nicht aufhören.

Damit diese Mission ein Erfolg wird, müssen vor allem drei Schritte unternommen werden.

Erstens: Wir brauchen noch viel mehr humanitären Zugang. Die Lage der Zivilbevölkerung in Gaza ist nach wie vor katastrophal. Ich spreche dieses Thema mit meinem israelischen Kollegen immer wieder an.

Außerdem sollte humanitäre Hilfe nicht politisiert werden.

Zweitens: Die internationale Stabilisierungstruppe in Gaza wird eine klare völkerrechtliche Grundlage brauchen.

Wir verstehen, dass dies für die Länder, die möglicherweise bereit sind, Truppen nach Gaza zu schicken, sowie für die palästinensische Bevölkerung von äußerster Wichtigkeit ist. Auch Deutschland wünscht sich ein klares Mandat für die Mission.

Und drittens ist es wichtig, dass wir auf diejenigen, die aktiv gegen diese Vision arbeiten, Druck ausüben und ihnen nicht das Feld überlassen.

Treten wir denen entgegen, deren Nährboden die Instabilität ist, und stellen wir sicher, dass die Gegner des Friedens keinen Erfolg haben können.

In diesem Sinne werde ich meinen Teil beitragen und Kontakt zu einflussreichen Akteuren in der Region und darüber hinaus suchen.

Wir müssen ganz klar sagen: Wir sehen nur deshalb endlich eine positive Entwicklung sowohl in Syrien als auch in Gaza, weil Kräfte gebündelt wurden. Nicht vollständig gebündelt natürlich, das passiert ja nie, aber doch gerade genug, um es zu schaffen. Wenn wir dranbleiben.

Ganz klar, es gibt allein in Bezug auf Gaza noch viel Arbeit. Aber lassen Sie uns in diesem Raum voll kluger Köpfe und couragierter Führungspersönlichkeiten über den Moment hinausdenken.

Stellen Sie sich nur vor.

Wenn es uns gelänge, in Gaza dauerhaft Frieden herzustellen, könnten wir diese wertvolle Bündelung der Kräfte nutzen, um andere dringliche Sicherheitsherausforderungen in unserer Welt anzugehen, von Russlands unverminderter Aggression in der Ukraine bis hin zu dem verheerenden Bürgerkrieg in Sudan.

Wir alle haben ein gemeinsames Interesse.

Und dieses Interesse ist Frieden. Dieses Interesse ist Sicherheit.

Mit dieser Vision vor Augen können wir unser Augenmerk auf die Möglichkeiten lenken, nicht auf die Krisen.

Möglichkeiten wie die Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Technologien, neuer Energieformen, KI, Nanotec und so weiter.

Möglichkeiten für die Entwicklung des gesamten Gebiets vom Mittelmeer bis zur Golfregion als wirtschaftliches Zugpferd.

Fortschritt braucht Optimismus.

Er braucht aber auch eine Kultur des Anpackens.

Lassen Sie uns gemeinsam anpacken.

Shukran jazeelan, vielen Dank.

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