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Rede von Europa-Staatsminister Michael Roth zur Eröffnung des Festkonzerts aus Anlass des Nationalfeiertages der Republik Armenien

25.09.2019 - Rede

-- Es gilt das gesprochene Wort --

Es ist wunderbar, heute Abend mit Ihnen gemeinsam den armenischen Nationalfeiertag und den 28. Jahrestag der erneuten Unabhängigkeit der Republik Armenien zu begehen. Zu diesem Anlass spreche ich, auch im Namen der Bundesregierung, allen Armenierinnen und Armeniern meine herzlichen Glückwünsche aus.

Ein schönes armenisches Sprichwort sagt: „Berge sind keine gegenseitige Stütze, Menschen schon.“ So wie sich einzelne Menschen aufeinander stützen und verlassen können, tun dies auch ganze Gesellschaften. Ich finde das Sprichwort sehr passend für die Beziehungen zwischen unseren Ländern. Wir sind dankbar für eine in 27 Jahren gewachsene Zusammenarbeit zwischen Armenien und Deutschland, die auf dem Einsatz nicht nur von Regierungen und Politik, sondern vor allem unseren Zivilgesellschaften, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft gründet. Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sind nun schon seit mehr als 25 Jahren dabei.

Die samtene Revolution in Ihrem Land vor etwa eineinhalb Jahren wurde in Deutschland mit viel Anteilnahme und Bewunderung für den friedlichen Einsatz einer bunten und vielfältigen Zivilgesellschaft verfolgt. Wir haben, in der Folge eine willkommene Vertiefung unseres politischen Dialogs erlebt: Bundeskanzlerin Merkel hat Eriwan im August 2018 besucht, der armenische Staatspräsident kam im November nach Berlin, gefolgt vom armenischen Premierminister Anfang Februar 2019 und dem armenischen Parlamentspräsidenten im März. Wir fühlen uns dem Dialog auf allen Ebenen auch weiterhin verpflichtet und freuen uns auf den künftigen Austausch.

Doch politischer Dialog allein greift zu kurz. Und so sind Kultur, Bildung und Wissenschaft wichtige Pfeiler unserer bilateralen Beziehungen.

Das Goethe-Zentrum in Eriwan erfreut sich eines hohen Zuspruchs als Leuchtturm unseres Landes, deutscher Sprache und Kultur. Im Rahmen des Kulturerhalt-Programms wurde die Dokumentation prähistorischer Felsbilder ebenso unterstützt wie eine Untersuchung zur Restaurierung und Digitalisierung der Handschriften des Matenadarans.

Das Erlernen der deutschen Sprache nimmt einen wichtigen Platz an zahlreichen Schulen und Universitäten in Armenien ein. Deutsch ist zusammen mit Französisch die drittwichtigste Fremdsprache in Armenien. Das Interesse der jungen Generation an Deutschland setzt sich bei vielen während ihres Studiums fort. Über den Deutschen Akademischen Austauschdienst können jedes Semester mehrere Hundert junge Armenierinnen und Armenier an deutschen Einrichtungen studieren.

Seit der Gründung 1953 hat zudem die Alexander-von-Humboldt-Stiftung 36 Mal armenische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem der renommierten Forschungsstipendien bzw. Forschungspreisen auszeichnen können. 42 Kooperationen zwischen deutschen und armenischen Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen stehen für unsere intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit.

Und auch die Beziehungen Armeniens zur Europäischen Union sind in stetig enger geworden. Ein wichtiger Schritt war sicher das 2017 unterzeichnete umfassende und erweiterte Partnerschaftsabkommen zwischen der Europäischen Union und Armenien. Deutschland hat das Abkommen vor kurzem ratifiziert.

In diesem Jahr feiern wir auch den 10. Jahrestag der Östlichen Partnerschaft, die Armenien und fünf weitere osteuropäische Nachbarn sowohl der EU als auch einander angenähert hat. Im Rahmen der östlichen Partnerschaft profitiert Armenien auch von dem vom Bundestag finanzierten Förderprogramm zum „Ausbau der Zusammenarbeit mit den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland“ (ÖPR). So wird in diesem Jahr unter anderem der Austausch zwischen deutschen und armenischen Jugendorganisationen unterstützt; es entstehen neue Netzwerke junger Menschen, die gemeinsam über die Zukunft Europas und die künftigen Bewährungsproben diskutieren und Ideen entwickeln.

Innerhalb der OSZE unterstützt Deutschland als Mitglied der Minsk-Gruppe die Vermittlungsbemühungen der Ko-Vorsitzenden im Bergkarabach-Konflikt. Eine friedliche Lösung des Konflikts im Rahmen der Minsk-Gruppe ist möglich!

Wir appellieren an die Offenheit und Kompromissbereitschaft aller Beteiligten. Wir wünschen allen vom Konflikt Betroffenen, den Bürgerinnen und Bürgern Armeniens und Aserbaidschans, dass es durch glaubhafte und engagierte diplomatische Bemühungen zu einer dauerhaften Annäherung kommt und der Weg zu ernsthaften Verhandlungen endlich freigemacht werden kann.

Lieber Herr Botschafter,

im Mittelpunkt des heutigen Abends stehen keine Reden sondern die Musik. Wie schön! Kultur ist nicht einfach das Sahnehäubchen auf dem Kaffee, sondern sie ist die Hefe im Teig.

Das Konzert der „Kleinen Sänger Armeniens“ ist zugleich eine Visitenkarte für die armenische Kulturnation, die von jungen Menschen gestaltet und weiter entwickelt wird.

Herzlichen Glückwunsch, Armenien! Es lebe die deutsch-armenische Freundschaft. Es lebe das Europa des Friedens, der Demokratie und der Freiheit!

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