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Grußwort von Europa-Staatsminister Michael Roth bei der Soirée francaise du cinéma am 19. Februar 2018 im Rahmen der Berlinale

19.02.2018 - Rede

-- Es gilt das gesprochene Wort --

Liebe Frau Botschafterin,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Filmfreunde,

Die Filmwelt schaut in diesen Tagen gespannt auf Berlin. Das Kino und vor allem die Vielfalt der Kinokultur werden in diesen beiden Berlinale-Wochen auf roten Teppichen und in vollen Kinosälen ausgiebig gefeiert. Ob in Berlin, Paris, Marseille oder Bad Hersfeld – das Kino ist ein Ort, an dem sich Menschen über Grenzen hinweg begegnen und in neue Welten eintauchen, sich berühren, verstören, inspirieren lassen. Lachen, weinen, Furcht - alles ist möglich.

Die französische Kinokultur mit ihrer reichen und langen Tradition hat von jeher auch das deutsche Publikum begeistert. Und das schon seit vielen Jahrzehnten. Fasziniert tauchten wir ein in die „Fabelhafte Welt der Amélie“. Gespannt fieberten wir mit, als Philippe und Driss sich in „Ziemlich beste Freunde“ vorsichtig aufeinander zu bewegten.

Im Filmbereich arbeiten Frankreich und Deutschland gut zusammen: der TV-Sender arte, die deutsch-französische Filmakademie, das gemeinsame Filmabkommen oder das Atelier Ludwigsburg-Paris sind nur einige Leuchtturmprojekte dieser engen Kooperation.

Und auch im diesjährigen Wettbewerb der Berlinale können wir wieder erleben, welche großartigen Früchte unsere Zusammenarbeit trägt: In dem deutsch-französischen Beitrag „Drei Tage in Quiberon“ zeichnet Emily Atef ein eindringliches Porträt von Romy Schneider, der tragischen Grande Dame der deutsch-französischen Kinogeschichte.

Sicher erinnern Sie sich an den Satz des früheren Präsidenten der EU-Kommission Jacques Delors: „Niemand verliebt sich in einen Binnenmarkt!“ Delors hatte Recht: Europa begeistert nicht als Binnenmarkt und Währungsraum, sondern vor allem als bunte und vielfältige Gemeinschaft der Kultur! Und gerade heute ist Kultur in ihrer ganzen Vielfalt als Brückenbauerin in Europa mehr denn je gefordert.

Deshalb wollen wir unser dichtes institutionelles Netz des kulturellen Austauschs zwischen unseren beiden Ländern noch enger knüpfen. Dabei richtet sich der Blick jetzt besonders auf die Gründung von gemeinsamen Kulturinstituten in Drittstaaten.

Wir wollen unsere Kräfte bündeln und die europäischen Werte gemeinsam vertreten. Kultur wirkt über Grenzen hinweg. Sie schafft Verständnis, öffnet neue Weg zueinander und versöhnt. Kultur ist der Schlüssel zu mehr Vielfalt, Integration, Gleichstellung und gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Und hier bin ich wieder bei Ihnen: Wir müssen wieder kämpfen für das europäische Projekt, das für viele von uns zu einer puren Selbstverständlichkeit geworden zu sein scheint. Und hier ist auch und vor allem die Kultur gefragt. Die Kultur, die provoziert und verstört, die bisweilen auch den Finger in Wunden legt und unbequeme Wahrheiten ausspricht.

Die Kultur bietet einen einzigartigen Ansatz, um die eigene Wahrnehmung zu erweitern. Jenseits von den gewohnten Denkschablonen eröffnen uns Ihre Filme neue Sichtweisen auf unsere Welt. Ihre Filme helfen uns vielleicht dabei, Inspiration und Kraft für Wege aus der Krise zu finden. Danke an Sie dafür, dass Sie sich einmischen und uns Politikern Beine machen.

Ich wünsche Ihnen allen einen unterhaltsamen Abend und danke allen, die uns in diesen Tagen der Berlinale verzaubern.

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