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Erklärungen des Auswärtigen Amts in der Regierungs­­­­­pressekonferenz vom 29.11.2023

29.11.2023 - Artikel

Humanitäre Lage in Gaza

Fischer (AA)

Guten Tag, meine sehr geehrten Damen und Herren! Angesichts der katastrophalen humanitären Lage in Gaza stockt das Auswärtige Amt seine humanitäre Hilfe um weitere 18 Millionen Euro auf. Diese Hilfe kommt den Menschen in Gaza über das Welternährungsprogramm, das Internationale Komitee des Roten Kreuzes sowie das Deutsche Rote Kreuz zugute. Die Menschen in Gaza brauchen weiterhin wirklich alles – Wasser, Essen, Medikamente, Kleidung. Mit diesen Mitteln soll zur Versorgung der zivilen Bevölkerung mit den überlebenswichtigen Gütern beigetragen werden.

Die Organisationen werden mit diesen Geldern also genau bei der Wasserversorgung, Nahrungsmittelversorgung und medizinischen Versorgung unterstützt. Unsere gesamte humanitäre Hilfe für die palästinensischen Gebiete steigt damit auf 179 Millionen Euro in diesem Jahr, davon 106 Millionen Euro neue Mittel in den letzten Wochen.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang sagen, dass wir es begrüßen, dass die humanitäre Pause nun schon seit fünf Tagen anhält und verlängert wurde. Sie muss aus unserer Sicht so lange wie möglich anhalten, damit wir die dringend benötigte Hilfe zu den Menschen in Gaza bringen können. Hierauf hat die Ministerin gestern am Rande des NATO-Außenministertreffens hingewiesen, genauso wie die G-7-Außenministerinnen und ‑Außenminister dies gestern Nacht in einer gemeinsamen Erklärung noch einmal unterstrichen haben. – Vielen Dank.

Frage

Herr Fischer, vielleicht können Sie noch einmal gerade zu dem letzten Punkt eine Erklärung nachschieben. Es hat ja früher immer den Hinweis der Bundesregierung gegeben, dass man Waffenpausen möchte. Jetzt dauert die Waffenruhe schon fünf Tage. Warum sind Sie jetzt für eine Verlängerung? Weil jetzt das Vertrauen da ist, dass Hamas in der Zeit Israel nicht erneut angreift? Oder wo ist jetzt der Unterschied zu der früheren Skepsis, dass diese Waffenruhe ja auch einer Reorganisation der Hamas dienen könnte?

Fischer (AA)

Ich glaube, es gilt immer genau abzuwägen, was man mit einer weiteren Verlängerung der Feuerpause erreichen kann. Und in diesem Zusammenhang ist es so, dass wir weiterhin sehen, dass die Vereinbarungen zwischen Israel und der Hamas halten und auch in dieser ersten Verlängerung jeden Tag weitere Geiseln aus der Gewalt der Hamas geholt werden konnten, unter ihnen auch deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger.

Frage

Können Sie Angaben dazu machen, wie viele deutsche Geiseln sich jetzt noch in den Händen der Hamas befinden? Es hieß am Montag, eine niedrige dreistellige Zahl an deutschen Staatsbürgern sei noch in Gaza. Ist das auch der Stand von heute?

Fischer (AA)

Vielleicht erst einmal zu den Deutschen in Gaza: Insgesamt konnten mittlerweile über 400 deutsche Staatsangehörige einschließlich ihrer Familienangehörigen ausreisen. Hinzu kommen rund 100 lokal beschäftigte Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls gemeinsam mit ihren Familienangehörigen ausreisen konnte. Wir stellen fest, dass es auf unserer ELEFAND-Liste immer wieder Nachträge gibt, sodass wir weiterhin in einem niedrigen dreistelligen Bereich sind, was deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger angeht, die noch in Gaza sind. Von denen hatten einige die Möglichkeit zur Ausreise, aber einige eben auch noch nicht. Daran arbeiten wir weiter, und deshalb ist es so wichtig, dass der Grenzübergang Rafah auch für diese Ausreisemöglichkeiten offen gehalten wird. Daran arbeiten wir, daran arbeitet die Ministerin, daran arbeitet unsere Vertretung in Ramallah und unsere Vertretung in Kairo.

Was die Verschleppten angeht: Insgesamt sind mittlerweile über 70 Verschleppte freigekommen. Darunter befinden sich, wie Sie wissen, elf deutsche Staatsangehörige, überwiegend Kinder, Jugendliche und Elternteile von ihnen. Zur Frage, wie viele Deutsche sich noch in der Hand der Hamas befinden, würde ich gern „unter drei“ gehen.

[Es folgt ein Teil „unter 3“]

Frage

Schnell noch eine Frage zu den Hilfsleistungen, die Sie ganz am Anfang erwähnt haben: Sie haben auch die Organisationen genannt, über die das läuft. Da es ja einen gewissen Stau – so nenne ich es einmal – an Hilfsleistungen gibt: Haben Sie eine Übersicht oder Erwartung, wann diese Hilfsgelder, die Sie jetzt zur Verfügung stellen, dann auch in realen Hilfsleistungen eingesetzt werden können?

Fischer (AA)

Den Stau gibt es am Grenzübergang. Das ist gerade eines der Dinge, um die wir uns bemühen, dass mehr humanitäre Hilfe in den Gaza-Streifen kommt, die Gelder, die wir zur Verfügung stellen können, praktisch umgehend umgesetzt werden. Gleichzeitig ist es so, dass während der Waffenruhe – jetzt während der Feuerpause, die gerade gilt – im Schnitt deutlich mehr humanitäre Hilfe in den Gaza-Streifen gekommen ist. Wir sind derzeit bei rund 200 Lkw am Tag, glaube ich, die mit humanitärer Hilfe in den Gaza-Streifen kommen.

Aber richtig ist auch, dass sich auf der ägyptischen Seite der Grenze in Rafah die Hilfsgüter stauen und wir jederzeit mehr Hilfsgüter nach Gaza liefern könnten. Wir rufen alle diejenigen, die Einfluss darauf haben, dazu auf, auch so schnell wie möglich mehr Hilfe nach Gaza zu lassen. Das betrifft zum einen die humanitäre Hilfe, also Lebensmittel und Wasser, aber zum anderen gibt es ja breitflächige Zerstörung vor allen Dingen im Norden des Gaza-Streifens. Viele Menschen sind in den Süden des Gaza-Streifens geflüchtet. Da geht es dann auch darum, die Menschen so auszustatten, dass sie auch gut durch den Winter kommen.

UN-Weltklimakonferenz

Frage

Das geht an Herrn Hebestreit: Die Weltklimakonferenz beginnt ja morgen, der Kanzler wird auch hinfahren. Was sind die Schwerpunkte aus Sicht des Bundeskanzleramtes? Und wie sieht es eigentlich mit dem Klimaclub aus, der schon lange immer wieder, auch von Kanzler Scholz, genannt wird?

Hebestreit (BReg)

Das ist absolut richtig, wie Sie das beschreiben. Das ist eine sehr wichtige Konferenz. Am ersten Konferenztag, an dem der Bundeskanzler teilnehmen wird, am kommenden Freitag, wird auch ein Event stattfinden, dass sich „Full Launch“ nennt, also der komplette Start des Klimaclubs, der auf Initiative des Bundeskanzlers – damals noch in seiner Funktion als Bundesminister der Finanzen – zurückgeht. Wir haben bereits knapp 30 Mitgliedstaaten, den Co-Vorsitz dieses Clubs wird Chile übernehmen, das am Freitag durch den Außenminister dort auch in Dubai vertreten sein wird.

Die Idee dieses Clubs ist, dass sich da möglichst viele Länder zusammenfinden, die sich auf gemeinsame Maßstäbe verständigen, wie man CO2-Bepreisungskosten – Klimaschutzkosten – bemisst, damit nicht neue Zölle, neue Vorkehrungen, neue Handelshemmnisse dadurch entstehen, wenn viele unterschiedliche Länder jetzt anfangen, im Zuge des Klimaschutzes beispielsweise CO2 zu bepreisen, oder andere Vorkehrungen treffen, zum Beispiel den Carbon Border Adjustment Mechanism. Es soll nicht so sein, dass es Vorteile dafür gibt: Güter, die keine CO2-Bepreisung enthalten, wären ja günstiger als Güter, wo das einberechnet ist. Gleichzeitig möchte man da den Handel nicht zusätzlich erschweren. Insofern sollen möglichst viele da mitmachen, um sich dann auf gemeinsame Regimes zu verständigen, wie man so etwas berechnet und dafür eine Grundlage legt. Es ist bereits ein Sekretariat eingerichtet worden. Jetzt wird am Freitag ganz formal in einer kleinen Zeremonie die Eröffnung gefeiert. Aber das ist, wie gesagt, der Anfang. Da können noch mehr und mehr Mitglieder teilnehmen. Wunsch ist natürlich, am Ende eine sehr große Mitgliederschaft zu haben, auf dass möglichst wenige Hemmnisse beim Welthandel in künftigen Jahren entstehen.

Weil die Federführung dafür im Auswärtigen Amt liegt, würde ich die Kernanliegen auch im Auswärtigen Amt sehen, so Sebastian da sprechfähig ist.

Fischer (AA)

Ich glaube, wir haben das schon vor ein paar Tagen durchexerziert, aber gern ergänze ich: Die Außenministerin führt die Verhandlungen für die Bundesregierung. Zunächst wird die Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan, von Anfang an auf der COP vertreten sein, die Ministerin vertreten und die Verhandlungen im Namen Deutschlands führen. Die Ministerin wird dann zu einem späteren Zeitpunkt für die entscheidende Phase der Verhandlungen dazustoßen.

Was sind die wichtigsten Themen? – Sie wissen vielleicht, dass dieses Jahr erstmals Bilanz gezogen wird, wo die Welt im Klimaschutz steht. Das ist das sogenannte Global Stocktake. Das ist einer der wichtigsten Verhandlungspunkte bei der COP 28. Uns ist wichtig, dass wir diese COP nutzen, um uns auf einen klaren Fahrplan dafür zu einigen, wie wir die 1,5-Grad-Grenze, die wir im Begriff sind zu verfehlen, dennoch erreichen können, damit auch Regierungen, Investoren und internationale Organisationen wissen, worauf sie sich einlassen. Wir setzen uns dafür ein, als globales Ziel die erneuerbaren Energien bis 2030 mindestens zu verdreifachen und die jährliche Energieeffizienzrate zu verdoppeln. Bis 2030 sollen mindestens zwei Drittel des weltweiten Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Wir benötigen auch ein Bekenntnis der Vertragsparteien zum Ausstieg aus fossilen Energien, zuallererst der Kohle. Dann geht es auch um die globalen staatlichen und privaten Finanzströme, die stärker in nachhaltige Investitionen gelenkt werden sollen. Im Bereich der Klimarefinanzierung wollen wir gemeinsam mit anderen Geberländern ein klares Signal senden, dass wir davon ausgehen, dass wir die 100 Milliarden US-Dollar, die ja zugesagt waren, dieses Jahr erstmalig gemeinsam erreichen werden.

Hebestreit (BReg)

Ich kann vielleicht noch eine Ergänzung zum Klimaclub liefern: Ich habe eben noch einmal nachgeschaut: Es sind 33 Mitglieder: 32 Staaten und die EU-Kommission als 33. Mitglied. Das Arbeitsprogramm 2024 wird dann da auch beschlossen werden.

Zusatzfrage

Eine Nachfrage: Sind denn da alle G-7-Staaten dabei, insbesondere die USA? Und zum zweiten: Wo wird das Sekretariat denn angesiedelt sein?

Hebestreit (BReg)

Es sind noch nicht alle G-7-Staaten dabei. Wir sind mit allen im Gespräch. Aber ein solcher Schritt müsste in den USA meines Wissens durch den Kongress bewilligt werden. Wir haben eine Homepage, auf der das meines Wissens genau nachzulesen ist, wer die 33 Mitglieder sind. Es sind auf jeden Fall aus allen Weltregionen Mitglieder dabei, auch Schwellenländer. Ich überlege jetzt, wo das Sekretariat angesiedelt sein wird. Das wird mir gleich bestimmt zugerufen, dann melde ich Ihnen das nach.

Frage

Herr Hebestreit, Joe Biden und Xi werden nicht zur COP anreisen. Kann man nicht sagen: Wenn die zwei größten Volkswirtschaften der Welt die Konferenz nicht so hoch werten, dass die Chefs auch tatsächlich kommen und es keine Chefsache ist, dass ambitionierte Ziele damit eigentlich damit schon ausgeschlossen sind?

Hebestreit (BReg)

Da möchte ich Ihren Pessimismus ausdrücklich nicht teilen. Ich erinnere mich auch, dass der amerikanische Präsident in der vergangenen Runde nicht dabei gewesen ist, und trotzdem mit John Kerry eine eigene, sehr einflussreiche Figur in der US-Administration installiert hat. Er war auch – das war damals in Sharm El Sheikh im vergangenen Jahr – sehr präsent. Ich glaube, insbesondere was die amerikanische Regierung angeht, ist der Klimaschutz dort deutlich stärker vertreten als in der vorherigen Administration.

Dass nicht alle Staats- und Regierungschefs immer kommen – auch der Bundeskanzler ist nur eineinhalb Tage da –, ist, glaube ich, kein Zeichen dafür, dass man den Klimaschutz irgendwie nicht für bedeutsam halten würde, oder jedenfalls nicht das alleinige Zeichen. Die ganze Konferenz dauert mehr als eine Woche, insofern gibt es da auch immer wieder Situationen, dass mal der eine, mal die anderen da sind. Wichtig ist, dass die Delegationen vor Ort sind und dort ihre Arbeit machen. Und genauso wichtig ist natürlich das Mandat, mit dem sie von ihren Regierungen ausgestattet sind. Das muss man jetzt abwarten. Deswegen ist es zu früh, vor Beginn bereits so pessimistisch zu sein. Am Ende wird man sehen, was bei der COP 28 rauskommt. Wenn dann ein Ergebnis vorliegt, kann man es bewerten. Aber erst einmal sollte doch die Veranstaltung stattfinden können.

Frage

Eine Frage, die sowohl an Herrn Hebestreit als auch an Herrn Fischer geht, und zwar, ob es da nicht einen Interessenkonflikt zwischen zwei deutschen Initiativen gibt. Sie haben jetzt den Klimaclub erwähnt, aber schon in der früheren Regierung ist diese High-Ambition-Coalition gegründet worden, die ja auch das Ziel hatte, eine Speerspitze der Staaten zum Klimaschutz zu versammeln. Gibt es das eigentlich noch? Wird das von der Bundesregierung parallel zum Klimaclub verfolgt? Und stimmen die beiden in ihren Zielen eigentlich komplett überein?

Fischer (AA)

Es gibt die High-Ambition-Coalition noch, und es sind ja jeweils unterschiedliche Teilnehmerkreise, mit denen wir sozusagen an der Bewältigung des Klimawandels arbeiten. Uns eint alle das gemeinsame Ziel, die Erwärmung des globalen Klimas auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Hebestreit (BReg)

Auch widersprechen die sich überhaupt nicht, weder in ihren Zielen noch in ihrem Vorgehen. Der Klimaclub ist ja dafür da, handelstechnische Vorkehrungen zu schaffen, auf dass wir die nötige Dekarbonisierung, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, auch schaffen. Da geht es stärker darum, über die Instrumente zu reden, während die High-Ambition-Coalition dafür da ist, überhaupt Ziele zu formulieren und die Wege dorthin zu zeigen. Das eine ist eher instrumenten-orientiert und das andere ist die grundsätzliche Bewegung. Insofern ergänzt sich das.

Zusatzfrage

Wenn ich nachfragen darf: Herr Fischer, bei dieser High-Ambition-Coalition sollte ja, Sie haben es eben angesprochen, das Ziel „Ausstieg aus fossilen Energien“ festgeschrieben werden. Das kollidiert zumindest in der nahen Zukunft mit dem Interesse, was die Bundesregierung hat, dass durchaus auf neuen Gasfeldern zum Beispiel in Westafrika gefördert wird. Deswegen die Frage, ob Sie mit der Positionierung der Bundesregierung ganz zufrieden sind.

Fischer (AA)

Wir arbeiten ja gemeinsam daran, aus den fossilen Energien auszusteigen. Insofern sehe ich da keinen Widerspruch.

Hebestreit (BReg)

Ich kann das vielleicht ergänzen. Es geht ja darum, dass wir insgesamt den Ausstieg aus den Fossilen hinbekommen. Der Weg dahin führt oftmals über etwas weniger emissionsstarke Brennstoffe. Wenn man jetzt beispielsweise von Kohle auf Erdgas umsteigen kann, ist das zwar noch kein absoluter Abschied von fossilen Energien, aber da wir den über Nacht auch nicht erreichen können, ist das immerhin eine Minderung des CO2-Ausstoßes, also ein wichtiges Zwischenziel. Dann müssen wir auch sehen, dass die Entwicklung natürlich weitergeht. In den Schwellenländern und auch in den Entwicklungsländern ist überall zu sehen, wie Fortschritt organisiert wird, wie man vorankommen kann. Das sind viele Staaten, die sehr viele Einwohnerinnen und Einwohner haben, die natürlich auch nach einem besseren Leben, nach mehr Wohlstand und wirtschaftlicher Entwicklung trachten. Darin können wir sie nicht aufhalten. Das können wir ja nicht von uns aus bestimmen und sagen: „Nein, ihr wartet jetzt bitte, bis sich überall die erneuerbaren Energien so weit durchgesetzt haben, dass sie auch bei euch ankommen und funktionsfähig sind.“ – Deshalb sind wir – in einem sehr beschränkten Maße – auch nicht komplett gegen eine weitere Ausbeutung von fossilen Energien.

Allerdings bleibt natürlich die Ambition – das versuchen wir in Deutschland ganz besonders –, möglichst schnell aussteigen zu können und tragfähige Lösungen für die Zeit ohne fossile Energien zu haben.

Frage

Eine Frage an den Regierungssprecher: Es gibt ja vor den Weltklimakonferenzen immer auch sozusagen das Ziel, dass das Land, das anreist, im Prinzip seine Hausaufgaben – in Anführungszeichen – gemacht hat. Daher die Frage: Inwiefern ist es dem Bundeskanzler jetzt wichtig, vielleicht auch vor der Klimakonferenz noch einmal grundsätzlich in der Koalition klar zu haben, wie er es gestern in der Regierungserklärung als Prämisse angekündigt hat, dass für diese Zukunftsinvestitionen in Grünen Wasserstoff, in Grünen Stahl eine konkrete Summe für das nächste Jahr oder für die nächste Zeit in der Koalition festgezurrt ist, dass man da bei der Weltklimakonferenz im Wissen anreisen kann, dass zu Hause diese Transformation gesichert ist?

Hebestreit (BReg)

Das ist eine ordentliche Kurve, aber ich versuche trotzdem, darauf zu reagieren. Der Bundeskanzler hat gestern eine Regierungserklärung abgegeben. Da hat er deutlich gemacht, dass innerhalb der Regierung jetzt intensive Gespräche geführt werden, um den Haushalt 2024, um den es Ihnen geht, und auch den Wirtschaftsplan für den Klima- und Transformationsfonds aufzustellen. Wenn ich richtig auf die Uhr gucke, ist heute Mittwoch. Am Freitagfrüh um sieben steigen wir in das Flugzeug, um Richtung Dubai zu fliegen. Insofern würde ich jetzt da nicht die Erwartung haben, dass es da schon eine konkrete Summe gibt, weil man natürlich auch sagen muss, dass auch bei solchen Verhandlungen gilt: Nicht ist verhandelt, bevor nicht alles verhandelt ist. Wenn man einzelne Summen herausgreifen würde, würde das kein Gesamtkunstwerk mehr werden können bzw. eine Gesamteinigung nicht erleichtern. Insofern glaube ich, dass wir mit dem sehr guten Track Record, den wir beim Thema Klimaschutz haben, den diese Bundesregierung auch bei der Klimaschutzfinanzierung vorweisen kann, wo wir in diesem Jahr unsere Ziele beim internationalen Klimaschutz sogar übertroffen haben, mit sehr viel Rückhalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten ankommen und da auftreten können. Die genaue Summe, die dann im nächsten Jahr genannt werden wird, können wir noch nicht nennen. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob wir danach gefragt werden würden – mit Ausnahme der uns begleitenden deutschen Journalistinnen und Journalisten.

Frage

Sprachen Sie von Investitionen in Deutschland oder von internationalen Klimafinanzierungen? Da wäre schon die Frage: Wenn Sie da hinfliegen, können Sie überhaupt irgendwelche belastbaren Zusagen machen für die nächsten ein oder zwei Jahre, was den internationalen Klimaschutz angeht?

Hebestreit (BReg)

Ich habe mich darauf bezogen, dass wir die für dieses Jahr gelobten, ausgebrachte Klimaschutzfinanzierung übertroffen haben. Wir haben die Ziele erreicht, die eigentlich erst für das nächste Jahr avisiert gewesen sind. Insofern zeigt es ja, wie hoch unsere Ambitionen sind. Aber nein, auch da gilt: Wir können es jetzt nicht auf Heller und Pfennig oder Euro und Cent genau sagen, solange der Haushalt nicht beschlossen ist. Und dafür ist der Haushaltsgesetzgeber, also der Deutsche Bundestag zuständig – natürlich in Zusammenarbeit und mit Hilfe der Bundesregierung. Aber dieser Prozess läuft, und dem können wir auch nicht vorgreifen. Allerdings – daher hatte ich darauf verwiesen, dass wir einen ganz guten Track Record haben – zeigt sich ja, wie sehr diese Bundesregierung auch beim Thema Klimaschutz vorankommt und sich deutlich von Vorgängerregierungen abhebt.

Frage

Noch eine Frage an Herrn Hebestreit zur Größe der deutschen Delegation in Dubai. Es gibt ja einen Medienbericht, dass 250 Regierungsmitarbeiter von verschiedenen Ministerien, aber anscheinend allein 40 Personen aus dem Kanzleramt nach Dubai reisen. Vielleicht können Sie erst einmal sagen, ob die Zahlen so stimmen und zweitens eine Erklärung liefern, warum diese Delegation doch so groß zu sein scheint.

Hebestreit (BReg)

Die Zahlen, die Sie genannt haben, sind die, die wir auch der Zeitung ‑ die „BILD“-Zeitung war es, glaube ich ‑ gemeldet haben.

Ansonsten, zu der Frage, ob eine Delegation von 40 Beamtinnen und Beamten eine große oder eine kleine Delegation ist: Wenn ich mir überlege, wie viele Kolleginnen und Kollegen allein ich mitbringen muss, um die uns begleitende Presse zu betreuen und das ordentlich zu machen, dann ist das gar nicht so viel. Sie haben eine Handvoll genannt: Der Bundeskanzler wird da sein. Insgesamt werden, wenn ich das richtig im Kopf habe, fünf Ministerinnen und Minister hinfahren. Insgesamt werden neun Ressorts vor Ort vertreten sein. Das ist eine Megakonferenz, bei der viele, viele Themen miteinander besprochen werden. Der Klimaschutz ist ja auch kein Spartenthema, sondern viele, viele Bereiche werden davon erfasst. Darüber werden die Gespräche vor Ort geführt, und das ist eine klassische internationale Konferenz, bei der aus aller Herren Länder die Herren und Damen zusammenkommen, um das zu besprechen. Deshalb finde ich es wenig erstaunlich, dass auch von deutscher Regierungsseite viel Präsenz vor Ort sein wird.

Ich kann aber beruhigen, wenn es diejenigen gibt, die, wie ich auch der Boulevardpresse entnahm, sich Sorgen um den Klimaschutz machen: Die Bundesregierung gleicht seit vielen Jahren all ihre Reisen klimaschutztechnisch aus. Das wird also ausgeglichen. Insoweit ist auch da kein großer Schaden zu befürchten.

Fischer (AA)

Wenn ich das noch ergänzen kann, einfach bezüglich der Dimension dieser Klimakonferenz: Es ist wahrscheinlich die größte Weltklimakonferenz seit Langem, und es ist auch eine der wichtigsten Konferenzen oder die wichtigste Konferenz seit Paris. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, dass viele Delegierte daran teilnehmen, weil in ganz vielen unterschiedlichen Prozessen viele Einzelthemen verhandelt werden. Insgesamt ‑ das ist eine Zahl von heute Morgen, die in Dubai veröffentlicht wurde ‑ sind 94 000 Teilnehmende registriert. Ich glaube, das rückt dann sozusagen noch einmal die Größe der deutschen Delegation ins Verhältnis.

Es gibt mehr als 230 Pavillons. Insofern ist das eine Weltklimakonferenz und gleichzeitig in manchen Bereichen sicherlich auch eine globale Klimamesse. Dort finden so viele unterschiedliche Gespräche, so viele unterschiedliche Verhandlungsstränge und so viele unterschiedliche Prozesse statt, dass es sozusagen tatsächlich vieler Expertinnen und Experten der Bundesregierung bedarf, um da mitzuverhandeln und mitzuspielen, und zwar ‑ das ist ja unser Anspruch ‑ vorne mitzuspielen, wenn es darum geht, den Klimaschutz voranzubringen.

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