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Auswärtiges Amt zur Deutsch-Französischen Übung zu nuklearer Verifikation
Zur Deutsch-Französischen Übung zu nuklearer Verifikation sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts heute (26.09.):
Das Auswärtige Amt und das französische Außenministerium führen vom 23.-27. September im Forschungszentrum Jülich zusammen mit Wissenschaftlern des „Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrums für Naturwissenschaft und Friedensforschung“ der Universität Hamburg sowie des Forschungszentrums Jülich und dem französischen Verteidigungsministerium die Übung NuDiVe (Nuclear Disarmament Verification) zur kontrollierten Abrüstung von Atomwaffen durch. Rund 30 Diplomaten und Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, Australien und Japan sowie sechs weiteren Ländern nehmen ebenfalls teil.
Ein entscheidender Punkt bei Abkommen über nukleare Abrüstung ist deren Verifikation, also die Frage, inwieweit eine vereinbarte Verpflichtung tatsächlich umgesetzt und eingehalten wurde. Obwohl sich die Nuklearwaffenstaaten im Atomwaffensperrvertrag zur Vernichtung aller Kernwaffen verpflichtet haben und die Nukleararsenale der USA und Russlands seit Ende des Kalten Krieges deutlich reduziert wurden, mangelt es an technischen Verifikationsmöglichkeiten. Es hat insbesondere noch nie eine von internationalen Experten kontrollierte Zerstörung einer Nuklearwaffe gegeben. Atommächte halten die Konstruktionsdetails ihrer Nuklearwaffen streng geheim. Deswegen bleibt die Abrüstung solcher Waffen schwer zu überprüfen. Bislang wurde deshalb der Umweg über die Abrüstung bestimmter Trägersysteme, zum Beispiel Raketen, für Nuklearwaffen gewählt.
Die Zerstörung eines Nuklearsprengkopfes zu verifizieren bringt hohe technische Hürden mit sich: die verifizierende Seite muss sicher gehen, dass ein nuklearer Sprengkopf tatsächlich zerstört oder irreversibel unbrauchbar gemacht wurde. Gleichzeitig möchte der abrüstende Staat keine Einblicke in militärisch sensible Bereiche geben. Soweit Nicht-Nuklearwaffenstaaten an der Verifikation beteiligt sind, könnten Einblicke in die Konstruktion eines nuklearen Sprengkopfes sogar gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen.
Wie eine effektive Verifikation unter diesen schwierigen Bedingungen funktionieren kann, wird mit dem deutsch-französischen Planspiel „NuViVe“ unter möglichst realitätsnahen Bedingungen getestet. Für die Übung in Jülich wurde eigens eine Sprengkopfattrappe gebaut, die anstelle waffenfähigen Spaltmaterials (hoch angereichertes Uran oder Plutonium) deutlich weniger gefährliches Material (radioaktives Barium und Californium) enthält.
Jeweils acht Inspektorinnen und Inspektoren einer fiktiven „Atommacht“ und eines fiktiven Nicht-Nuklearwaffenstaats treten im Strahlenschutzbereich des Forschungszentrums Jülich zur Übung an. Um möglichst realitätsnah zu bleiben, bleibt der „Nuklearsprengkopf“ verborgen und die „Atommacht“ verweigert die üblichen physikalischen Messungen, weil diese Rückschlüsse auf den Aufbau und die Sprengkraft ihrer Waffe ermöglichen würden. Die Inspektoren müssen stattdessen mit indirekten Messverfahren arbeiten und bspw. Messgeräte verwenden, die statt konkreter Werte nur Ampelfarben anzeigen. Ein drittes neutrales Team beobachtet und bewertet die Übung.
Die Ergebnisse werden anschließend sorgfältig analysiert, bewertet und in einem deutsch-französischen Arbeitspapier aufbereitet. Deutschland und Frankreich wollen mit den Ergebnissen einen konkreten Beitrag zur bevorstehenden Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags im Frühjahr 2020 leisten.
Verifikation – sowohl zur Beförderung von nuklearer Abrüstung als auch zur Gewährleistung der Aufrechterhaltung des bestehenden Atomtestverbots (CTBT) – ist eine unabdingbare Voraussetzung auf dem langen und schwierigen Weg hin zu einer nuklearwaffenfreien Welt. Gemeinsam können Nuklearwaffenstaaten und Nicht-Nuklearwaffenstaaten hierfür wichtige Beiträge leisten. Verfahren, die international Vertrauen schaffen, bleiben eine Grundvoraussetzung nuklearer Abrüstung.
Deutschland engagiert sich auf verschiedenen Ebenen für nukleare Abrüstung. Diese Woche sitzt Außenminister Maas mit seinem algerischen Kollegen zusammen der Vertragsstaatenkonferenz zur Förderung des Inkrafttretens des CTBT in New York vor. Sie halten Staaten dazu an, dem Vertrag beizutreten, damit er in Kraft treten kann.