Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts

Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering anlässlich der Begrüßung der kulturweit-Freiwilligen in der Barenboim-Said Akademie

04.09.2018 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

Lieber Michael Naumann,

herzlichen Dank für Deine Worte und dafür, dass dieses Treffen in den Räumen der Barenboim-Said-Akademie stattfinden kann – ein wunderbarer Ort, um junge Leute zusammenzubringen.

Ich freue mich auch, dass Sie, liebe Frau Böhmer,

heute hier sind. Und ich danke dem Team des Freiwilligendienstes „kulturweit“ der Deutschen UNESCO-Kommission, die das „kulturweit“-Programm zu einer Erfolgsgeschichte macht.

Ganz besonders begrüße ich Sie, liebe kulturweit-Freiwillige,

wie ich mitverfolgen konnte, haben Sie ein gutes Programm zur Vorbereitung auf Ihren Einsatz.

Ich habe mich sehr über Ihr Statement gefreut, welches sie alle gemeinsam gestern auf Facebook für #wirsindmehr gepostet haben. Für Zusammenhalt und gegen Hass und Hetze. Das brauchen wir.

Das ist ein echt starkes Signal, vielen Dank dafür!

Denn genau dieses engagierte Eintreten für unsere Demokratie und unsere Werte brauchen wir, weltweit, aber auch hier in Deutschland.

Liebe kulturweit-Freiwillige,

ich gebe zu, dass ich Sie auch ein bisschen beneide: in wenigen Wochen brechen Sie zu einem Abenteuer auf. Sie werden in einem – oft recht fernen – Land leben, arbeiten und viele neue Menschen kennenlernen.

Neue Landschaften, neue Menschen, neue Eindrücke warten auf Sie und nach Ihrer Rückkehr werden Sie viel zu erzählen haben. Ich glaube aber auch, dass Sie in ein Abenteuer aufbrechen, dass etwas mit Ihnen macht. Etwas, das Sie ein Leben lang begleitet.

In jedem Falle werden Sie einen anderen, einen neuen Blick auf die Welt und vielleicht auch das Leben bekommen.

Und Sie werden vielleicht auch über sich selbst einiges lernen. Sie werden erleben, wie Sie auch mit schwierigen Situationen umgehen, wie Sie sich in einer für Sie fremden Umgebung zu Recht finden und wie Sie auf andere Menschen zugehen.

Dass mit einem solchen Abenteuer sicherlich auch Ängste und Sorgen verbunden sind – bei Ihnen selbst, aber auch bei Ihrer Familie, Ihren Freunden und Ihren Bekannten, dass sie nachfragen und sich Sorgen machen – kann ich mir gut vorstellen.

Vor kurzem habe ich hierzu den Blog von Hannah Essing gelesen. Sie war als kulturweit-Freiwillige in Armeniens Hauptstadt Eriwan.

Darin schreibt sie von ihrem Heimweh und der Angst, zuhause etwas zu verpassen. Davon, dass das Leben ihrer Freunde und ihrer Familie weitergeht, ganz ohne sie. Twitter hatte dafür den richtigen Hashtag parat: FOMO. Fear of missing out. Das war 2017.

(https://www.studieren-weltweit.de/heimweh-auslandsjahr/)

2018 kennt Twitter glücklicherweise einen neuen Trend: JOMO. Joy of missing out. Und da war Hannah schon im letzten Jahr ganz nah am Puls der Zeit.

Denn auf ihrem Blog fragt sie weiter, ob man überhaupt Heimweh haben kann, bevor man richtig weg ist.

Liebe Freiwillige,

wenn ich in all die vielen erwartungsfrohen Gesichter hier sehe, bin ich davon überzeugt, dass die Freude überwiegt.

Dass Sie sich einlassen und freuen werden, auf das, was nun vor Ihnen liegt. Auf all die Menschen, die Sie treffen werden und auf ein neues spannendes Zuhause, und sei es nur auf Zeit. Und ich hoffe, dass Sie dabei Geduld mitnehmen. Vor allem mit sich selbst.

Vor Ihnen sind bereits mehr als 3.000 junge Leute mit kulturweit in die Welt aufgebrochen. Sie sind Teil einer kulturweit-Familie geworden, Teil eines Programms, das der heutige Bundespräsident und damalige Außenminister Frank Walter Steinmeier ins Leben gerufen hat.

Für viele von ihnen ist kulturweit nicht nur eine wichtige Erfahrung, sondern Teil ihres Lebens geworden.

Seit fast zehn Jahren gibt dieses einmalige Programm den Teilnehmern nicht nur die Möglichkeit, neue, eigene, wichtige Erfahrungen zu sammeln, sondern auch Teil unserer Außenpolitik zu werden.

Teil unserer internationalen Politik für Bildung und Kultur, mit der wir Zugänge zu Kultur und Bildung schaffen und Austausch ermöglichen.

Und Sie werden sehen: all das wird von Menschen gemacht. Von Lehrern, die sich für ihre Klassen stark machen. Von Menschen, die der Kunst eine Bühne bauen.

Liebe Freiwillige,

nachdem ich 2013 in den Deutschen Bundestag kam, seit ich das erste Mal von kulturweit gehört habe, habe ich mich sehr für das Programm interessiert und engagiert.

Mittlerweile hatte ich schon zahlreiche Begegnungen mit kulturweit-Alumni und jungen Menschen, die sich auf den Weg machen. Und ich habe einige dieser Menschen kennenlernen dürfen, die Sie nun treffen werden.

An Ihren Einsatzstellen werden Sie in den kommenden Monaten die Internationale Kulturpolitik noch intensiv kennenlernen und dabei ein wichtiger Akteur in der Vermittlung dessen sein, wofür Deutschland heute steht.

Sie werden Schulen und Kultureinrichtungen unterstützen. Dabei geht es nicht um einen Export von deutscher Kultur.

Unsere internationale Kulturarbeit, so wie wir sie begreifen, will vor allem eines erreichen: sie will Freiräume schaffen. Freiräume für viele Stimmen, Andersdenkende, Freiräume für den Austausch und den Dialog.

So treten wir weltweit für unsere Vorstellung eines freien Miteinanders und Austauschs der Kulturen kraftvoll ein, über Länder und Kontinente hinweg.

Und in gewisser Weise werden Sie mit Ihrer Tätigkeit auch Kulturbotschafterinnen und Kulturbotschafter für Deutschland sein! Ich bin sicher: Dabei können wir ganz auf Sie zählen!

Denn leider erleben wir, wie wir auch in Ihrem Facebook-Statement gesehen haben, ganz aktuell auch bei uns, wie Freiheiten eingeschränkt werden. Nationalisten und Populisten fordern unsere Demokratien heraus.

Die Fortschritte, aber auch die Werte und Grundsätze einer offenen und modernen Gesellschaft müssen immer wieder neu errungen werden. Auch wenn sie für mich, genauso wie für Sie, immer eine Selbstverständlichkeit waren, ungefährdet ist Demokratie nie.

Wenn wir dazu nicht bereit sind, verlieren wir sie. Das muss auch im persönlichen Umfeld täglich neu geleistet werden: Deshalb ist Ihre Bereitschaft, über Ihre Arbeit in einen kulturellen Austausch zu treten, immens wichtig.

Nur durch den Austausch und das Gespräch, das wir in Berlin, Budapest und Bogotá führen, können wir unsere globalisierte Welt besser verstehen.

2014 begleitete ich als Abgeordnete Frank-Walter Steinmeier auf seiner Reise nach Indien. Und auf dem Flug zurück war auch Rajivinder Singh mit an Bord.

Der in Deutschland lebende indische Autor, der auch als Synchronstimme von „Raj“ Koothrappali in der Serie „The Big Bang Theory“ zu hören ist, hat es im Gespräch mit dem damaligen Außenminister auf den Punkt gebracht. Er sagte, wir sollen die Welt mit 6 Augen sehen – mit unseren eigenen, mit denen unserer Freunde – und mit einem gemeinsamen Blick.

Dieser gemeinsame Blick, den Rajivinder Singh beschrieben hat, ist das, woran wir alle gemeinsam arbeiten.

Liebe Freiwillige,

vor Ihnen steht eine großartige Zeit. Seien Sie gute Botschafter unseres Landes, die zuhören können, aber auch selbstbewusst zu unseren Überzeugungen stehen. Dazu wünsche ich Ihnen viel Erfolg und eine gute Zeit!

Und: Passen Sie gut auf sich auf und melden Sie sich gelegentlich auch einmal bei uns, damit wir wissen, wie es Ihnen ergeht!

Vielen Dank!

Schlagworte

nach oben