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Rede von Staatsministerin Müntefering zur Women’s Night In

27.11.2020 - Rede

In den 70er-Jahren schrieb Bob Marley einen seiner berühmtesten Songs: No Woman, No Cry. Er hatte die Idee zu diesem Lied, als er sah, wie eine Frau nach einem Streit mit ihrem Mann mit den Tränen kämpfte. Bob Marley rief ihr zu: Hör auf zu weinen. Es liegt an Dir, etwas zu ändern.

In einem anderen Lied sang er: Get up, stand up, stand up for your rights!

Das muss man Frauen nicht erst erklären. Frauen sind bereit, sich für ihre Rechte einzusetzen. Und das nicht erst seit gestern. Der Wille, Verantwortung zu übernehmen, war 1995 der Rhythmus von Peking. Und es war die Melodie der Resolution 1325, die im Jahr 2000 verabschiedet wurde. Damals eine kleine Revolution.

Heute, 20 Jahre später, hat sich die Tonart verändert: Aus Dur ist Moll geworden. Wir alle wissen, dass der Gegenwind gegen Gleichberechtigung zunimmt. Grundsätze und Rechte, auf die wir uns vor Jahrzehnten geeinigt haben, werden wieder infrage gestellt.

Das Jubiläum der Resolution „Frauen, Frieden und Sicherheit“ ist eine Aufforderung, dass wir uns diesem Gegenwind entgegenstemmen müssen.

Wenn immer mehr Menschen versuchen, Frauen niederzuschreien, helfen Solokünstlerinnen nicht weiter. Es braucht den starken Chor der vielen.

Deshalb haben Elke Büdenbender und ich diese “Women’s Night” organisiert. Viele Frauen, die letztes Jahr in der Villa Borsig dabei waren, haben uns um eine Neuauflage in diesem Jahr gebeten. Hier ist sie: virtuell, digital und direkt in die Wohnzimmer gestreamt.

Natürlich hätten wir Sie gerne alle persönlich getroffen. Das digitale Format hat jedoch einen großen Vorteil: Mehr Frauen als je zuvor können dabei sein. Und ich freue mich, dass so viele dem Aufruf gefolgt sind!

Leider verfügt das Auswärtige Amt nicht über einen Lieferservice – Sie müssen also selbst für Ihr Glas Wein oder Wasser sorgen. Für mich wortwörtlich: Ein Takeaway für die Zukunft.

Meine Damen, ich freue mich, dass Sie heute Abend alle hier sind. Denn durch die Corona-Pandemie ist Gleichberechtigung noch wichtiger geworden. Wir möchten Frauen aus der ganzen Welt zusammenbringen; Frauen, die sich dem Kampf für Gleichberechtigung verschrieben haben.

Das Virus ist nicht nur eine gesundheitliche Bedrohung. Unser politisches Ziel muss es sein, dass unsere Gesellschaften aus dieser Krise gestärkt hervorgehen. Und das können wir schaffen.

Dieses Jahr hat das Auswärtige Amt sein Engagement im Bereich Gleichberechtigung und „Frauen, Frieden, Sicherheit“ zum ersten Mal systematisch ausgewertet. Das Ergebnis: Wir sind auf dem richtigen Weg, aber das Thema ist noch nicht Teil unserer DNA. Und das ist noch diplomatisch formuliert.

Eins ist aber klar: Unsere Türen hier im Auswärtigen Amt sind weit offen.

Wir haben das Thema „Frauen, Frieden und Sicherheit“ zu einer Priorität unserer Mitgliedschaft im Sicherheitsrat gemacht.

Wir unterstützen die Arbeit des Netzwerks weiblicher afrikanischer Führungspersönlichkeiten und des deutsch-lateinamerikanischen Frauennetzwerks Unidas.

Durch unsere Projektmittel stärken wir die Teilhabe von Frauen bei Konfliktverhütung, Friedenskonsolidierung, Stabilisierung und beim Wiederaufbau in fragilen Kontexten. Doch wir müssen noch einen Schritt weitergehen.

Wir werden „Frauen, Frieden und Sicherheit“ zu einem zentralen Thema in der Diplomatenausbildung machen.

Wir werden sicherstellen, dass sich Diplomatinnen und Diplomaten vom Beginn ihrer Karriere an bewusst sind, dass Frieden und Inklusion untrennbar zusammengehören.

Und wir werden an unseren Botschaften in Krisenregionen und an unseren multilateralen Vertretungen feste Ansprechpartnerinnen und -partner für WPS benennen.

Was die konkrete Umsetzung der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ betrifft, werden wir uns auf Frauen als Friedensaktivistinnen in Friedensprozessen konzentrieren. Hierbei sind Unterstützung, Finanzierung und Schutz die drei Schlagwörter, auf die es ankommt.

Meine Damen,

auf der ganzen Welt zeigen Frauen, dass sie zu gleichberechtigter Teilhabe fähig und willens sind. Die friedliche Revolution in Sudan wäre ohne sie nicht möglich gewesen.

Und während wir sprechen, zeigen mutige Frauen in Belarus einem Autokraten die Stirn, der behauptet, Frauen gehörten an den Herd und nicht auf die Regierungsbank.

Ihr Mut ist uns eine Verpflichtung. Lassen Sie uns gemeinsam den Akkord von Mitgestaltungsmacht und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen anschlagen.

In Bob Marleys Liedern heißt es: No Women, No Cry. Get up, stand up, stand up for your rights! Das sind starke Botschaften, letztendlich aber aus einer männlichen Perspektive.

Natürlich könnten wir auch formulieren: Talking about a Revolution.

Jedenfalls freue ich mich sehr über die starke weibliche Performance am heutigen Abend. Denn wir alle wissen: Die Talente der Frau wurden jahrzehntelang unterschätzt.

Unser Liedtext lautet: Ohne Frauen keine Fairness. Ohne Frauen keine Gerechtigkeit. Ohne Frauen kein Frieden.

Vielen Dank für Ihre Teilnahme und viel Spaß bei der heutigen Women’s Night In!

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