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Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering anlässlich der Nationalen Präsentation des UNESCO-Weltbildungsberichts „Inklusion und Bildung: Für alle heißt für alle“

22.09.2020 - Rede

„Noch nie war es so wichtig, Bildung zu einem universellen Recht und zu einer Realität für alle zu machen.“ Das schreibt Audrey Azoulay, die Generaldirektorin der UNESCO, in ihrem Vorwort zum UNESCO-Weltbildungsbericht. Sie hat Recht.

Bildung ist eine Frage der gesellschaftlichen Teilhabe.

Sie ist aber auch eine Frage der sozialen und wirtschaftlichen Teilhabe und damit Voraussetzung für Entwicklung.

Wir haben uns als Staatengemeinschaft dazu verpflichtet, den Weg hin zu einer gerechten und nachhaltigen Welt einzuschlagen. Die Agenda 2030 hat das Ziel, wirtschaftlichen Fortschritt, soziale Gerechtigkeit und den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlage miteinander zu vereinen.

Eine hochwertige und gerechte Bildung ist dabei eine der entscheidenden Stellschrauben. Sie ist eine der wichtigsten Voraussetzung dafür, Armut zu bekämpfen, Ungleichheit zu reduzieren und Frieden zu erhalten.

Wenn die Nachhaltigkeitsziele die Tür zu einer gerechten und nachhaltigen Welt sind, dann ist Bildung der Schlüssel zu dieser Tür.

Um in diesem Bild zu bleiben: Der diesjährige UNESCO Weltbildungsbericht zeigt: Wir sind noch weit entfernt davon, dass alle Menschen Einlass finden.

Immer noch werden an vielen Orten der Welt Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Identität oder einer Behinderung von einem gleichberechtigten Zugang zu Bildung ausgeschlossen. Auch bei uns in Deutschland haben wir noch eine Menge zu tun.

Corona hat die Situation noch einmal verschärft. Gerade diejenigen, die eine besondere Förderung am meisten brauchen, wurden von der Krise hart getroffen. Hausaufgaben in der Cloud helfen leider nicht, wenn zu Hause kein Computer steht oder auch niemand da ist, der den Kindern dabei hilft, diesen zu nutzen, ihnen Anleitung gibt.

In vielen Ländern der Welt kann auch heute noch kein Präsenzunterricht stattfinden. An Orten, an denen Kinder in der Schule die einzige warme Mahlzeit bekommen, ist das eine Tragödie.

Das zeigt: Bildungsgerechtigkeit ist kein Luxusthema, das man einfach beiseite wischen könnte, weil vermeintlich andere Themen gerade dringender sind.

Gestern hat auch in Deutschland ein Bildungsgipfel stattgefunden, um die Schulen und damit die Kinder in Deutschland in dieser Krise zu unterstützen und unsere Schulen in das digitale Zeitalter zu führen.

Inklusion ist und bleibt auch hierbei eine zentrale Herausforderung. Es gilt, Schule neu zu denken und auch manchen alten Zopf abzuschneiden. Die besten Konzepte, wie das gelingen kann, entstehen vor Ort. Von ihnen sollten wir lernen.

Denen, die sie entwickeln, sollten wir zuhören.

Deshalb bin ich sehr froh, dass heute bei unserem Gespräch viele Menschen dabei sind, die Inklusion aus einem Schlagwort zu einer gelebten Realität gemacht haben. Menschen wie Frau Kreutzer, die heute mit uns diskutieren wird und deren Schule im vergangenen Jahr als Beispiel für gelungene Inklusion mit dem Jakob-Muth-Preis ausgezeichnet wurde.

Für mich jedenfalls ist klar: Wir müssen nicht trotz, sondern gerade wegen Corona Fortschritte bei der Inklusion machen. In Deutschland, aber auch weltweit.

Der Bericht zeigt auch: Inklusion scheitert oft, weil wir sie schlicht nicht für möglich halten. Und dann ist es auch kein Wunder, wenn sie nicht gelingt. Umso wichtiger ist es, dass die internationale Staatengemeinschaft sich klar zu diesem Ziel bekennt:

Die UN-Charta, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Konvention gegen Diskriminierung im Unterrichtswesen, die Frauenrechtskonvention oder die Behindertenrechtskonvention. Diese Abkommen sind echte Fortschritte im Verständnis davon, wie wir Menschen miteinander zusammenleben wollen.

Inklusive Bildung ist unser Ziel. Jedes Kind soll den passenden Schlüssel erhalten.

Es liegt an uns, dass dies auch tatsächlich in die Realität umgesetzt wird. Papier ist geduldig. Junge Menschen, denen die Lebenschancen genommen werden, haben keine Zeit, geduldig zu sein.

Wir haben die Verantwortung als globale Gemeinschaft, Inklusion und Bildungsgerechtigkeit voranzubringen.

Im Auswärtigen Amt arbeiten wir daran in den Vereinten Nationen und anderen multilateralen Foren. Und: indem wir mit unserer Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik gezielt auf den zivilgesellschaftlichen Austausch setzen.

Seit 1992 haben wir über die Deutsche Akademische Flüchtlingsinitiative (DAFI) beim UNHCR mehr als 15.500 Flüchtlingen weltweit ein Hochschulstudium oder eine Ausbildung an einer äquivalenten Institution ermöglicht. Bis heute ist ein DAFI-Stipendium in vielen Ländern die einzige Möglichkeit für Flüchtlinge, einen Studienplatz an einer Hochschule zu erhalten.

Zuletzt habe ich im Norden Kenias zwei DAFI-Studierende in einem Flüchtlingscamp getroffen und erlebt, wie groß die Dankbarkeit ist, aber auch: wie Bildung tatsächlich Leben verändert.

Deshalb ist unsere Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik explizit auch ein Beitrag zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele.

Aber um Inklusion umzusetzen, braucht es Willen, Engagement und Kreativität. Und: den Austausch darüber, wie es gelingt, welche Hürden es zu überwinden gilt und wie Inklusion tatsächlich gelingen kann.

Dafür sind wir heute hier. Vielen Dank Ihnen allen für Ihr enormes Engagement!

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