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Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering zur Ausstellungseröffnung „Leonardos Intellektueller Kosmos“

10.05.2021 - Rede

Künstler, Wissenschaftler, Ingenieur. Alles zugleich und doch mehr als die Summe der Drei. Das war Leonardo da Vinci.

„Wissen ist das Kind der Erfahrung.“

Mit diesem berühmten Satz liefert uns da Vinci einen Schlüssel zu seinem Schaffen: Neues Wissen ist das Ergebnis von genauer Beobachtung. Auch heute, nach fünfhundert Jahren, ist das ein zentraler Aspekt von Wissenschaft.

Die Renaissance war eine Zeit, in der vorhandenes und neues Wissen zu einer Explosion an Kreativität und Erkenntnis führte. Leonardos „Berliner Bibliothek“, die für die Ausstellung zusammengetragen wurde, ist ein beeindruckendes Zeugnis davon.

Durch intellektuellen Austausch entstanden zahlreiche Innovationen, die einen ungeahnten Wissensreichtum hervorbrachten. Der Buchdruck beschleunigte den damaligen Wissenstransfer und machte Wissen auch grenzübergreifend verfügbar.

Was damals der Buchdruck war, ist heute die Digitalisierung.

Damals wie heute gilt: Wissen entsteht durch Kooperation und Austausch. Nationale und soziale Grenzen schließen nicht nur Menschen von Wissen aus. Sie verhindern Fortschritt.

Wir sehen das auch in dieser Zeit der Pandemie. Erfolgreiche Forschung und die Entwicklung von Impfstoffen – das funktioniert nicht ohne internationale Kooperation!

Wissen als Produkt von Wissenschaft und Innovation als „Lebenselixier unserer Gesellschaft“, wie der Ökonom Joseph Schumpeter sagt, ist weltweit Motor wirtschaftlichen Erfolgs.

Aber Wissen dient nicht allein dem ökonomischen Fortschritt. Es sind insbesondere die großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen unserer Zeit, die wir nur mit wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn und internationalem Austausch bewältigen können.

Zugleich sehen wir, dass Wissenschaftsfreiheit an vielen Orten der Welt immer mehr eingeschränkt wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden verfolgt. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden zensiert.

Doch ohne Freiheit von Wissenschaft, Lehre und Forschung ist gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer Fortschritt auf Dauer nicht möglich. Es geht hier ums Ganze: es geht um Demokratie und Grundrechte.

Es ist daher die Aufgabe von Politik, das Schaffen von Wissen ebenso zu schützen wie die Schaffenden des Wissens. Das ist auch der Kern unserer Wissenschaftsdiplomatie im Auswärtigen Amt.

Denn nur so kann Neugier und schöpferische Kreativität entstehen, wie sie auch Leonardo da Vinci so sehr auszeichnet.

Ich gratuliere dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und der Staatsbibliothek zu Berlin zu dieser wunderbaren Ausstellung. Und ich danke der italienischen Botschaft und dem Museo Galileo, die dabei mitgeholfen haben, die Ausstellung möglich zu machen.

„Wissen ist das Kind der Erfahrung“. Das gilt auch für diese Ausstellung.

Leonardos intellektueller Kosmos ist nicht nur eine Geschichte der Vergangenheit. Es ist eine Geschichte, in der sich unsere eigene Zeit spiegelt.

Allen Besucherinnen und Besuchern wünsche ich: viel Freude und gute Denkanstöße!

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