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Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering bei der Eröffnung der Kick-Off Konferenz naturweit

03.12.2018 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

„Die gefährlichste Weltanschauung ist derer, die die Welt nie angeschaut haben.“

Dieses Zitat Alexander von Humboldts, welches Sie sicher kennen, beschreibt ganz gut, warum Jungendaustausch gerade heute der Freiwilligendienst eines der zentralen Anliegen unserer internationalen Kulturpolitik ist.

Als ich vor einigen Monaten gemeinsam mit Ihnen, liebe Frau Böhmer, in der Barenboim-Said Akademie Jugendliche unseres kulturweit-Programmes vor ihrer Abreise verabschiedet habe, war ich wirklich beeindruckt. Denn ich habe dort hoch engagierte junge Menschen erlebt. Dieser Termin fiel gerade in die Debatte um die Ereignisse in Chemnitz hier in Deutschland: Gemeinsam haben die Jugendlichen damals ein Statement auf Facebook für #wirsindmehr gepostet. Für Zusammenhalt und gegen Hass und Hetze gegen Rassismus und Fremendenfreindlichkeit.

Denn genau dieses engagierte Eintreten für unsere Demokratie und unsere Werte brauchen wir, weltweit, aber auch hier in Deutschland.

Den Blick von außen, auf sich, sein Land und die Welt zu richten, das ermöglichen wir mit unseren internationalen Freiwilligenprogrammen.

Die Welt anzuschauen bedeutete für Humboldt, den Entdecker und Naturforscher vor allem aber, die Welt um sich herum zu betrachten: Die Umwelt!

Damals, während seiner Reisen nach Lateinamerika, entwickelt er ein neues Bild der Natur, in dem vom Kleinsten bis zum Größten alles miteinander verwoben ist. Ein Bild, das heute aktueller denn je ist.

Die Ideen Alexander von Humboldts, dessen 250. Geburtstag wir im kommenden Jahr feiern, wirken bis heute weiter, zum Beispiel in der Diskussion um den Klimawandel, der Nachhaltigkeit und der Ökologie.

All das sind Zukunftsthemen. Themen, die die Zukunft der kommenden Generationen bestimmen und auch heute schon besonders junge Menschen umtreiben.

Und wir brauchen genau diese jungen Menschen, wenn wir diesen Herausforderungen begegnen wollen, denen sich unsere Umwelt ausgesetzt sieht.

Ich war immer ein Fan des kulturweit-Freiwilligendienstes, den Frank-Walter Steinmeier vor zehn Jahren – Frau Veigel erwähnte es bereits - ins Leben gerufen hat. Als ich dann Staatsministerin im Auswärtigen Amt wurde, habe ich überlegt, wie wir noch mehr junge Leute für den Freiwilligendienst begeistern können:

Über „naturweit“, eine Art „Ranger-Praktikum“ in den UNESCO -Welterbeparks, wollen wir genau das erreichen.

Heute, nur wenige Monate später, bringen wir das neue Programm naturweit hier richtig ans Laufen.

Dafür bin ich auch allen die hier sind sehr dankbar! Das hier gemeinsam darüber diskutieren, wie dieses Programm ausgestaltet werden kann.

Ich bin auch der Deutschen UNESCO-Kommission und ihrer Präsidentin, und ganz besonders Frau Veigel und dem kulturweit-Team, sehr dankbar, dass Sie die Anregung so engagiert aufgenommen haben.

Schon bald, in wenigen Monaten, werden die ersten Freiwilligen aufbrechen, um sich an Stätten des UNESCO-Welterbes zu engagieren.

In UNESCO-Biosphärenreservaten, Geoparks und Naturerbestätten werden unsere Freiwilligen den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung unseres Naturerbes mitgestalten.

Sechs Monate lang können sie das Weltnetzwerk der UNESCO aus erster Hand kennenlernen. Die Freiwilligen erweitern ihre Perspektive auf globale Zusammenhänge und unterschiedliche Lebens- und Arbeitsweisen.

Man lernt etwas komplett Neues kennen - Menschen, Kulturen und bei „naturweit“ besonders die Natur! In der Auseinandersetzung mit dem Fremden lernt man außerdem immer auch etwas über sich selbst. Besonders für junge Menschen, die ihren Platz in der Welt suchen, ist das wichtig.

Man muss sich vorstellen, man reist in die älteste Wüste der Welt in Namibia und arbeitet dort sechs Monate für den Naturerhalt - ich glaube, so ein Freiwilligendienst prägt das eigene Leben und die Sicht auf die Welt grundlegend.

Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir bieten damit unseren Freiwilligen die Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln. Dies verbinden wir mit dem Wunsch, dass sie mit offenen Augen und Ohren auf Neues zugehen.

Um dies zu erreichen, suchen wir die Freiwilligen gut aus und bereiten sie auf ihren Einsatz vor. Die Freiwilligen bekommen umfangreiche Unterstützung. Es gibt eine enge Begleitung, man ist nicht allein.

Es gibt zum Beispiel Sprachkurse - da muss man keine Bedenken haben. Je offener man ist, desto einfacher hat man es insgesamt.

Und die Erfahrungen lohnen sich, das hören wir immer wieder: Sie tragen dazu bei, eine Haltung einzunehmen, in Kooperationen mit anderen einzutreten.

In vielen Fällen werden auch persönliche Freundschaften geschlossen, die ein Leben lang tragen. Die Perspektive ändert sich. Nicht nur geografisch.

Das brauchen wir - eine junge Generation, mit einem differenzierten Blick auf die Welt, die sich der globalen Verantwortung bewusst und gefeit ist vor Fremdenhass, und dem Rückfall in den Nationalismus.

Der Freiwilligendienst – und vor allem Sie, die ihn überhaupt erst möglich machen – helfen dabei, diese jungen Menschen für diese wichtigen Fragen unserer Zeit zu sensibilisieren.

Im nächsten Jahr werden die ersten 40 Freiwilligen unser gemeinsames Naturerbe entdecken und sich dafür engagieren. Ich weiß, dass das nur ein erster Schritt in die richtige Richtung ist. Wir müssen noch viele Schritte gehen. Die nächste Generation – das sehen wir – interessiert sich für ihre Umwelt.

Viele Anstrengungen brauchen wir – auch angesichts der Konferenz in Katowice. Es ist Zeit!

Aber ich verspreche Ihnen, dass wir das tun werden: gemeinsam mit Ihnen und mit der Deutschen UNESCO-Kommission. Die UN-Weltklimakonferenz, die gerade stattfindet, zeigt ja, dass dies eine der entschiedensten Herausforderungen für die gesamte Menschheit ist.

Insofern wünsche ich Ihnen eine gute Konferenz, anregende Ideen und spanende Impulse für Ihre gemeinsame Arbeit im UNESCO-Netzwerk!

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