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Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering beim Sommerfest des Goethe-Instituts

02.07.2018 - Rede

Lieber Herr Professor Lehmann,
lieber Herr Ebert,
lieber Herr Pollack,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Goethe Instituts,
liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Deutschen Bundestag,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde!

wie schön, Sie heute Abend alle hier zu sehen! Ich war in den letzten Jahren regelmäßig zu Gast beim Sommerfest.

Denn: Wenn Goethe einlädt, dann kann man sicher sein, es wird ein Abend mit vielen Bekannten aus der deutschen Kulturszene, der Kultur und Bildungspolitik.

Umso mehr freut es mich, dass ich Sie als Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik offiziell begrüßen darf.

Bundesminister Heiko Maas wäre auch gerne gekommen. Er hat mich gebeten, Ihnen seine herzlichsten Grüße auszurichten - und Sie um Verständnis dafür zu bitten, dass er heute Abend nicht hier sein kann.

Das Goethe-Institut ist - und bleibt - unser wichtigster Mittler - und wir haben noch viel miteinander vor!

Verehrte Damen und Herren, um es gleich ganz klar zu sagen: Goethe - mit seiner friedensstiftenden Kraft, seinem weltumspannenden Netzwerk, das Verbindungen und Austausch - ja, sogar Freundschaften - zwischen Menschen schafft, wird weiter gebraucht. Vielleicht mehr denn je.

Europa steht an einem Scheideweg. Wir alle sind gemeinsam in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass wir nicht weiter auseinanderfallen, sondern weiter zusammenrücken.

Wir brauchen dabei Kooperation und wir brauchen Zusammenarbeit statt nationaler Abschottung. DAS ist unsere Verantwortung - in allen Fragen unseres Zusammenlebens UND auch bei politischen Entscheidungen, hier und Jetzt.

Ich wünsche mir, dass all diejenigen, die Verantwortung tragen, sie annehmen und konstruktiv für ein stabiles, ein weltoffenes Deutschland in Europa und in der Welt eintreten.

Ich gehöre zu einer Generation für die Demokratie, Freiheit und Rechtsstaat selbstverständlich waren, aber sie sind uns sicher nicht in die Wiege gelegt worden.

Vieles, was uns selbstverständlich erschien, ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr.

In solchen Zeiten, verehrte Damen und Herren, ist es aus meiner Sicht keine Option, sich einzusetzen, es ist keine Option, dass sich DemokratInnen positionieren, es ist notwendig.

Auch die Kulturpolitik wird dabei wichtiger. Für die europäische Integration, den Zusammenhalt, aber auch für die Freiheitsräume, um kritische Auseinandersetzung zuzulassen - weltweit. Denn statt „open spaces“, sehen wir eher shrinking spaces, die Freiräume für Kulturschaffende also, werden kleiner. Kurz gesagt: Wir müssen daher helfen, Freiheit zu stärken.

Vieles Gutes haben wir im Koalitionsvertrag verankern können. Im Auswärtigen Amt haben wir gerade einen Prozess begonnen, der in eine neue Strategie für unsere internationale Kultur- und Bildungspolitik 2020 münden soll.

Dann wird unsere Kulturabteilung 100 Jahre alt - und wir wollen sie angesichts der zahlreichen Herausforderungen zukunftsfähig aufzustellen.

In diesem Prozess setzen wir auch auf die Zusammenarbeit mit unseren Mittlerorganisationen wie dem Goethe-Institut und wir wollen auch externe Partner und den Deutschen Bundestag in diesen Denk- und Strategieprozess mit einbeziehen.

Ich finde übrigens: Das gehört zu den großen Stärken – Herr Lehmann hat es in seiner Rede Diskursfähigkeit genannt – unserer Kulturpolitik. Ich habe es im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik kennen- und schätzen gelernt: es gibt auch einen Austausch jenseits von Parteigrenzen oder wie man hier sagen kann, Genre-Zirkeln.

Als Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion im Unterausschuss habe ich diese Kultur unserer parlamentarischen Arbeit in den letzten Jahren sehr schätzen gelernt.

Lassen Sie es mich noch einmal betonen: Politik BRAUCHT im Wettstreit um die besten Ideen unterschiedliche Vorstellungen, aber sie muss davon auch Egoismen unterscheiden und hintenanstellen, wenn Gutes bewirkt werden soll.

Denn: International stehen wir einer immer größeren Zahl von Akteuren der internationalen Kulturpolitik gegenüber. Wir befinden uns in einem Wettbewerb der Narrative, in dem wir unsere Werte und Positionen selbstbewusst vertreten müssen. Wir glauben an die Kraft der Demokratie und an die Kraft der Aufklärung.

So, wie es auch Thomas Mann getan hat - der im kalifornischen Exil einst zum politischen Schriftsteller und großen Demokraten wurde. Denn er beschrieb zu seiner Zeit - ich zitiere - „es ist ein schreckliches Schauspiel, wenn die Irrationalität populär wird“.

Ein Zitat, das ich mitgenommen habe, als ich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf seiner Reise zur Eröffnung des Thomas-Mann-Hauses nach Los Angeles begleiten konnte.

Ich kann Ihnen vom ersten Gespräch der Stipendiaten in Los Angeles berichten, bei dem ich dabei sein durfte - das atmete genau diesen Geist des Austausches, des Ringens um die Zukunft, um den Fortschritt.

Das war der Auftakt einer Auseinandersetzung mit unserer Zeit und heutigen Fragen.

Das, verehrte Damen und Herren, lieber Herr Lehmann, ist internationale Kulturpolitik: Wie wir sie begreifen ist sie Friedensarbeit im besten Sinne.

Ob Thomas Mann oder German Academy in New York um bei diesem Beispiel zu bleiben -
das Goethe Institut VERSTÄRKT den intellektuellen und künstlerischen Austausch mit den USA und der amerikanischen Gesellschaft - gerade in einer Zeit, in der die Kommunikation schwieriger wird. Auch mit dem Deutschlandjahr werden wir Gelegenheit haben, uns als Partner im Kulturaustausch zu präsentieren.

Was mir besonders am Herzen liegt, dass wir zudem auch Verantwortung mit und für die Zivilgesellschaft übernehmen:

Gemeinsam mit dem Institut für Auslandsbeziehungen wurde ein Büro gegründet, das eine neue Initiative zum Schutz gefährdeter Künstlerinnen und Künstler aufbaut.

Verehrte Damen und Herren,
Das ist Teil unserer Verantwortung und Sie sehen schon an diesen Beispielen: Es gibt viel zu tun. Für Goethe und für uns alle. Zugleich ist es schön, dass wir wissen, dass wir Gutes tun.

Dazu gehört ganz sicher auch, Innen und Außen neu zu denken, sich im Prozess der globalen Veränderungen noch weiter zu öffnen.

Das GI sollte künftig seine Kompetenzen auch in Deutschland noch besser als bisher zur Geltung bringen können und ebenso auch seine Strukturen um Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen noch weiter stärken.

Wir alle brauchen heute mehr denn je Sichtweisen, die unsere Perspektiven erneuern, und uns helfen, verfestigte Denkstrukturen zu hinterfragen.

Wir arbeiten deshalb mit unseren französischen Partnern daran, gemeinsame Kulturinstitute aufzubauen. Wir werden außerdem unsere Arbeit in Afrika erweitern.

In diesem Sinne möchte ich dem Vorstand des Goethe-Instituts wie auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Ihre wichtige, und dabei nicht immer einfache Arbeit in Deutschland und weltweit sehr herzlich danken.

Sie alle Leisten trotz - und vielleicht auch gerade angesichts der immensen Herausforderungen eine wirklich fantastische Arbeit.

Last but not least: Auch von meiner Seite ein Dank an dieser Stelle auch ausdrücklich an meine Kolleginnen und Kollegen im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, die die Projekte und den Weg des Goethe-Instituts seit Jahren ganz eng begleiten und befördern.

Nicht zuletzt auch ihrer Unterstützung ist es zu verdanken, dass der Haushaltsausschuss in seiner Bereinigungssitzung in der vergangenen Woche zusätzliche Mittel für die Arbeit des Goethe-Instituts, aber auch für viele andere wichtige Initiativen in der internationalen Kultur- und Bildungspolitik bereitgestellt hat.

Ohne Sie alle wäre diese Arbeit nicht möglich.

Haben Sie einen guten Abend und regen Austausch miteinander!

Vielen Dank und Glückauf!

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