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Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering anlässlich des „Berlin Seminars“ der Fulbright-Kommission

18.03.2019 - Rede

---- es gilt das gesprochene Wort ---

Westdeutschland, das Ruhrgebiet der 80er Jahren: Ich war ein kleines Mädchen und jedes Mal ganz glücklich, wenn meine Tante mich am Wochenende mit ihrem Käfer abholte. Dann durfte ich bei ihr übernachten und wir hörten mit dem Kassettenrekorder Nena. Einige erinnern sich.

Mit 99 Luftballons schaffte es die Sängerin mit ihrem Superhit auch in den USA an die Spitze der Charts. Vom Kalten Krieg, den Pershing Raketen und der Friedensbewegung wusste ich damals noch nicht. Aber Nena wurde mein erster Star.

Einige Zeit später sang sie in einem Song: „Zukunft wird aus Mut gemacht“. Eine schöne Textzeile, noch heute.

Mut ist auch das Motto Ihrer diesjährigen Berlin-Konferenz. Das ist gut gewählt. Denn Mut wird gebraucht. Den Mut, uns zu äußern, etwas zu ändern, eine Haltung einzunehmen. In diesen Zeiten ganz besonders: Für die Demokratie, für das friedliche Zusammenleben der Völker.

Das wäre auch ganz im Sinne von Senator Fulbright gewesen, dass Sie sich einmischen, statt zuzuschauen, in Zeiten, in denen diese Grundlegenden Werte wieder infrage gestellt werden.

Deswegen ist die Internationale Kulturpolitik heute so wichtig, die Dritte Säule unserer Außenpolitik, neben der klassischen Diplomatie und den Wirtschaftsbeziehungen ist sie die „Außenpolitik der Gesellschaften“. Dazu zähle ich auch die Fullbright Kommission. Denn: Sie, als Stipendiaten, sind ein wichtiger Teil dieses weltweiten Netzwerkes, weil Sie aus eigenem Erleben zu dieser Außenpolitik der Gesellschaften beitragen.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie viele von Ihnen heute hier sind. Sie alle zeigen, wie wichtig der persönliche Austausch und das wechselseitige Lernen nicht nur für Sie, sondern für die transatlantische Freundschaft sind.

Derzeit befinden wir uns in einer der schwierigsten Phasen unserer Beziehungen seit Ende des zweiten Weltkrieges. Die USA bleiben aber unser wichtigster Partner außerhalb der europäischen Union. Gerade in Zeiten, in denen es auf der diplomatischen Ebene nicht einfacher wird, brauchen wir den Austausch von Menschen, die die Bande zwischen unseren Ländern nicht abreißen lassen.

Uns verbinden sieben Jahrzehnte der Partnerschaft und der Freundschaft. Unsere Gesellschaften sind heute tief verflochten durch eine Vielzahl wirtschaftlicher, kultureller und politischer Verbindungen.

Dennoch sehen wir, wie unter der aktuellen US-Regierung die diplomatischen Verunsicherungen zwischen unseren Ländern zunehmen. Wir erfahren zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte, dass wir nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit von gemeinsamen Werten und Interessen ausgehen können, die über zwei Generationen unser Verhältnis geprägt hat.

Deswegen bin ich so froh, dass wir aus dem Auswärtigen Amt auch dazu beitragen können mit unserem Deutschlandjahr, das mit über 1000 Veranstaltungen in 50 Staaten USA unser Land präsentiert.

Zusammen mit all den Partnerorganisationen, die beteiligt sind, wissen wir: Auch wir müssen einen Beitrag leisten. Das Motto unseres Deutschlandjahres ist dabei auch ein mutiges, ein anspruchsvolles - aber ich meine eben auch, ein wahres: WunderbarTogether.

Und wenn ich mich hier umsehe, ist auch der Geist dieses Fulbright Seminars hier in Berlin.

Die Deutsch-Amerikanische Fulbright-Kommission ist eines der wichtigen Elemente der akademischen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA und wird von beiden Regierungen dauerhaft unterstützt.

Mit dem Fulbright-Abkommen zwischen Deutschland und den USA vom 18. Juli 1952 wurde eines der aktivsten Programme im globalen Fulbright-Netzwerk ins Leben gerufen - ein Netzwerk, das mittlerweile mehr als 155 Länder umfasst. Seit seiner Gründung wurden mehr als 46.000 Stipendien - also jedes siebte Stipendium - innerhalb deutsch-amerikanischer Austauschprogramme vergeben. Jährlich kommen rund 700 Stipendiaten hinzu.

Neben der Vergabe langfristiger Studien- und Reisestipendien, beteiligt sich Fulbright am internationalen Austausch auch durch die Ausrichtung von und die Teilnahme an Veranstaltungen zu aktuellen Themen.

Mit dem Projekt „Meet a German“ ist Fulbright auch Teil des Deutschlandjahres in den USA. Dadurch erhalten Schüler aus allen Stufen und Altersgruppen die Möglichkeit mit „Deutschlandkennern“ ins direkte Gespräch zu kommen.

Sehr verehrte Damen und Herren!

Nach 70 Jahren Bundesrepublik können wir sagen: Es war sicherlich auch eine mutige Entscheidung, Deutschland wieder einzubeziehen in die die Staatengemeinschaft, so kurz nach dem Überfall auf seine Nachbarn, dem Holocaust. Doch es war eine gute Entscheidung. Sie hat die Grundlage dafür gelegt, dass Deutschland sich in Europa wieder zu einer wirtschaftlich starken Demokratie entwickeln konnte.

Dafür können gerade wir Deutschen dankbar sein, auch heute noch. Und vor allem können wir daraus lernen. Denn: Um diese Demokratie, diese Chance auf dauerhaften Frieden, müssen wir uns heute wieder besonders kümmern. Wir müssen eintreten für eine offene Gesellschaft, für Kooperation, für Multilateralismus, für Forschergeist und Meinungsfreiheit. Wir dürfen die Spaltung unserer Gesellschaft nicht zulassen, sondern müssen eintreten für das Miteinander.

Liebe Stipendiaten und Alumni, auch Dank Ihres Engagements haben die deutsch-amerikanischen Beziehungen seit der Nachkriegszeit eine neue Qualität erreicht - eine Qualität und Beständigkeit, in die wir heute noch vertrauen.

Die Idee dahinter, dass das Ende der Förderzeit nicht das Ende des Austausches darstellt, finde ich deswegen besonders wichtig.

Denn: wir sind überzeugt sind, dass wir Miteinander mehr erreichen, als allein.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen lebendige Debatten, kreative Ideen und eine ordentliche Portion Mut zur Zukunft.

Vielen Dank!

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