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Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering beim Festival der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V. anlässlich des 70. Unabhängigkeitstages des Staates Israel

25.05.2018 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

Sehr geehrter Herr Königshaus,
Sehr geehrter Herr Botschafter Issacharoff,

Sehr geehrter Hilik Bar, Vizepräsident der Knesset,
Sehr geehrte Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags,
sehr geehrte Exzellenzen,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich freue mich sehr, heute hier mit Ihnen allen den 70. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel feiern zu können.

Am 14. Mai 1948 verlas David Ben Gurion, der spätere erste israelische Ministerpräsident, im Stadtmuseum von Tel Aviv die Erklärung. 70 Jahre später lädt die Deutsch-Israelische Gesellschaft aus diesem Anlass zum Festival nach Berlin, hierher in die „Station“ am Gleisdreieck. Das wir heute gemeinsam den 70. Jahrestag der Gründung des Staates Israel begehen dürfen, ist Anlass zu sehr großer Freude.

Ganz hier in der Nähe der „Station“ – einem ehemaligen Bahnhof – liegt der Anhalter Bahnhof. Eigentlich Orte der Mobilität und des Fortschrittes erinnert uns dieser doch an die furchtbare Rolle, die Bahnhöfe im deutsch-jüdischen Verhältnis als Orte der Deportation spielten. Deutschland und Israel sind durch das furchtbare Menschheitsverbrechen der Shoah auf immer verbunden.

Wir Deutsche dürfen nie vergessen, wieviel unfassbarer Schmerz, wieviel Gräuel durch deutsches Tun entstanden sind.

Ich empfinde es deshalb als Geschenk, dass Israel und Deutschland, heute so enge Beziehungen pflegen!

Es ist darum etwas ganz Besonderes, wenn heute ein Vizepräsident der Knesset in Deutschland mit uns den Jahrestag der Staatsgründung feiert!

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich war gerade Anfang des Monats in Israel und habe in Yad Vashem der Opfer gedacht. Es bleibt nach meiner tiefen Überzeugung unsere dauerhafte Verantwortung, mit aller Kraft und allen Mitteln gegen Antisemitismus, Rassismus, gegen Ausgrenzung vorzugehen.

Hierbei sollten wir vor allem die nächste Generation im Blick haben, die jungen Menschen in beiden Ländern, die die Geschichte, die Deutschland und Israel verbindet, nur aus Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern kennen und denen das heutige moderne Israel oft gar nicht bekannt ist. Deshalb finde ich es richtig, dass wir im Koalitionsvertrag deutlich gemacht haben, dass der internationale Jugendaustausch gerade im Bereich der Erinnerungs- und Gedenkkultur besonders gefördert werden muss.

Der mit seinen 70 Jahren noch relativ junge Staat Israel blickt auf eine beeindruckende Entstehungsgeschichte zurück, - und doch erinnern uns die die täglichen Bilder in den Nachrichten daran, dass Israel in einer sehr instabilen Region liegt und dass der Weg bis zu einem friedlichen Miteinander immer weiter zu werden scheint.

„Zum Frieden verpflichtet“ – so habe ich es in Yad Vashem geschrieben. Und das bedeutet für mich ganz klar auch, dem Frieden für Israel verpflichtet. Mir persönlich ist wichtig, dass Deutschland für die Existenz und die Sicherheit Israels einsteht. Denn ich glaube an einen gerechten Frieden, in dem Israels Existenz und Sicherheit garantiert sind und in dem Israelis und Palästinenser Seite an Seite in zwei Staaten leben.

Bitte nehmen Sie diese Botschaft mit: gerade in der jetzigen Situation stehen wir zu Israel auch im Wissen um das schwierige Verhältnis zu seinen Nachbarn.

Meine Damen und Herren,

2018 wird Israel 70 Jahre alt. Das ist ein Anlass zu großer Freude und zum Feiern.

Und zum Feiern gibt es weltweit wohl kaum bessere Orte als Tel Aviv und Berlin. Die beiden Städte, haben aber nicht nur eine ausgeprägte Clubszene gemeinsam. Es sind beides pulsierende, schnell wachsende, bunte Städte mit einem sehr vielfältigen kulturellen Leben.

Auch das Gebäude, in dem die Unabhängigkeitserklärung 1948 verlesen wurde, verbindet Tel Aviv und Berlin: das heutige Unabhängigkeitsmuseum erhielt seine moderne, an das Bauhaus erinnernde Form durch den israelischen Architekten Carl Rubin. Rubin war Anfang der 1930er Jahre in Berlin Mitarbeiter des jüdisch-deutschen Star-Architekten Erich Mendelsohn.

Er und viele andere jüdische Architekten die vor dem Regime der Nationalsozialisten fliehen mussten, prägten mit ihren Ideen die Stadtentwicklung und halfen dabei, die typisch schlichte Designsprache, die uns bis heute alltäglich begegnet, zu entwickeln.

Eines der deutlichsten Symbole hierfür ist die „Weiße Stadt“ - die „White City“ - in Tel Aviv. Sie ist die weltweit größte Ansammlung von Häusern im Bauhausstil.

Viele von Ihnen kennen sie sicher: fast 4000 Bauhaus-Gebäude mitten im modernen Tel Aviv.

Seit 2003 sind sie als einzigartiges Phänomen moderner Architektur-Geschichte Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Auch als Vertreterin der Bundesregierung will ich dies hier besonders hervorheben, denn es ist uns ein besonderes Anliegen, dabei zu helfen, dieses Kulturgut gemeinsam mit unseren israelischen Partnern zu erhalten. So unterstützt die Bundesregierung seit 2015 mit rund drei Millionen Euro, verteilt über 10 Jahre aus Baumitteln den Aufbau eines Zentrums für Architektur und Denkmalschutz in der Stadt. Das Auswärtige Amt hat darüber hinaus vom Bundestag Sondermittel in Höhe von 2 Mio. Euro erhalten, um das 100jährige Jubiläum des „Bauhaus“ 2019 auch international zu würdigen.

Hierbei möchte ich auch der Deutsch-Israelischen Gesellschaft für das Vorantreiben dieser Zusammenarbeit danken.

Es ist ein schönes Beispiel von Kulturdiplomatie, die von vielen getragen wird.

Meine Damen und Herren,

die Deutsch-Israelische Gesellschaft bringt die Buntheit und Vielfalt Israels an diesem Wochenende für alle Generationen erlebbar in die „Station“. Zu dieser wunderbaren Buntheit gehört auch die israelische Musik, von der wir im Laufe der Veranstaltung noch eine Kostprobe serviert bekommen.

Generell hat Israel hat eine sehr vielfältige Musikszene, die weit über die Grenzen des Landes Erfolge feiert – wie jüngst die Gewinnerin des European Song Contest, Netta, mit ihrem mitreißenden Song „Toy“.

Ich danke Herrn Königshaus stellvertretend für all diejenigen, die dieses große, vielfältige Festival auf die Beine gestellt haben.

Wir als Auswärtiges Amt unterstützen diese Veranstaltung gerne.

Wir wollen die zahllosen Bande, die uns schon heute in Politik, in Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft verbinden, immer enger knüpfen.

Wir wollen die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel noch tiefer verankern und für unsere jeweiligen Bevölkerungen erlebbar machen, wie vielfältig und bunt die Verbindungen sind.

Dazu gehören auch all die vielen Zivilgesellschaftlichen Akutere, die dieses enge Netzt zwischen Deutschland und Israel mit Leben füllen - deren Vertreter sind heute auch hier.

Auch Ihnen gilt mein Dank für Ihr Engagement.

Ich wünsche Ihnen und uns allen ein gelungenes Fest!

Vielen Dank!

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