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Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering beim 7. Symposium Weltverband Deutscher Auslandsschulen 2019

06.06.2019 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

Herzlichen Dank dem WDA-Vorstand für die Einladung, hier beim Symposium ein Grußwort an Sie zu richten.

Sie wissen, dass ich gern bei Ihnen bin.

Denn: Bildung ist und bleibt, gerade in einer globalisierten Welt, in der nationalistische Tendenzen stärker und alte Gewissheiten infrage gestellt werden - und in der Ressourcen und Chancen weiter sehr ungleich verteilt sind: Eine Verpflichtung, ein Menschenrecht und nicht zuletzt auch eine große Chance auf Verständigung.

Verehrte Damen und Herren,
es ist deswegen kein Zufall, dass das Deutsche Auslandsschulwesen einen grundlegenden Wandel vollzogen hat.

90 von 140 Auslandsschulen sind heute so genannte Begegnungsschulen und werden insbesondere von einheimischen jungen Menschen besucht.

Hinzu kommt das PASCH-Netzwerk mit über 2000 Schulen weltweit, das sich seit seiner Gründung durch Frank-Walter Steinmeier beachtlich entwickelt hat.

Für die Internationale Kulturpolitik ist die Bildungsarbeit im Ausland gar nicht zu überschätzen - denn sie gibt nicht nur konkrete Bildungschancen für jeden einzelnen Schüler, für jede einzelne Schülerin, sondern durch die Begegnung und das gemeinsame Lernen und Erlernen der deutschen Sprache entsteht bei hunderttausenden jungen Menschen eine lebenslange Bindung an unser Land und ein echter Zugang zu unserer Kultur und zu der Vielfalt der deutschen Gesellschaft.

Vielfalt und kulturelle Unterschiede begreifen wir dabei als Bereicherung, ihre Anerkennung als Band der Verständigung.

Die deutschen Auslandsschulen sind gelebte Werte, sie auch künftig zu sichern, zu fördern, weiterzuentwickeln - das ist und muss Kern unserer Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik bleiben.

Ich weiß noch genau, als ich in den Bundestag kam, da hatte ich über 10 Jahre in der Kommunalpolitik ehrenamtlich gearbeitet: Davon einige Jahre als Schulpolitische Sprecherin.

Die Auslandsschulen kannte ich nicht - da hat Ulla Schmidt, die ich hier besonders begrüßen möchte, sehr schnell für Abhilfe gesorgt.

Liebe Ulla, für die Auslandsschulen zu werben, wie Du das tust: Dafür, meine ich, können und müssen wir alle noch mehr tun.

Ohne das ehrenamtliche Engagement der vielen Vorstände der Deutschen Auslandsschulen aber, könnte das nicht gelingen. Ohne Sie könnte es unsere Auslandsschulen in dieser Form schlicht nicht geben.

Und deswegen möchte ich Ihnen allen ganz herzlich danken.

Das ist mit einer Menge Aufwand und Einsatz und auch manchem grauen Haar verbunden, das weiß ich von meinen Besuchen und durch viele Gespräche mit Lehrern, Schulleitern und Vorständen.

Gerade gestern hat die Deutsche Schule La Paz den zweiten Preis beim Wettbewerb um den Deutschen Schulpreis gewonnen. Meine herzlichen Glückwünsche !

Dies ist ein großer Erfolg für die Schule, aber auch für die Deutschen Auslandsschulen insgesamt.

Und es ist eine Auszeichnung stellvertretend für die tolle Arbeit die von den Vorständen und den Lehrkräfte an allen Auslandsschulen geleistet werden.

Die Schulen leben von Ihrem Einsatz, und der WDA tut recht daran, uns immer wieder die Bedeutung Ihres wichtigen Engagements vor Augen zu führen.

Die vom WDA beauftragte „Wifor-Studie“ hat Ihren Beitrag quantifiziert: Sie kommt zu dem Ergebnis, dass ein Vorstandsmitglieds im Durchschnitt 1.200 Stunden pro Jahr für eine Auslandsschule aufwendet.

Eine enorme Zahl.

Sie vergessen darüber ihren Auftrag jedoch nicht. Das Symposium bezeichnet in seinem Titel die Auslandschulen als „Leuchttürme in unsicheren Zeiten“.

Und in der Tat: Das Ergebnis der Europawahlen zeigt uns leider, dass eine immer noch wachsende Minderheit sich europafeindlichen Parteien zuwendet.

Gleichwohl - das Bild ist differenzierter zu betrachten: Denn die hohe Wahlbeteiligung und die insgesamt vorherrschende Mehrheit der europafreundlichen Kräfte im Europäischen Parlament können uns Europäern auch Mut machen.

Genau dies machen die Auslandsschulen, Mut.

Denn sie sind keine abgeschotteten deutschen Inseln in der Fremde - sie sind Orte des Miteinanders.

Die Auslandsschulen sind eine Zukunftsinvestition in die internationale Verständigung.

Die Förderung der Auslandschulen dient dazu, kulturelle Grenzen zu überwinden, ein modernes, vielgestaltiges Bild unseres Landes zu vermitteln und die Deutschkenntnisse in anderen Ländern zu stärken.

Diese Ziele sind im Auslandsschulgesetz und seiner Begründung festgehalten.

Es ist deshalb auch folgerichtig, dass der WDA kürzlich ein Mitgliedsverband der Europäischen Bewegung Deutschlands geworden ist.

Ich habe mich darüber gefreut! Weil das kulturelle Fundament Europas weiter gestärkt werden muss.

Die Auslandsschulförderung ist ein fester Bestandteil der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik.

Dies mag selbstverständlich klingen, verdient aber doch hervorgehoben zu werden.

Denn unter anderem durch diese klare Zielbestimmung unterscheiden sich die Auslandsschulen von den Privatschulen in Deutschland.

Die Auslandsschulen sind eben keine Ersatzschulen im Sinne des Grundgesetzes oder der Landesschulgesetze.

Diese Unterschiede sollten wir im Auge behalten, wenn wir miteinander über die Gestaltung des Auslandschulwesens und die Evaluierung des Auslandsschulgesetzes sprechen.

Sie merken: Ich spiele an auf das Rechtsgutachten, das der WDA in Auftrag gegeben und im Januar veröffentlicht hat.

Wenngleich ich nicht mit dem Tenor des Gutachtens übereinstimme, das in der Konsequenz empfiehlt, die Auslandsschulen von der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik abzulösen.

Dennoch sehe ich eine Notwendigkeit: Wir brauchen die Diskussion über die Zukunft der Auslandsschulen.

Diese Debatte hat sich nicht zuletzt der Deutsche Bundestag noch für dieses Jahr auf die Fahne geschrieben.

Und wir haben uns fest vorgenommen, das Auslandschulgesetz und damit die Auslandsschulförderung bereits in den nächsten sechs Monaten zu evaluieren.

Die Vorarbeiten laufen bereits.

Das Gesetz ist nun fünf Jahre in Kraft – die richtige Zeit, um sich intensiv mit seinen Wirkungen zu befassen und gegebenenfalls umzusteuern, sollten sich Fehlentwicklungen herauskristallisieren.

Ich meine, wir müssen ganz verschiedene Aspekte dabei in den Blick nehmen:

Ist die Förderung wirklich verlässlicher und unbürokratischer geworden?

Wie sichern wir Qualität?

Können wir flexibel genug Schulen unterstützen, wenn sie von politischen und wirtschaftlichen Krisen betroffen sind?

Wird der Inklusion und der sozialen Komponente ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt?

Wie können wir die Auslandsschulen noch attraktiver machen für deutsche Lehrkräfte aus den Schuldiensten der Länder?

Wie bilden wir sie fort?

Wie finden wir weiterhin gutes und qualifiziertes Personal für die anspruchsvollen Positionen der Schulleitungen?

Gerade die Frage nach guten Fachkräften, die eine hohe Verantwortung tragen und vor interessante, aber auch vielfältige Aufgaben gestellt werden, bleibt in Zeiten des Lehrermangels in Deutschland eine vordringliche Frage.

Und natürlich hat das auch etwas mit Finanzierungsfragen zu tun - manche

Beantwortung dauert hier bereits zu lange.

Eine aussagekräftige, nah an der Wirklichkeit bleibende Evaluierung bedarf also in jedem Falle Ihrer Mithilfe. Ich lege deswegen Wert darauf, auch die Meinung und Erfahrungen der Schulvorstände in die Evaluierung einzubeziehen.

Über Ihre Unterstützung hierzu würde ich mich freuen.

Verehrte Damen und Herren,
wenn wir von Erfahrung sprechen, dann will ich vor allem einen unter uns ganz besonders erwähnen: Denn mein besonderer Dank heute gilt insbesondere Ihnen, lieber Herr Ernst.

Sie werden, wie es die Satzung des WDA vorsieht, nach neun Jahren den Verbandsvorsitz abgeben. Sie haben in Ihrer Amtszeit den WDA geprägt, ihn modern aufgestellt und viele zusätzliche Mitglieder gewonnen.

Der WDA und das Auswärtige Amt haben während Ihrer Amtszeit gut zusammengearbeitet, so ist es an vielen Stellen auf den Fluren im Auswärtigen Amt zu hören.

Gelobt wurde etwa die gemeinsame Organisation der „Weltkongresse“ – einer wichtigen Veranstaltung, die weit in den politischen Raum hineinwirkt.

Lieber Herr Ernst,
wer Sie erlebt hat, kann sich kaum vorstellen, dass Sie die Auslandsschulen nach diesem Dienst vergessen - im Gegenteil: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie den deutschen Auslandsschulen weiterhin eng verbunden bleiben werden.

Dafür meinen ganz herzlichen Dank, lieber Herr Ernst!

Zum Abschluss lassen Sie mich aber noch einen Punkt aus dem jüngsten WDA-Leistungsbericht aufgreifen: Sie unterstreichen hier, dass die Auslandsschulen Deutschland deutlich mehr nutzen als sie uns kosten.

Wie wahr!

Der WDA will gerade diese Erkenntnis noch wirksamer in die Öffentlichkeit hineintragen - auch da sind wir ganz einer Meinung!

Für das gesamte Auswärtige Amt kann ich Ihnen deswegen versichern: Auf dieser Basis werden WDA und Auswärtiges Amt auch in Zukunft gut zusammenarbeiten.

Sie werden gebraucht.

Ich wünsche Ihnen eine gute Tagung!

Vielen Dank!

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