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Grußwort von Staatsministerin Michelle Müntefering anlässlich 60 Jahre Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.

25.05.2018 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

Sehr geehrte Vorstandsmitglieder und Geschäftsführerinnen von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.,
liebe Gäste aus dem Ausland und Wegbegleiter von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste,
liebe Freiwillige,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich heiße Sie herzlich im Auswärtigen Amt willkommen, auch im Namen von Bundesaußenminister Maas. Er befindet sich heute auf Reisen, hat mich aber gebeten, Ihnen seine besten Wünsche zu übermitteln und seinen persönlichen Dank für 60 Jahre Versöhnungsarbeit von Aktion Sühnezeichen e.V. auszusprechen.

Es ist mir eine Ehre, von so vielen inspirierenden Menschen umgeben zu sein. Sie alle setzen sich dem unvorstellbaren Leid zum Trotz für Versöhnung und Vergebung und gegen das Vergessen ein.

Dabei ist es keine Selbstverständlichkeit, dass Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wie Sie, die die Grauen der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft überlebt haben, heute enge Beziehungen nach Deutschland pflegen. Es ist ein vielmehr ein großes Geschenk, dass Sie seit vielen Jahren jungen Menschen aus Deutschland die Hand reichen. Es ist ein Geschenk, dass Sie den Freiwilligen und anderen jungen Menschen Einblicke in die dunkelsten Kapitel Ihres Lebens gewähren, auch wenn dies schmerzhafte Erinnerungen wachruft. Es ist ein Geschenk, dass Sie Ihre Erfahrungen teilen, damit nachfolgende Generationen ihre ganz persönlichen Lehren daraus ziehen können.

Außerdem ist ein Privileg, dass Sie heute zu uns in das Auswärtige Amt gekommen sind. Auch wenn dies nicht der historische Ort ist, repräsentiert dieses Hauses auch einen Teil der verbrecherischen Politik des NS-Regimes. Das Auswärtige Amt war frühzeitig über die Ausmaße informiert und an der systematischen Vernichtung der europäischen Juden beteiligt. Dieser Vergangenheit müssen wir uns im Auswärtigen Amt immer wieder aufs Neue stellen.

Sie bleibt uns zugleich Auftrag und Mahnung, uns für die Wahrung der Menschenrechte weltweit zu engagieren und gegen Antisemitismus und Rassismus einzutreten.

In unserer Arbeit sind wir in ganz besonderer Weise auf zivilgesellschaftliche Partner angewiesen. Stellvertretend für alle, die seit sechs Jahrzehnten die Arbeit von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste geprägt haben, möchte ich daher den Vorstandsmitgliedern und den Geschäftsführerinnen meinen ganz besonderen Dank aussprechen.

Sie haben Begegnungen ermöglicht, die nach dem Ende des 2. Weltkriegs kaum vorstellbar waren.

Sie haben Zeichen für Frieden und Versöhnung gesetzt, oft lange bevor die Politik in vielen Ländern offiziell um Vergebung gebeten hat.

Sie wirken in vielen Ländern Europas, in Israel, in den USA, in einigen Ländern, wie z.B. Weißrussland, teils unter schwierigsten Bedingungen.

ASF-Freiwillige kümmern sich seit Jahren um Menschen, die unter den Folgen der NS-Gräueltaten gelitten haben und immer noch leiden. Sie setzen sich für sozial benachteiligte und ausgegrenzte Menschen ein. Freiwillige engagieren sich in Bildungsprojekten. In den sechs Jahrzehnten ist das ASF-Netzwerk auf nun über 10.000 Freiwillige angewachsen.

So freue ich mich besonders, dass auch ehemalige Freiwillige hier sind. Ihnen gebührt stellvertretend für alle anderen ebenfalls unser großer Dank. Sie haben mit Ihrer Arbeit im Ausland nicht nur Ihren Horizont erweitert, sondern sind noch einen Schritt weitergegangen:

Sie haben sich als junge Menschen dem schrecklichsten Kapitel der deutschen Geschichte gestellt. Gerade heute, wo die persönlichen Bezüge zur NS-Zeit in der eigenen Familiengeschichte immer weniger eine Rolle spielen, zeigen Freiwillige, dass der Gründungsgedanke von ASF von 1958 nichts an Aktualität eingebüßt hat. Damals wie heute sind junge Menschen bereit, Verantwortung zu übernehmen und Hass und Ausgrenzung entgegenzutreten.

Das gibt bei aller Sorge um die Zunahme von Rechtspopulismus, Rassismus und Antisemitismus auch Anlass zu Hoffnung.

Ich wünsche uns allen, dass die Freiwilligen weit über die Grenzen Ihrer Einsatzorte hinaus in die Gesellschaft wirken.

Nun freue ich mich auf anregende Gespräche mit Ihnen, all diesen wunderbaren Menschen hier im Raum, und erhebe mein Glas auf 60 Jahre Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.

Für Ihre Aufmerksamkeit danke ich Ihnen sehr herzlich.

Vielen Dank!

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