Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts

Wer hetzt, trägt Verantwortung

07.01.2021 - Namensbeitrag

Namensbeitrag von Außenminister Heiko Maas bei Spiegel Online

Dieser Angriff auf das Kapitol trifft nicht nur die USA. Wer die amerikanische Demokratie attackiert, der trifft uns alle.

Die Bilder vom Sturm aufs Kapitol tun jedem Freund der Demokratie in der Seele weh. Die demokratische Welt ist geschockt und entsetzt. Aber das reicht nicht. Wir brauchen einen Schulterschluss aller Demokraten - weltweit. Der Kampf gegen engstirnige Verblendung, gegen Intoleranz, gegen die Spaltung unserer Gesellschaften – er ist unser gemeinsamer Kampf. Denn es wäre selbstgerecht, jetzt allein mit dem Finger auf Amerika zu zeigen. Auch bei uns, in Hanau, Halle, auf den Stufen des Reichstags, haben wir erleben müssen, wie Hetze und aufrührerische Worte in hasserfüllte Taten umschlagen.

Ganz klar: Wer wie Trump jahrelang mit Worten zündelt und seine eigenen Anhänger ständig aufhetzt, der trägt Verantwortung für diese Attacke auf das Herz der amerikanischen Demokratie. Wir sehen auf der ganzen Welt was passiert, wenn radikale Populisten an die Macht kommen und systematisch gegen demokratischen Institutionen Stimmung machen. Ja, Demokratie lebt vom Widerspruch, auch vom Streit. Doch sie stirbt, wenn rohe Gewalt den anderen mundtot macht, wenn blanker Hass alle Grenzen von Anstand und Respekt sprengt.

Der radikale Mob steht nicht für die Mehrheit in den USA. Die große Mehrheit der amerikanischen Wähler steht überzeugt hinter der Demokratie, sie hat sich bei der Wahl gegen einen Rechtspopulisten entschieden. Das sollte nicht nur Donald Trump endlich akzeptieren. Jeder Republikaner mit einem Mindestmaß an Verantwortung sollte jetzt endlich Trump deutlich widersprechen. Die amerikanischen Gerichte haben klar entschieden: Diese Wahl war rechtmäßig. Wer das nicht respektiert, missachtet das eigene Volk.

Amerikas Stärke ist seine Vielfalt. Auf der Welt bewundert wird es für die Freiheit seiner Demokratie. Der neugewählte amerikanische Präsident, Joe Biden, weiß darum. Sein gestriger Aufruf zu gegenseitigem Respekt und Versöhnung waren die wohltuenden Worte eines Präsidenten. Und die Bestätigung der Wahl von Joe Biden und Kamala Harris durch den US-Kongress war die beste, demokratische Antwort an diejenigen, die gestern in Washington Chaos und Unfrieden gesät haben.

Als Freunde Amerikas und als Freunde der Demokratie wünschen wir Joe Biden und Kamala Harris viel Kraft bei der schweren Aufgabe, die Spaltung Amerikas zu überwinden. Wir stehen im Kampf für die Demokratie an ihrer Seite. Getreu dem uramerikanischen Wahlspruch: „E pluribus unum“ – aus vielen eines.

Schlagworte

nach oben